Sehr spannender Justiz-Krimi über Machtmissbrauch und Homophobie

Dies ist der fünfte Teil aus der Justiz-Krimi-Reihe um den Strafverteidiger Rocco Eberhardt und den Rechtsmediziner Justus Jarmer.
Er wird als „das große Finale“ bezeichnet, was darauf schließen lässt, dass es vermutlich leider der letzte Band der Reihe sein wird.
Diesmal geht es darum, dass Roccos Mandant Jan Staiger ein Mord zur Last gelegt wird. Er soll einen Bekannten mit einer Überdosis Liquid Ecstasy getötet haben. Staiger beteuert heftigst seine Unschuld und Rocco gelingt es aufgrund der dürftigen Beweislage, ihn aus der Untersuchungshaft freizubekommen. Dafür wird Rocco später im Internet angefeindet.
Als es dann einen weiteren Mord auf die gleiche Weise ebenfalls in einem Club gibt, deutet erneut alles auf Rocco hin. Er wird wieder verhaftet, beteuert aber weiterhin auch in diesem Fall seine Unschuld.
Da Rocco ihm glaubt, versucht er fortdauernd alles, die Unschuld seines Mandanten zu beweisen.
Der Krimi gliedert sich in insgesamt vier Teile:
1. Unfall oder Mord, 2. Der Serienkiller, 3. Der Prozess und 4. Der wahre Schuldige
Wie man bereits aus den Bezeichnungen erkennen kann, geht es im ersten Teil um den ersten Mord, im zweiten Teil um den zweiten Mord, der den Verdächtigen dann in der Öffentlichkeit zum Serienkiller macht, im dritten Teil erleben wir den Prozess und im vierten Teil dann die Aufklärung des ganzen Falles.
Die Autoren greifen hier gleich mehrere Themen auf. Es geht um Homophobie, Willkür, Machtmissbrauch aber auch die in unserem Rechtssystem vorhandene Unschuldsvermutung.
Eigentlich ist ein Verdächtiger solange unschuldig, bis seine Schuld durch die Ermittlungsbehörden zweifelsfrei bewiesen ist. Hier ist es allerdings so, dass es einige augenscheinliche „Beweise“ gibt, die für die Schuld des Verdächtigen sprechen und die Anklage ermittelt nicht mehr weiter. Die Verteidigung muss also alles daran setzen, die Unschuld des Mandanten zu beweisen und dazu selbst ermitteln.
Rocco greift dabei wieder einmal auf die Unterstützung seines Ermittlers und Freundes Tobi sowie des Rechtsmediziners Dr. Jarmer zurück. Beide können ihm entscheidende Informationen bzw. Hinweise mit den entsprechenden Nachweisen geben.
Das war alles sehr spannend dargestellt und lädt beim Lesen auch zum „mitermitteln“ ein. Auch wenn man als Leser einen gewissen Wissensvorsprung hat, denn es gibt eingeschobene Textabschnitte, die Rückschlüsse auf eine unbekannte Person als Drahtzieher zulassen. Dennoch gab es immer wieder einen Vorsprung für die Anklage oder die Verteidigung und ich war sehr gespannt, wie das ganze ausgehen würde.
Mir hat es wieder einmal sehr gut gefallen, wie detailliert hier Ermittlungsarbeit von Strafverteidigern, Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei und eben auch Rechtsmedizinern beschrieben und dargestellt wird. Und das alles erfolgt so, dass man auch als Laie folgen und interessante Informationen erhalten kann.
Auch die Darstellung der eigentlichen Prozesstage im Gerichtssaal ist gelungen und realitätsnah. Denn hier kommt der vorsitzenden Richterin auch die Aufgabe zu, auf fairen Umgang mit den jeweiligen Zeugen der einen oder anderen Seite zu achten.
Was dann am Ende herauskommt, hat mich sprachlos gemacht, denn es ist gar nicht so abwegig, dass so etwas auch in der Realität geschehen kann und dann am Ende dazu führt, dass ein Unschuldiger verurteilt und eingesperrt wird.
Mein einziger kleiner Kritikpunkt ist das Ende auf der allerletzten Seite, nachdem der Fall schon aufgeklärt ist. Da gibt es noch einmal einen Paukenschlag, den man nicht erwarten konnte und dazu einen kleinen Cliffhanger, den es im Hinblick darauf, dass es der letzte Band der Reihe sein soll, nicht gebraucht hätte. Aber dies hat mir die Lesefreude nicht genommen.
Auch im fünften Fall für Eberhardt und Jarmer haben die beiden Autoren ihr jeweiliges Fachwissen wieder genutzt, um einen authentischen Fall zu schaffen, der sehr spannend war und viele Facetten von den juristischen, medizinischen und auch aktuellen Themen beleuchtet.
Eine Empfehlung an alle Fans von Justiz-Krimis!
Fazit: 5 von 5 Sternen