Stefan-Zweig-Poetikvorlesungen
Autobiographisches Schreiben als Bildungsroman
Chronologie aller Bände (1 - 4)
Die Reihenfolge beginnt mit dem Buch "Autobiographisches Schreiben als Bildungsroman". Wer alle Bücher der Reihe nach lesen möchte, sollte mit diesem Band von Feridun Zaimoglu beginnen. Der zweite Teil der Reihe "Selbstverschwendung (in drei Bildern)" ist am 01.10.2013 erschienen. Mit insgesamt 4 Bänden wurde die Reihe über einen Zeitraum von ungefähr 10 Jahren fortgesetzt. Der neueste Band trägt den Titel "Zwischen Fakt und Fiktion".
- Anzahl der Bewertungen für die gesamte Reihe: 7
- Ø Bewertung der Reihe: 3
- Start der Reihe: 01.10.2013
- Neueste Folge: 12.02.2024
Diese Reihenfolge enthält 4 unterschiedliche Autoren.
- Band: 1
- Autor: Rakusa, Ilma
- Anzahl Bewertungen: 1
- Ø Bewertung: 2.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 01.10.2013
- Genre: Autobiographie
Autobiographisches Schreiben als Bildungsroman
Autobiographisches Schreiben hat eine lange Tradition – die Rede ist nicht von Autobiographien oder Memoiren als Genre, sondern von autobiographisch grundierten Werken, die sich an der Grenze zur Autofiktion bewegen oder diese überschreiten.Fragen, die sich an solche Texte stellen und oft in den Texten selbst thematisiert werden, betreffen die Rolle der Erinnerung, die Konstruktion von Identität, das Verhältnis zwischen Empirie und Erfindung, Fakt und Fiktion, Mimesis und Mimikry, das Lebensnarrativ als Entwicklungs- bzw. Bildungsroman.Der Bogen der diskutierten Werke in Ilma Rakusas Poetikvorlesung reicht von Tolstoj bis Danilo Kiš und Imre Kertész, von Marguerite Duras bis Herta Müller, Emine Sevgi Özdamar und Gisela von Wysocki. Ilma Rakusas Erinnerungspassagen Mehr Meer bilden einen persönlichen Referenzpunkt.
- Band: 2
- Autor: Zaimoglu, Feridun
- Anzahl Bewertungen: 1
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 01.10.2013
- Genre: Autobiographie
Selbstverschwendung (in drei Bildern)
"Das verätzte Ich: Kanak Sprak. Das träumende Fleisch: Hinterland. Die reißende Muskel: Ruß." Im ersten Bild sucht Feridun Zaimoglu einige der Männer auf, die er für seinen Erstling Kanak Sprak befragt hatte. Seitdem sind siebzehn Jahre vergangen; den Übriggebliebenen sind die Gefechte am harten Rand nicht gut bekommen. Im zweiten Bild streift er durch düstere Gegenden, reist in seltsame Kleinstädte, verschwindet und taucht wieder auf in der Nebelwelt: Hier ist das Hinterland der Kollisionen, der Ort der mählichen Auflösung von Ding und Umriß.Im dritten Bild fährt er in ein Grenzgebiet, um sich der Hauptfigur seines Romans Ruß anzuverwandeln. Seine Position als Autor beschreibt Zaimoglu in seiner Poetikvorlesung als die eines Schreibers: "Die Sprache als Welt-an-sich, nicht Mittel, noch Vehikel: In ihr löse ich mich auf – bei jedem Buch fahre ich in die Haut der Hauptfigur. Der Schreiber als Mittel der Geschichten, als sich selbst aufgebender Akteur, als verätzte, träumende und reißende Muskel – davon erzähle ich."
