Antifaschistische Literatur und Exilliteratur

Vom Nicht-Beigeben. Theodor Kramer 1897 - 1958

Chronologie aller Bände (1 - 2)

Die Reihenfolge beginnt mit dem Buch "Vom Nicht-Beigeben. Theodor Kramer 1897 - 1958". Wer alle Bücher der Reihe nach lesen möchte, sollte mit diesem Band von Stefan Pollatschek beginnen. Die Reihe umfasst derzeit 2 Bände. Der neueste Band trägt den Titel "Pest".

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  • Start der Reihe: 04.11.2020
  • Neueste Folge: 11.04.2022

Diese Reihenfolge enthält 2 unterschiedliche Autoren.

Cover: Vom Nicht-Beigeben. Theodor Kramer 1897 - 1958
  • Band: 30
  • Autor: Kaiser, Konstantin
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 11.04.2022
  • Genre: Sonstiges

Vom Nicht-Beigeben. Theodor Kramer 1897 - 1958

Liest man die Gedichte Theodor Kramers, vermutet man als ihren Autor vielleicht einen robust durch die Welt schreitenden, handwerklich versierten, kräftigen Burschen. Kraftvoll war Kramer auch auf seine Weise, kraftvoll im Auffassen der Verhältnisse, der Details, der Werkzeuge, der Tätigkeiten, der Schmerzen, Freuden, Trauer und Genüsse der Menschen am Rand. Dass er, ein Gebrochener, der er war, über 10.000 Gedichte schrieb, erscheint als eine ungeheure physische und geistige Leistung.
Diese Einführung in Kramers Leben und Werk umfasst zunächst eine umfangreiche Chronik, eine wesentlich erweiterte Fassung der von Erwin Chvojka und Konstantin Kaiser 1997 erstellten. Die Briefe von und an Kramer, aus denen in ihr zitiert wird, sind bis auf ganz wenige an anderer Stelle nicht veröffentlicht.

Dass Kramer kein ungeschickter Prosaautor gewesen wäre, zeigen die daran anschließenden poetologischen Schriften, Selbstzeugnisse, in denen er sich über seine dichterischen Intentionen und die Schwierigkeiten, die sich ihnen in den Weg stellen, ausspricht. Dem folgen zwei Aufsätze von Harald Maria Höfinger und Christoph Lind, die sich mit der näheren Umgebung des jungen Kramer auseinandersetzen. Die Aufsätze von Erich Hackl und Karl-Markus Gauß erinnern an den Glanz und den Elan der Wiederentdeckung Kramers in den frühen 1980-er Jahren und zugleich an die Missverständnisse, denen sein Werk von literaturwissenschaftlicher Seite in Österreich lange Zeit ausgesetzt war. Peter von Matt, Daniela Strigl, Herta Müller und Ruth Klüger belegen in ihren Beiträgen eine Rezeption der Lyrik Kramers auf hohem Niveau. Alexander Emanuely und Konstantin Kaiser setzen sich mit Spuren der Rezeption Kramers im Frankreich der Zwischenkriegszeit und mit seinem Nachhall in der bildenden Kunst auseinander. Ein Bild des Briefeschreibers Kramer entwirft schließlich Siglinde Bolbecher anhand seiner Korrespondenz mit Grete Oplatek.
Cover: Pest
  • Band: 34
  • Autor: Pollatschek, Stefan
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 04.11.2020
  • Genre: Sonstiges

Pest

Stefan Pollatschek wusste natürlich genau, welche Pest er meinte, nämlich den Antisemitismus. Dieser war im Ausgang des 19. Jahrhunderts zwar überall gegenwärtig, damit er aber zu seiner späteren wahnhaften Bösartigkeit gedieh, bedurfte es noch einige Jahrzehnte geduldiger Hetze. Liest man Pollatscheks Roman über das Vorspiel des später dann Eingetretenen, fühlt man sich vielfach nicht in die Jahrhundertwende, sondern in die Gegenwart versetzt.
Stefan Pollatschek hat seinen Roman „Pest“ 1938 beendet. Doch konnte sein Wiener Verlag das Buch nicht mehr herausbringen. Dafür erschien 1939 in Warschau die polnische Übersetzung „Dżuma“. Zehn Jahre später erschien der Roman unter dem Titel „Dozent Müller“ dann doch in Österreich und zwar zuerst in Buchform 1948 und dann als Fortsetzungsroman in der Arbeiter-Zeitung. Dort wurde er am 4. Juni 1949 folgendermaßen angekündigt:
Unser neuer Roman spielt im Wien der neunziger Jahre. Er schildert eine Episode aus Wiens Geschichte, die viele unserer Leser aus einem im vorigen Jahr in der Arbeiter-Zeitung erschienenen Artikel in Erinnerung haben dürften: den Ausbruch von Pestfällen in Wien im Jahr 1898.
Dozent Müller. Die Tragödie eines Wiener Arztes erzählt eine Geschichte von menschlichem Heldentum – und menschlicher Bosheit. Der Selbstaufopferung einer Handvoll Menschen, Ärzten und Pflegerinnen ist es zu danken, daß die Pest nicht zur Seuche wurde, die tausende vernichtete. Dozent Müller gab sein eigenes Leben, um das ungezählter anderer zu retten. Es waren die Schüler des großen „guten“ Arztes Professor Nothnagel, die so handelten.
Während sie die wirkliche Pest bekämpften, richtete eine andere, eine geistige Pest Unheil an: christlichsoziale Spießer und deutschnationale Hetzer verbreiteten den Pestbazillus Antisemitismus; sie machten auch vor Nothnagel nicht halt, weil er ein Mann freiheitlichen Geistes war. Unsere Leser werden es dem vor kurzem verstorbenen Wiener Schriftsteller Stephan Pollatschek danken, daß er in diesem Buch dem Dozenten Müller und seiner Zeit ein würdiges Denkmal gesetzt hat.
Der schriftliche Nachlass Stefan Pollatscheks galt lange als verschollen. Dank seiner Tochter, der Schriftstellerin Gerda Hoffer, befindet er sich inzwischen jedoch im Archiv der TKG. Unter den Dokumenten befindet sich auch das original Typoskript von „Pest“ aus dem Jahr 1938. Dieses weicht an vielen Stellen vom Buch „Dozent Müller“ ab, da die, wie es im Nachwort 1948 hieß,
fast durchgängige Dialogform des Buches durch Zusammenzueoihungen und durch Umwandlungen der Dialoge zu indirekter Rede und Erzählung da und dort einmal zu unterbrechen, einige Längen und unwesentliche, die Romanhandlung hemmende Nebenszenen und Milieuschilderungen wegzulassen oder zu kürzen.
Wir wollen mit der Publikation nicht nur eine den Intensionen des Autors gerechtere Version herausgebenen, sondern auch, ganz im Sinne Stefan Pollatscheks, an den Arzt Dr. Hermann Franz Müller erinnern.

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