Vor langer, langer Zeit und tief versteckt im Wald lebte einst der Troll Albert. Er war schon etwas älter und lebte alleine in einem gemütlichen Wurzelhaus, das in einem kleinen Hügel unter einer mächtigen Eiche lag. Er war ein freundlicher und liebenswürdiger Geselle.
Sein Häuschen war geräumig und gemütlich, gerade richtig für ihn. Er kochte sich sein Süppchen am kleinen Feuer im Kamin, blickte beim Essen aus dem Fenster auf den dahinter liegenden Wald und sein Bettchen war wie ein gemütliches Nest, gebaut unter die Wurzeln des Baumes.
Morgens pflegte Albert immer einen Spaziergang zu machen, um frische Luft zu schnappen und sich die wunderbare Welt anzusehen. Er liebte die Bäume und Wiesen, die Bäche und Tiere im Wald. Doch heute traf er auf Tiere, die er noch nie gesehen hatte. Riesige, haarige Wesen mit Hörnern. Sie kreuzten plötzlich seinen Weg. Albert erschrak fürchterlich. Die Rinder starrten ihn nämlich bedrohlich an, so kam es ihm zumindest vor.
Vor Schreck drehte er sofort um und lief hastig den Weg zurück. Dabei stolperte er aber über einen Stein und fiel bäuchlings auf den Boden. Etwas Hartes steckte ihm plötzlich im Mund. Eine Stange, ein abgeschlagenes Horn vom Kopf des Rindes. Und Albert stieß vor Schmerz einen Schrei aus und Luft strömte durch das Rohr. Jäh erklang ein sonderbares Rauschen. So etwas hatte er noch nicht erlebt. Er war verwundert und hatte Angst vor den Rindern. Schnell packte er das Horn und lief damit nach Hause zurück.
Was hatte er da gehört? Einen Ton, einen Klang? Was kam denn da aus dem Horn? Die Neugier packte Albert und er probierte am Gestänge herum - blies mal oben rein, mal unten. Hielt das Ende des Rohres mit der Hand leicht zu. Die verschiedensten Laute erklangen - hell und dumpf, hoch und tief, kurz und lang. Es machte Spaß und klang wunderschön in Alberts Ohren.
Die abgebrochene Hornspitze jedoch war sehr kantig, also steckte Albert ein Holzstück darauf. Es hatte ein Loch und war weich für die Lippen. Damit ließ sich die Luft gleich viel leichter ins Horn blasen und plötzlich erklang ein Ton.
Wie kam es dazu? War da Zauberei im Spiel? Albert überlegte und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Dabei starrte er auf den Gartenschlauch an der gegenüberliegenden Wand. Ich blase Luft in einen Gegenstand mit einem Loch und ein Laut kommt heraus. Zumindest bei diesem Horn. Ob das wohl auch bei dem Schlauch funktioniert? Also schnitt er sich zwei Stücke vom Schlauch ab. Ein längeres und ein kürzeres. Er blies hinein und hörte was er erwartet hatte: einen tiefen Ton aus dem längeren Stück und einen hohen aus dem kurzen. Für Albert war nun klar, wenn Luft durch eine Öffnung strömt, entstehen Töne. Und sie unterscheiden sich, je nachdem welches Material man nimmt und welche Länge das Stück hat. Und ob er die Lippen fest zum Schwingen bringt oder weniger stark.
Vielleicht könnte man auch Löcher bohren, zumindest ins Horn und damit noch mehr Töne erzeugen, dachte er nun bei sich. Also stellte er sich zu seiner Werkbank mit einem Schraubenzieher in der Hand. Immer wieder hatte Albert im Haus etwas zu reparieren. Doch er war leider nicht der Geschickteste. Und so rutschte er ab und verlor das Gleichgewicht, schlug einen Purzelbaum und …
… stürzte kopfüber in den Gerümpelhaufen in der Ecke der Werkstatt. Da lag er nun. Schmerzend stöhnte er auf und wieder erklang wie aus dem Nichts ein dumpfes Geräusch. In seiner Nase steckte nämlich ein Metallrohr und der Luftstrom brachte diesen Laut hervor.
Albert probierte nun am Metallrohr ebenfalls herum. Er spitzte die Lippen oder blies die Wangen auf. Dabei jedoch bekam er nur einen hochroten Kopf, die Augen traten hervor wie bei einem Frosch und nichts als ein Prusten war zu hören. Blies er jedoch mal oben hinein, mal unten, erzeugte er wieder die verschiedensten Laute - mal kurz, mal lang, mal hell, mal dumpf.
Töne erklangen wie Albert sie noch nie gehört hatte. Sie erwärmten sein Herz und zauberten ihm ein Lächeln ins Gesicht.