Das Märchen vom Nadelbäumchen

Dies ist die 24. Geschichte der 36-teiligen Märchenreihe vom Nadelbäumchen. Tagelanges Regnen hat zuerst zur Überschwemmung von Straßen, Gehweg und Parkplatz an Nadelbäumchens Wiese geführt, kurze Zeit später steht auch die Wiese unter Wasser. Ein Junge mit gelber Regenjacke und Gummistiefeln springt vergnügt in den Pfützen herum. Ein Mann ärgert sich dagegen fürchterlich, dass er auf dem Weg zum Parkplatz bis zu den Knöcheln im Wasser steht. Die in der Wiese und dem angrenzenden Gebüsch lebenden Insekten und Vögel retten sich in Nadelbäumchens Geäst. Nadelbäumchens Wurzelkobolde kommen aus dem Erdreich nach oben und fragen, ob Wetterbesserung in Sicht sei, weil das Grundwasser unaufhörlich steigt, das Regenwasser nicht mehr abfließen kann, in die Gänge der Mäuse und Maulwürfe eindringt und die Regenwürmer schon nicht mehr wissen, wohin sie sich noch verkriechen können. Ein Blick zum Himmel verrät nichts Gutes, es ziehen noch immer dicke Regenwolken auf. Ein Wurzelkobold unterbreitet dem Nadelbäumchen den Vorschlag, den Wind zu rufen und Hilfe zu bitten. Das Nadelbäumchen befolgt den Rat, ruft den Wind und dieser eilt kurze Zeit später herbei. Mit großer Anstrengung gelingt es ihm, die Regenwolken fortzupusten. Die Sonne kommt hervor und unterstützt das Trocknen mit ihren wärmenden Strahlen. Auch die Menschen sind nicht untätig - Arbeiter reinigen die von Unrat vestopften Schleusen, sodass das Wasser dort wieder abfließem kann. Das Nadelbäumchen hat zum ersten Mal solch ein Hochwasser erlebt. Es war zwar eine schlimme Situation, aber dadurch hat es auch gleich etwas gelernt: Es weiß nun, wie ein See aussieht.

Hier in der 25. Geschichte sind Nadelbäumchens Freunde - das Eichhörnchen Belka und die in seinem Geäst wohnenden Vögel - sehr besorgt um dessen Gesundheit, denn es verhält sich völlig anders als sonst: Schlecht gelaunt, abweisend und mürrisch begegnet es ihnen. Die von Eichelhäher Jay und seiner Frau zu Hilfe gerufenen Feen und Kobolde treffen erst sehr spät ein, weil sie auf einer Hochzeit waren. Picchio, der Buntspecht, klopft es vorsichtig ab, um herauszufinden, ob es vielleicht von Borkenkäfern befallen ist. Marini, der Marienkäfer, findet reichlich Blattläuse im Nadelbäumchen. Ein Festmahl für ihn und seine Marienkäferfreunde! Die Bemühungen und Fürsorge der Freunde bewirken, dass es dem Nadelbäumchen bald wieder gut geht. Es bedankt sich bei ihnen, ist glücklich darüber, solche Freunde zu haben und bittet sie um Entschuldigung dafür, seine Laune an ihnen ausgelassen zu haben. Vielleicht kann ja im nächsten Jahr der 1. Hochzeitstag der Jungvermählten auf seiner Wiese gefeiert werden?

Dies ist die 26. Geschichte des Märchens vom Nadelbäumchen. Es bemerkt plötzlich dunkelgrüne Polster an seinem Stamm und auf der Wiese, die so kuschelweich aussehen wie das Fell des kleinen Teddys, der einmal auf seiner Wiese vergessen worden war. Von seinen Schutzfeen erfährt er, dass diese günen Polster Moos genannt werden. Als ein kleiner Junge auf die Büsche neben dem Nadelbäumchen zeigt und seine Mutter fragt, ob die Uroma ihre Haarnetze gewaschen und zum Trocknen da abgelegt habe, fallen dem Nadelbäumchen viele zarte, silbrig schimmernde Netze auf. Nach einem kurzen Nieselregen scheint die Sonne wieder und plötzlich glitzern diese Netze wie Brillanten. Marini, der rote Marienkäfer mit den sieben schwarzen Punkten, erzählt dem Nadelbäumchen, es handele sich dabei um Brillanten, die die Mooswichtel für Wibold und Feechtel gestreut hätten, um sie auf ihrer Hochzeitsreise zu begrüßen. Ein Mooswichtel, dass sich dem nadelbäumchen als Moosi vorstellt, sagt ihm jedoch, dass Marini geflunkert habe. Moosi erklärt ihm dass diese glitzernden Netzte Spinnweben sind, auf denen sich winzigen Wassertöpfchen halten. Diese feinen Netze vergleichen manche Menschen mit den Haarnetzen, mit denen ältere Damen ihre Frisur zusammenhalten. Nadelbäumchen versteht nun, wieso man diese Erscheinung Altweibersommer nennt.

Dies ist die 27. Geschichte des Märchens vom Nadelbäumchen. Die kleine Silvi überredet ihren Opa beim Spaziergang, den an Nadelbäumchens Baumstamm sitzenden und dort allein Flöte spielenden Musikanten auf seiner Mundharmonika zu begleiten. Opa besteht allerdings darauf, dass man den Musikanten erst fragen müsse, ob ihm das auch recht sei. Dieser erklärt sich auf Silvis Frage hin einverstanden. Zunächst fällt den beiden Männern kein Lied ein, dass sie beide kennen und gemeinsam spielen könnten. Aber Silvi hat eine Idee und singt ihnen eins vor. Das klappt! Sie dirigiert, während die beiden miteinander musizieren. Das Nadelbäumchen genießt die Klänge und von den vorbeikommenden Leuten gibt es Applaus.

Hier in der 28. Geschichte wird das Nadelbäumchen zuerst Ohrenzeuge fürchterlichen Krachens und anschließend aufgeregt klingender Krähenschreie. Kurz darauf kommt Eichelhäher Jay angeflogen und berichtet ihm, dass der Krähenschwarm so verzweifelt krächzt, weil die alte Eiche gefällt worden ist und er sich deshalb nun einen neuen Schlafbaum suchen muss. Eine der Krähen kommt fassungslos zum Nadelbäumchen geflogen und weint bitterlich um die Eiche. Nadelbäumchen versucht sie zu trösten und schlägt ihr vor, sich unter den Laubbäumen in der Nähe seiner Wiese einen neuen Schlaufbaum auszusuchen. (Die Geschichte wurde unter dem Eindruck und zur Erinnerung an die 2016 auf dem Dresdner Stephanienplatz gefällte Eiche geschrieben. Diese Eiche war Schlaf- und versammlungsplatz eines großen Krähenschwarms, der danach noch tagelang die Stelle suchend und laut kreischend umkreiste, an der die Eiche bis dahin gestanden hatte.)