Lara-Shamen Cyll

Eines Tages fing ich an zu träumen. Ohne Angst.

Ohne Angst vor dem Unbekannten, vor dem Unkontrollierbaren.

Ich erinnere mich an eine Nacht, in der ich hochschwanger im Bett lag und an die Decke starrte. Schon mein Leben lang hatte ich stets kunterbunte Bilder im Kopf, Hirngespinste, flüchtige Welten – Fantasien, die mich jagten, die mir keine Ruhe ließen.

Vor vielen Jahren hatte ich sogar begonnen, etwas davon in Worte zu fassen.

Aber nie hätte ich geglaubt, dass irgendjemand diese Worte jemals lesen wollen würde. Ich tat sie ab als die dummen Träumereien eines unreifen Geistes.

Doch in jener stillen, endlosen Nacht, während meine Hand auf meinem runden Bauch ruhte, veränderte sich etwas.

Die Bilder sprachen plötzlich zu mir.

Nicht mehr als willkürliche Schatten – sondern als lebendige Stimmen, als Geschichten, die sich formten, die getragen werden wollten.

Und ich lauschte.

Zum ersten Mal wirklich.

Es waren schöne Geschichten.

Fesselnde Abenteuer, die einen zum Lachen und zum Weinen brachten, voller neuer Welten, die irgendwo zwischen Traum und Wahrheit lagen.

In dieser Nacht verstand ich etwas, das mein Leben veränderte:

Geschichten, denen niemand zuhört, sind nur Bilder, die um ihre Existenz kämpfen. Doch wenn sie ein offenes Herz finden, ein gespitztes Ohr – dann werden sie zu Magie. Sie werden zu spannenden Reisen, zu Zufluchtsorten, zu Erinnerungen.

Und mit dieser Erkenntnis legte sich eine stille Sicherheit um meine Schultern, wie eine warme Decke.

Ich wusste in diesem Moment, wer ich war.

Und wer ich sein sollte – für mich, für meine Tochter, für die Welten, die auf mich warteten. Ich fand meine Berufung als literarisches Sprachrohr meiner Fantasie.

Das bin ich.

Lara-Shamen Cyll.

Zeitarchitektin.

Ich schreibe Geschichten über das, was bleibt, wenn Zeit vergeht –

und über das, was uns antreibt, wenn alles verloren scheint.

Meine Welten wurzeln tief in Erinnerung, Hoffnung, Verlust und Neubeginn.

Und in jedem Buch, in jeder Zeile, in jedem Flüstern zwischen den Seiten, möchte ich Räume erschaffen, in denen Vergangenheit und Zukunft miteinander verwoben werden – und in denen der Leser ein Gefühl von zeitloser Sicherheit findet.

Denn die Zeit nimmt vieles.

Aber die Geschichten bleiben.