
Rengha Rodewill
Fritz von Holstein
- Der Geheimrat in der Großbeerenstraße
ISBN: 978-3-982-16149-5
215 Seiten | € 12.99
E-Book [Kindle]
Erscheinungsdatum:
01.02.2023
Politik
Rengha Rodewill
Fritz von Holstein
Der Geheimrat in der Großbeerenstraße
International Affairs
Als der spätere Kaiser Wilhelm II. in der ersten Hälfte der 1880er-Jahre als Prinz ins Auswärtige Amt berufen wurde, warnte ihn Bismarck vor dem »Mann mit den Hyänenaugen«, und auch Bülow äußerte sich später in ähnlicher Reserve. Fritz von Holstein mied während seiner gesamten Amtszeit jede verantwortliche Position, wirkte aber im Hintergrund durch seine Kenntnis des gesamten Apparates der Wilhelmstraße und seines Personals. Er übte einen unheilvollen, nicht zu kontrollierenden Einfluss auf die Außenpolitik des Reiches aus, der auch nach seiner Pensionierung anhielt, da führende Persönlichkeiten, darunter Reichskanzler Fürst Bülow, häufig seinen Rat suchten.
"Großbeerenstraße 40, nahe Kreuzberg. Kleinbürgerliche Häuser, kleinbürgerliche Läden. Fünf Minuten weiter, schon in der Yorckstraße, dröhnt, schreit, protzt das neue Berlin in Stuckpomp. Hier ist seine Wohnung, drei kleine Zimmer, nirgends die leiseste Ahnung von Luxus und Üppigkeit. Aber es muss regelmäßig etwas anderes sein, denn die Gourmandise ist der einzige Tribut, den Holstein einer Lebensfreude zollt, die bei ihm sonst längst verschüttet ist.
Teil 1
Karl Kraus - Meister des giftigen Spottes.
Herausgeber und ab 1912 alleiniger Autor der Zeitschrift »Die Fackel«, Satiriker, scharfer Kritiker der Presse und zugleich einer ihrer Stars. Kraus war zeitlebens umstritten. Marcel Reich-Ranicki nannte ihn »eitel, selbstgerecht und selbstverliebt«. Man warf ihm vor, sich in gehässigen Denunziationen und Verleumdungen zu ergehen. Neben Karl Valentin gilt er als Meister des Galgenhumors. Kraus’ Anhänger hingegen sahen in ihm eine unfehlbare Autorität, die alles tat, um den von ihm Unterstützten zu helfen. 1907 griff Kraus seinen ehemaligen Gönner Maximilian Harden wegen dessen Rolle im Eulenburg-Prozess in der ersten seiner spektakulären »Erledigungen« an: »Maximilian Harden. Eine Erledigung«. Die Beziehung zwischen Kraus und Harden war von Anfang an von einem gemeinsamen Verständnis publizistischer Tätigkeit geprägt. Sie waren zusammengekommen, weil sie glaubten, in ihrer Arbeit voneinander profitieren zu können.
Teil 2
Philipp Fürst zu Eulenburg-Hertefeld: Das Ende König Ludwigs II. von Bayern.
Über die Anwesenheit der »Lustbuben« bei Hofe erfährt man einiges aus dem Bericht des Fürsten Eulenburg, doch potentiell gefährlicher wären andere Informationen gewesen, wenn sie an die Öffentlichkeit gedrungen wären: Ludwig II. hatte sich die Zustimmung zur Reichsgründung von Bismarck abkaufen lassen, der wiederum aus schwarzen Kassen bezahlt wurde. Eulenburg weiß das alles genau, er kennt auch den Friseur Hoppe, der die Regierung bilden soll. An jenem schicksalhaften 13. Juni 1886 hält sich Eulenburg in der Villa Cäcilia am Würmsee (Starnberger See) auf, die er damals mit seiner Familie bewohnte, und blickt gelegentlich durch ein Fernglas zu dem kleinen weißen »Schloss Berg« hinüber. Am nächsten Morgen erhielt Eulenburg die Nachricht: »Soeben ist ein Wagen aus Berg gekommen, der eilends Dr. Heiß abgeholt hat. Man hat in seinem Hause gesagt, der König und der Irrenarzt Gudden seien tot im See gefunden worden«.
