Französische Bibliothek

Kindheit

Chronologie aller Bände (1 - 5)

Die Reihenfolge beginnt mit dem Buch "Kindheit". Wer alle Bücher der Reihe nach lesen möchte, sollte mit diesem Band von Nathalie Sarraute beginnen. Der zweite Teil der Reihe "Der Analog" ist am 19.06.2023 erschienen. Mit insgesamt 5 Bänden wurde die Reihe über einen Zeitraum von ungefähr 6 Jahren fortgesetzt. Der neueste Band trägt den Titel "Der Analog".

  • Anzahl der Bewertungen für die gesamte Reihe: 11
  • Ø Bewertung der Reihe: 3.77
  • Start der Reihe: 16.10.2017
  • Neueste Folge: 19.06.2023

Diese Reihenfolge enthält 5 unterschiedliche Autoren.

Cover: Kindheit
  • Autor: Sarraute, Nathalie
  • Anzahl Bewertungen: 8
  • Ø Bewertung: 4.9
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 16.10.2017
  • Genre: Autobiographie

Kindheit

Natalja wächst unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg in Russland auf. Nach der frühen Trennung ihrer Eltern zieht sie mit der Mutter nach Paris – aus Natalja wird Nathalie. Als sie später die Ferien bei ihrem Vater und der eifersüchtigen Stiefmutter in der Schweiz, dem Ort seines politischen Asyls, verbringt, wird das Mädchen schlagartig reifen: Heimatlos und ohne feste Bezugsperson wird Nathalie Sarraute zur feinen Beobachterin menschlicher Gemütszustände und Obsessionen.

Ihre autobiographisch motivierte Erzählung der Kindheit inmitten russischer Emigranten in Paris nimmt Vieles vorweg, was die große Schriftstellerin Sarraute zeitlebens bewegt hat: die von Ablehnung geprägte Beziehung zur Mutter, die ständige Suche nach Heimat, aber auch das tiefe Vertrauen in die Kraft der Sprache. Eine unnachgiebige Doppelgängerin entlockt ihr im Gespräch bereits vergessen geglaubte Erinnerungen, lässt keine Beschönigungen des mühsam gepflegten Selbstbildes gelten und beschwört so Momente von großer Leidenschaft und Sensibilität.

Spätestens mit dem 1959 erschienenen Roman Das Planetarium galt Sarraute als eine der bekanntesten Schriftstellerinnen ihrer Generation. Sie wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und erhielt zahlreiche Preise. Gemeinsam mit Marguerite Duras, Alain Robbe-Grillet und Claude Simon war sie eine der zentralen Figuren des Nouveau Roman und nahm eine herausragende Stellung in der französischen Literatur der Nachkriegszeit ein.

Cover: Der Analog
  • Autor: Daumal, René
  • Anzahl Bewertungen: 1
  • Ø Bewertung: 4.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 19.06.2023
  • Genre: Roman

Der Analog

Der »Analog« ist ein Berg, der »Himmel und Erde verbindet«, höher als der Mount Everest – doch bisher unentdeckt. Theodor, der bei einer Zeitschrift für Paläontologie arbeitet, ist von der Existenz jedoch überzeugt. Ebenso wie Dr. Sogol, der sich mit ihm in Verbindung setzt, Alpinismus lehrt und die eigene Wohnung in einen Gebirgsweg verwandelt hat. Es findet sich schließlich eine ganze Gruppe von Abenteuerlustigen zusammen, die die Sinnsuche zum Berg treibt. Sie rüsten ein Schiff aus, die »Impossible«, und begeben sich zu jener von niemandem je gesehenen Landmasse. Tatsächlich gelangt die Reisegruppe zum Berg, doch der Aufstieg konfrontiert sie mit unerwarteten Mühen. Der Weg zum Gipfel ist gleichsam ein innerer und die Annäherung an eine höhere Weisheit.

Der erste Roman René Daumals, eines Autors, der in Rausch und Nahtoderfahrung Erkenntnis suchte, hieß Das Große Besäufnis. Seinen zweiten Roman, Der Analog, beschrieb er selbst als das Gegenstück, als »Ausblick in eine Welt, in der es das Wahre, Gute, Schöne gibt.« Daumal verlässt 1940 mit seiner jüdischen Ehefrau Vera Milanova das von der deutschen Wehrmacht besetzte Paris. Nach Stationen in den Pyrenäen und Marseille, lässt sich das Paar 1943 in den Alpen nieder, wo Daumal die Arbeit am Analog fortsetzt. Der Analog muss jedoch unvollendet bleiben und erscheint posthum. Der Autor stirbt mit 36 Jahren in Folge einer Tuberkulose Erkrankung und sein Roman schließt mit einem Komma. Der Leser also muss die letzten Schritte zum hoffnungsfrohen Ausblick eigenständig erklimmen.

Cover: Die Hoffräulein
  • Autor: Foucault, Michel
  • Anzahl Bewertungen: 2
  • Ø Bewertung: 2.4
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 19.06.2023
  • Genre: Politik

Die Hoffräulein

Eindringlich beschreibt der Philosoph Michel Foucault Diego Velázquez‘ berühmtes Bild Las Meninas (»Die Hoffräulein«) von 1656: Ein Bild, das der Kunstgeschichte Rätsel aufgab. Auf den ersten Blick porträtiert es die kleine Prinzessin Margarete von Spanien in kostbarem weißem Brokat, umgeben von ihrem Hofstaat. Doch auf linker Seite mit erhobenem Pinsel und vor seiner Staffelei erkennt der aufmerksame Betrachtende den Maler selbst. Portraitiert das Bild also genaugenommen den Akt des Portraitierens?

