Der Ochs und sein Hirte

Der Nürnberger Künstler Wolfgang Fries (1921-2005) ist Vater der weltweit bekannten Musikerin Deva Premal und Ilonka Fries, der Autorin dieses Buches. Die Werke von Wolfgang, wie er sich stets nannte, sind eine Bereicherung. Sie sind ein Genuss beim Betrachten. Meisterlich sind die Kombinationen von trüben und leuchtenden Farben. Immer wieder neue Einfälle. Wenn der Schalk aus den Bildern blitzt, wird seine Kunst lebendig und lädt zum Schmunzeln ein. Ich, Ilonka, die mittlere seiner drei Kinder, stelle mich der Aufgabe, grundsätzlich einen Überblick über das (Gesamt-) Werk zu bekommen. Die ersten Schritte sind den Nachlass zu er"fassen" (inhaltlich, archivarisch, haitisch). Hierbei fiel mir der Ochs-und-Hirte-Zyklus in die Hände: fünf Kunstpostkarten und die zehn Lobgedichte kalligrafisch geschrieben. Als Kinder rezitierten meine Schwester Deva Premal und ich vor dem Essen gleich einem Gebet mit unserem Vater jeweils eines davon: Wir wussten oft nicht wirklich, was wir das sprachen, aber der Rhythmus war angenehm. Das gemeinsame Sprechen löste ein Gefühl der Verbundenheit aus. Gäste lauschten verwundert. Mit jedem Jahr konnten unsere Freunde es besser verstehen und an der Botschaft teilhaben. Die Geschichte wurde illustriert; Jahr für Jahr wurde eine neue Karte veröffentlicht und zwei neue Texte aus dem Buch handgeschrieben (und kopiert) von meinem Vater beigelegt. Viele Jahre später, habe ich nun auf Wunsch von Freunden und freundlicher Genehmigung des Verlages Klett-Cotta die Zeit und Möglichkeit gefunden, auch Dich an der Schönheit der Bilder, der Handschrift und des Textes teilhaben zu lassen. Lass dieses Werk nicht im geschlossenen Schrank stehen. Nutze die Aufstellmöglichkeit und genieße. Ich wünsche Dir dabei den gleichen Genuss, wie ich ihn habe, wenn ich Wolfgangs Werke betrachte. Herzlich Ilonka Fries.