Als der spätere Kaiser Wilhelm II. in der ersten Hälfte der 1880er-Jahre als Prinz ins Auswärtige Amt berufen wurde, warnte ihn Bismarck vor dem »Mann mit den Hyänenaugen«, und auch Bülow äußerte sich später in ähnlicher Reserve. Fritz von Holstein mied während seiner gesamten Amtszeit jede verantwortliche Position, wirkte aber im Hintergrund durch seine Kenntnis des gesamten Apparates der Wilhelmstraße und seines Personals. Er übte einen unheilvollen, nicht zu kontrollierenden Einfluss auf die Außenpolitik des Reiches aus, der auch nach seiner Pensionierung anhielt, da führende Persönlichkeiten, darunter Reichskanzler Fürst Bülow, häufig seinen Rat suchten.
"Großbeerenstraße 40, nahe Kreuzberg. Kleinbürgerliche Häuser, kleinbürgerliche Läden. Fünf Minuten weiter, schon in der Yorckstraße, dröhnt, schreit, protzt das neue Berlin in Stuckpomp. Hier ist seine Wohnung, drei kleine Zimmer, nirgends die leiseste Ahnung von Luxus und Üppigkeit. Aber es muss regelmäßig etwas anderes sein, denn die Gourmandise ist der einzige Tribut, den Holstein einer Lebensfreude zollt, die bei ihm sonst längst verschüttet ist.
Teil 1
Karl Kraus - Meister des giftigen Spottes.
Herausgeber und ab 1912 alleiniger Autor der Zeitschrift »Die Fackel«, Satiriker, scharfer Kritiker der Presse und zugleich einer ihrer Stars. Kraus war zeitlebens umstritten. Marcel Reich-Ranicki nannte ihn »eitel, selbstgerecht und selbstverliebt«. Man warf ihm vor, sich in gehässigen Denunziationen und Verleumdungen zu ergehen. Neben Karl Valentin gilt er als Meister des Galgenhumors. Kraus’ Anhänger hingegen sahen in ihm eine unfehlbare Autorität, die alles tat, um den von ihm Unterstützten zu helfen. 1907 griff Kraus seinen ehemaligen Gönner Maximilian Harden wegen dessen Rolle im Eulenburg-Prozess in der ersten seiner spektakulären »Erledigungen« an: »Maximilian Harden. Eine Erledigung«. Die Beziehung zwischen Kraus und Harden war von Anfang an von einem gemeinsamen Verständnis publizistischer Tätigkeit geprägt. Sie waren zusammengekommen, weil sie glaubten, in ihrer Arbeit voneinander profitieren zu können.
Teil 2
Philipp Fürst zu Eulenburg-Hertefeld: Das Ende König Ludwigs II. von Bayern.
Über die Anwesenheit der »Lustbuben« bei Hofe erfährt man einiges aus dem Bericht des Fürsten Eulenburg, doch potentiell gefährlicher wären andere Informationen gewesen, wenn sie an die Öffentlichkeit gedrungen wären: Ludwig II. hatte sich die Zustimmung zur Reichsgründung von Bismarck abkaufen lassen, der wiederum aus schwarzen Kassen bezahlt wurde. Eulenburg weiß das alles genau, er kennt auch den Friseur Hoppe, der die Regierung bilden soll. An jenem schicksalhaften 13. Juni 1886 hält sich Eulenburg in der Villa Cäcilia am Würmsee (Starnberger See) auf, die er damals mit seiner Familie bewohnte, und blickt gelegentlich durch ein Fernglas zu dem kleinen weißen »Schloss Berg« hinüber. Am nächsten Morgen erhielt Eulenburg die Nachricht: »Soeben ist ein Wagen aus Berg gekommen, der eilends Dr. Heiß abgeholt hat. Man hat in seinem Hause gesagt, der König und der Irrenarzt Gudden seien tot im See gefunden worden«.
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| Original Titel | Großbeerenstraße 40 |
| Veröffentlichung: | 01.02.2023 |
| Seiten | 215 |
| Art des Mediums | E-Book [Kindle] |
| Preis DE | EUR 12.99 |
| Preis AT | EUR 13.40 |
| Auflage | 1. Auflage |
| ISBN-13 | 978-3-982-16149-5 |
| ISBN-10 | 3982161495 |
Über den Autor
Geb. in Hagen (Westfalen) ist eine deutsche Fotografin, Autorin, Publizistin, Malerin und Objektkünstlerin.Diesen Artikel teilen
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