Werkausgabe

Das Verhör des Harry Wind

Chronologie aller Bände (1 - 2)

Die Reihenfolge beginnt mit dem Buch "Das Verhör des Harry Wind". Wer alle Bücher der Reihe nach lesen möchte, sollte mit diesem Band von Walter M Diggelmann beginnen. Mit insgesamt 2 Bänden wurde die Reihe über einen Zeitraum von ungefähr 2 Jahren fortgesetzt. Der neueste Band trägt den Titel "Filippinis Garten /Schatten".

  • Anzahl der Bewertungen für die gesamte Reihe: 3
  • Ø Bewertung der Reihe: 4.5
  • Start der Reihe: 01.07.2002
  • Neueste Folge: 27.09.2004
Cover: Das Verhör des Harry Wind
  • Band: 3
  • Autor: Diggelmann, Walter M
  • Anzahl Bewertungen: 1
  • Ø Bewertung: 4.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 01.07.2002
  • Genre: Historische-Romane

Das Verhör des Harry Wind

Die Diggelmann-Werkausgabe in sechs Bänden
Der Roman Das Verhör des Harry Wind - der dritte Band der sechsbändigen Werkausgabe in der edition 8 - machte den Autor 1962 schlagartig auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Der Stil, ein karger, stark dokumentarisch geprägter Realismus, war neu.
Der Roman Das Verhör des Harry Wind brachte Walter Matthias Diggelmann 1962 den ersten grossen Erfolg und machte ihn schlagartig auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Brisant und hoch aktuell war nicht nur das Thema des Buches; auch der Stil, ein karger, stark dokumentarisch geprägter Realismus, war neu und traf offensichtlich den Geschmack der Zeit. Wie bei Diggelmann üblich, entstammte der Stoff zu diesem Roman wiederum der ganz persönlichen Erfahrung. Als Texter in der Werbeagentur von Rudolf Farner hatte er die damals brandneuen Methoden der politischen Public-Relation kennen gelernt. Erstaunt und schockiert stellte er fest, wie leicht sich Stimmungen instrumentalisieren und Meinungen manipulieren liessen. Gleichzeitig war er aber auch fasziniert von der Persönlichkeit Rudolf Farners, der Macht und Einfluss spielen liess, wenn es darum ging, seine politischen und wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen.
Harry Wind ist nicht Rudolf Farner, aber er trägt deutliche Züge des erfolgreichen Werbers, die ihrerseits mit stark autobiografischen Elementen durchsetzt sind. Diese Verbindung von beruflicher und lebensgeschichtlicher Erfahrung verleiht dem Roman eine hohe Authentizität. Zwar wirkt die Auseinandersetzung um Armee- und Abrüstungsfragen vor dem Hintergrund des Kalten Krieges heute etwas zeitgebunden; die Grundfragen des Buches aber - Fragen nach Wahrheit und Lüge sowohl im öffentlichen Diskurs wie innerhalb der eigenen Lebensgeschichte - haben nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Wie alle Figuren im Werk Walter Matthias Diggelmanns ist auch der des Landesverrats angeklagte Harry Wind ein Geschichtenerzähler und Geschichtenerfinder auf Gedeih und Verderben. Was für den Werber ein raffiniert eingesetztes Arbeitsinstrument war, wird für den Angeklagten ein geschickt genutztes Mittel zur eigenen Verteidigung. Für Diggelmann selbst waren Geschichten immer beides: eine literarische Form und der Versuch, der eigenen Wahrheit auf die Spur zu kommen.
Walter Matthias Diggelmann (1927-1979) gehörte in den sechziger und siebziger Jahren zu den erfolgreichsten und profiliertesten Stimmern der Schweizer Literatur. Sein Werk umfasst 10 Romane, 3 Jugendbücher, mehrere Erzählbände sowie zahlreiche Hör- und Fernsehspiele, Kolumnen, Reportagen und Gedichte. Das Autobiografische stand zwar stets im Zentrum seines Schaffens; doch der Geschichtenerfinder ist vom Kämpfer für jene, die selber keine Stimme haben, nicht zu trennen. Das machte ihn anfechtbar und unbeliebt und führte dazu, dass er seine Bücher über Jahre nur noch in Deutschland veröffentlichen konnte.
Cover: Filippinis Garten /Schatten
  • Band: 5
  • Autor: Diggelmann, Walter M
  • Anzahl Bewertungen: 2
  • Ø Bewertung: 5.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 27.09.2004
  • Genre: Historische-Romane

Filippinis Garten /Schatten

Diggelmann-Werkausgabe in 6 Bänden

Die Entstehung des Romans Filippinis Garten verdankt sich einem Zufall. Auf dem Weg ins Tessin begegnet Walter Matthias Diggelmann in Thusis einer entfernten Verwandten und erfährt von ihr, dass sein Stiefvater gestorben ist. Niemand hatte es für nötig befunden, ihn von dessen Ableben in Kenntnis zu setzen. Einmal mehr wird Diggelmann mit brutaler Deutlichkeit vor Augen geführt, dass er, der uneheliche Sohn seiner Mutter, in dieser Familie ein Aussenseiter ist.
Wie immer, wenn Schmerz und Zorn ihn übermannten, setzte Diggelmann sich hin und versuchte das Erlebte literarisch zu verarbeiten. Entstanden ist ein Roman, der sich inhaltlich wie stilistisch von seinen früheren Werken unterscheidet. Erstmals steht in Filippinis Garten nicht die Suche nach dem Vater im Vordergrund, sondern die Auseinandersetzung mit der Mutter, die ihn zwar geboren, aber, wie er es empfand, nie ganz akzeptiert hatte. Der Roman - es sollte Diggelmanns letzter werden - ist das Protokoll einer langen und schmerzlichen Reise zu sich selbst. An deren Ende steht zwar der (fiktive) Tod der Mutter, aber auch die Aussicht auf eine mögliche Versöhnung.
Es scheint, als könne der Autor endlich ja sagen zu seinem Leben, wie es nun einmal war.
Literarisch zu bewältigen war diese harmonische Wende vermutlich nur dank der ungewöhnlichen Erzählposition, die Diggelmann in diesem Roman einnimmt: Er spricht nicht selbst, sondern lässt seine Frau berichten, was geschieht. Durch diesen zugleich fremden und doch vertrauten Blick gewinnt er eine liebevolle Distanz zur eigenen Person, die einen nie gekannten Frieden in sein Werk einkehren lässt.
Nur wenige Wochen nach Erscheinen von Filippinis Garten wird Walter M. Diggelmann ins Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose lautet ›Krebs‹, und es ist klar, dass ihm nicht mehr viel Zeit zum Leben bleibt. Er nutzt sie, indem er Tagebuch führt. Weil ihm die Hände nicht mehr gehorchen, vertraut er seine Gedanken einem Diktiergerät an. So entsteht das Buch Schatten. Tagebuch einer Krankheit: Diggelmanns persönliches Vermächtnis und zugleich ein Dokument von hohem menschlichem und literarischem Wert. Kurz vor seinem Tod Ende November 1979 erschienen, wurde es postum zu einem seiner erfolgreichsten Bücher.

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