- Band: 8
- Autor: Rudiš, Jaroslav
- Anzahl Bewertungen: 4
- Ø Bewertung: 0.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 17.10.2022
- Genre: Roman
Durch den Nebel
Im literarischen Werk von Jaroslav Rudiš ist der Nebel ein durchgehendes Motiv: Durch die Nebel der Geschichte werden die Nebel des Krieges erahnbar, die Nebel der Melancholie führen vom Alltäglichen aus nahe an die Figuren des Autors heran. Für Rudiš steht der Nebel zugleich als Metapher für die verdrängten, verlorenen und vergessenen Seiten Mitteleuropas wie auch für die Geschichten, die man diesem Nebel abgewinnen und erzählen kann, ja sollte, sobald sich der Nebel kurz lichtet. Das lohnt sich. Denn wenn man das Wort Nebel rückwärts liest, taucht ein anderes deutsches Wort auf – das Leben.Der Schriftsteller Jaroslav Rudiš nimmt uns mit auf eine lange Fahrt durch diese Nebelschwaden. Entstanden ist eine sehr persönliche literarische Reise, in der es um Betrachtungen des Lebens, der Überfahrt und des Todes – und über das Schreiben darüber – geht. Anhand einer faktischen Reise, die in Lomnice nad Popelkou, Turnov und Jičín im Böhmischen Paradies anfängt, an den Orten also, wo Rudiš aufwuchs und wohin er in seinem Werk immer wieder zurückkehrt, obwohl er heute vorwiegend in Berlin lebt und lange schon nicht mehr nur auf Tschechisch, sondern auch auf Deutsch schreibt.Lesend folgen wir Rudiš auf ein Bier in eines seiner Lieblingslokale oder den Speisewagen, wo er sich oft Anregungen aus den Schwaden der Gespräche holt. Oder er nimmt uns mit ins Dampfbad, wo er im Dunst vielen seiner Figuren begegnet ist. Er bringt uns nach Liberec, nach Reichenberg, er zeigt uns die erste Feuerhalle der ehemaligen Monarchie, die hier 1917 gebaut wurde. Er bringt uns in ein altes Grandhotel und verliert sich mit uns im Nebel des Krieges auf dem Schlachtfeld bei Königgrätz von 1866, das eine zentrale Rolle in seinem Roman Winterbergs letzte Reise spielt. Mit dem alten Winterberg geht es in der Eisenbahn durch die ehemalige Monarchie und mit Alois Nebel in das vergessene nebelige Altvatergebirge. Und immer wieder verknüpfen sich die narrativen, historischen und persönlichen Fäden seiner Literatur im Unterwegssein mit dem Zug. Denn eines steht für Rudiš fest: Es sind die Eisenbahnschienen, die das Europa unserer Erzählungen zusammenhalten. Auch im dichtesten Nebel der Gegenwart.
- Band: 10
- Autor: Kim, Anna
- Anzahl Bewertungen: 1
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 12.02.2024
- Genre: Roman
Zwischen Fakt und Fiktion
In ihrer Poetikvorlesung reflektiert Anna Kim ausgehend von ihren Romanen Anatomie einer Nacht, Die große Heimkehr und Geschichte eines Kindes das Verhältnis der Literatur zur Wahrheit. Was diese drei Romane gemeinsam haben, ist, dass sie von wahren Begebenheiten ausgehen: Der Suizid eines achtjährigen Buben in Ostgrönland stand am Anfang von Anatomie einer Nacht, das nie aufgeklärte Verschwinden einer japanisch-koreanischen Jugendlichen aus ihrer Heimatstadt Kobe 1961 am Anfang von Die große Heimkehr. Ohne die Adoptionsakte des »wahren « Danny Truttmann hätte es Geschichte eines Kindes nie gegeben.Im ersten Abschnitt Fahnden bildet die Frage der Recherche den Ausgangspunkt: Inwiefern sich literarische Recherche von wissenschaftlicher oder journalistischer Nachforschung unterscheidet, wie man Quellen identifiziert, an welche Grenzen man bei der Recherche stoßen kann, und wann bzw. warum sie sich entschlossen hat, diese Grenzen zu überschreiten. Im zweiten Abschnitt Stricken behandelt Anna Kim – ausgehend von den Grenzüberschreitungen des ersten Teils – das Einarbeiten von Fakten in das fiktive Gewebe eines Romans, wie Inhalte strukturiert und komponiert, Fakten im literarischen Prozess zusammengestellt und überblendet, vermischt und fiktionalisiert werden. Abschließend nimmt sie unter dem Titel Balancieren die Frage nach der künstlerischen Freiheit und Verantwortung in den Blick: Wie kann, soll man mit historischen Dokumenten umgehen? Wie ist mit historischem Vokabular, das heutzutage außerordentlich verletzend ist, zu verfahren?Die Vorlesung wurde für die Buchfassung um zwei Essays – die Texte Unsere Schule sowie Farbe bekennen – ergänzt.