Bei Dämmerung zu lesen
Als Herausgeber der Zeitschriften »Household Words« und »All The Year Round« befasste Dickens sich stets mit dem aktuellen politischen und sozialen Geschehen im England seiner Zeit, dem 19. Jahrhundert. In dem Sammelband »Bei Dämmerung zu lesen« hat Herausgeber Michael Klein 11 Artikel, Kommentare, Glossen und Reportagen zusammengestellt, die entweder aus Dickens Feder oder aus seiner Zusammenarbeit mit anderen entstanden sind. Mir gefällt ja die Erzählung »Mein Freund aus Mahagony« so gut, in der ein Hutständer und die an ihm aufgehängten Kopfbedeckungen dem Besucher und späteren Freund des Hauses vermitteln, wie es gerade um die Familie steht. Die Autorin dieser drollig-wehmütigen Geschichte ist Mary Boyle, eine gute Freundin von Charles Dickens, der diese Geschichte für sie überarbeitete und zu dem gestaltete, was sie nun ist. Egreifend ist Dickens Anklage der Zustände auf dem damaligen Viehmarkt in Smithfield, die Schilderungen der dort praktizierten Tierquälerei und Brutalität ist manchmal schwer auszuhalten und gewiss nichts für zartbesaitete Gemüter. Ob es nun um das Schicksal der am Nordpol verschollenen Expeditionsschiffe »Erebus« und »Terror« geht, um das von der anglikanischen Kirche geplante Verbot der Sonntagsvergnügungen, um unerklärliche Phänomene oder um das Treiben der politischen Elite Großbritanniens – Dickens nimmt sich all dieser Themen an. Mal mit Humor und Augenzwinkern, mal mit anklagenden oder gar streitbaren Worten und so vermittelt jeder Beitrag in »Bei Dämmerung zu lesen« einen Eindruck von der ganzen Bandbreite des Dickens'schen Multiversums.
Christiane
Bloggerin bei LeseHitsCW
Kommentare
Bei Dämmerung zu lesen
Dieser Band versammelt die besten bei uns unbekannt gebliebenen Dickens-Beiträge, zahlreiche davon erstmals auf Deutsch. Dickens’ Feder braust vor Energie, Angriffs- und Erzähllust, und gar manches erweist sich als zeitlos und heute wieder aktuell.