Wieso aber schaut der Maler so konzentriert zu den Betrachtenden und nicht auf die Leinwand vor ihm? Und das Bild auf dieser Leinwand würde, aus dessen Blickwinkel, doch ein ganz anderes werden, als das, was wir von ihm gemalt wissen… Diego Velázquez malt also nicht das, was er hier sähe, sondern das, was die Betrachter sehen – die ganz hinten im Spiegel zu entdecken sind, der König und die Königin. Maler, König, Zuschauer: eine Verschmelzung, eine Hybris, ein Verwirrspiel der Blicke, das Michel Foucault zu entwirren sucht.

Zunächst als Anfangskapitel der 1966 erschienenen Ordnung der Dinge verfasst, wird Foucaults Beschreibung von Velázquez‘ Las Meninas eine Grundsatzschrift des Philosophen: Eindrücklich wird die Dynamik zwischen Betrachtenden und Betrachteten, Subjekt und Objekt, Maler und Modell aufgeschlüsselt und dabei der für Foucaults Denken so zentrale Begriff der Repräsentation eingeführt.

Cover: Tage des Lesens
  • Autor: Proust, Marcel
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 19.06.2023
  • Genre: Roman

Tage des Lesens

»Es gibt vielleicht keine Tage unserer Kindheit, die wir so voll erlebt haben wie jene, die wir glaubten verstreichen zu lassen, ohne sie zu erleben, jene nämlich, die wir mit einem Lieblingsbuch verbracht haben.« Unter dem Titel »Sur la lecture« erstmals 1905 in La Renaissance Latine erschienen und als Vorwort für eine Ruskin Übersetzung von Marcel Proust entstanden, beginnt so der erste der drei hier versammelten Essays über die Faszination des Lesens. Und schon jenen ersten Satz meint man in der Abwägung verschwendeter und erfüllter Lebenszeit als Keimzelle für die große Suche nach der verlorenen Zeit zu erkennen. Proust erinnert sich an Tage des Lesens im Kindheitsparadies Illiers, in denen die Lektürezeit meist mit häuslichen Notwendigkeiten konkurrieren muss, und weitet seinen Aufsatz zu einem Nachdenken über die Frage, ob und wie aus dem Umgang mit Literatur Literatur entsteht, ob und wie der Kritiker zum Dichter werden kann.

Die zwei darauffolgenden Essays, beide in der Nouvelle Revue Française erschienen, besprechen die Werke zweier großer französischer Dichter. »Über den ›Stil‹ Flauberts« (1920) ist zunächst eine scharfsinnige Analyse der stilistischen Eigenheiten und der »grammatischen Schönheit« Flauberts und entspinnt sich zu einer spitzen Kritik an der Literaturkritik selbst. »Über Baudelaire« (1921) bietet einen ebenso pointierten wie umfassenden Überblick über die französische Lyrik. Der Essay beleuchtet die Thematik der Homosexualität in Baudelaires Blumen des Bösen – gewiss auch im Hinblick auf die bevorstehende Publikation von Prousts Sodom und Gomorrha.

Alle drei Essays dieses Bandes offenbaren prägende Lektüreerfahrungen von Marcel Proust, und wie er das Geheimnis des Lesens, »dieses fruchtbaren Wunders einer Kommunikation im Herzen der Einsamkeit«, zu entschlüsseln sucht.

Cover: Passacaglia
  • Band: 5352
  • Autor: Pinget, Robert
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 19.06.2023
  • Genre: Krimi

Passacaglia

Ausgetreckt auf dem Misthaufen: ein Leichnam. Ist es ein Mann oder ein Junge? Oder nur eine umgestürzte Vogelscheuche? Ein Kind soll den Toten zwischen den Ulmen entdeckt haben, der Nachbar sucht nach ihm im Dunkeln. Nie ist die Sicht frei, klar. Der Geist des alles niederschreibenden Meisters ist fast immer in den Nebel des Rauschs gehüllt. Während jener sein Leben zu Papier bringen will, ist es dieser Tod, der immer wieder auf seinen Seiten auftaucht. Und vielleicht ist es auch der eigene Tod, den der Meister auf dem Misthaufen imaginiert.

Verstohlen huschen Bauer, Köchin, Doktor, Ziegenhirtin durch die ländliche Tristesse – und ansonsten »Stille. Grau. Keine Bewegung.« Diese ersten Worte geben das unüberwindbare Grundthema vor. Vom spanischen pasar una calle, über eine Straße gehen, herrührend, ist die Passacaglia eigentlich eine Art Gassenhauer, ein Volkstanz; in der Musik versteht sich darunter ein Stück, das mit Variationen über einem wiederkehrenden Bassthema spielt. In Robert Pingets Text-Passacaglia erheben sich über düsterer Grundierung Versatzstücke eines Kriminalromans. Durch Anknüpfung, Wiederholung, Variation wird für die Dauer der rätselhaften Geschichte um einen Toten die ablaufende Zeit und der Tod außer Kraft gesetzt. Denn eine Auflösung wird im Spannungsfeld zwischen Detektivgeschichte und verschmelzenden, sich immer mit neuen Verzierungen aufbäumenden Erinnerungen unmöglich.

Robert Pinget verband eine Freundschaft mit Samuel Beckett, eine Verbindung, die auch in den Werken aufscheint. Beckett empfahl Pinget seinem Verlag Éditions de Minuit in Paris, wo dessen gesamtes Werk fortan erschien. Neben Alain Robbe-Grillet, Michel Butor, Claude Simon und Nathalie Sarraute wurde er zu einem wichtigen Vertreter des Nouveau Roman.

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