Cover: Being Donald Trump
Bruno Heter
Being Donald Trump
- Fake News war gestern
ISBN: 978-3-039-77033-5
176 Seiten | € 12.90
Buch [Taschenbuch]
Erscheinungsdatum:
06.08.2024
Thriller
Bruno Heter

Being Donald Trump

Fake News war gestern


Auszug

1 – WEF? – WTF!
Autsch. Scheiße, wo bin ich? Hotel? Ich sollte nicht
mehr so viel trinken!
„Sebastian Bachofen, du bist ein vierzigjähriger Idiot;
du bist nun mal nicht mehr zwanzig!“
Aber heute Morgen fühlt es sich echt an wie siebzig.
Schwarze Bettwäsche? Ist das Seide? In welchem Hotel
bin ich denn; mein Kopf ist schwer. Meine Beine sind
schwer. Mein Körper ist unglaublich schwer.
Aber die Kleine gestern – wie hieß sie nochmal? – die
hatte Klasse. Dass ich mich nicht mehr an ihren Namen
erinnern kann, ist ungewöhnlich. Aber ihre Beine, ihr
Hintern, ihre wunderbaren B … – „Börk“ – Augen; daran
erinnere ich mich. Sie hat mich so angesehen. Meine
Augen sind schwer; alles noch verschwommen.
Ich erhebe mich schwerfällig und suche meine Pantoffeln.
Komisch, an das Bild kann ich mich nicht erinnern.
US–Flagge im Hotelzimmer? Scheiß WEF; die würden
besser die Davoser Alpen abbilden, dann wüssten die
Idioten von Wirtschaftsbossen immerhin, in welchem
Land sie sind, so mit Schnee anstatt mit Sand.
Jetzt erinnere ich mich: Sandee – das war die Kleine;
Amerikanerin. Sicherheitsbeamte für irgend so einen reichen
Arsch. Hehe, ich erinnere mich auch, dass sie
meinen Namen nicht hat aussprechen können.
Sagte immer 'Beethoven' – als ob ich komponieren
könnte. Nun, englisch ausgesprochen klingt Bachofen
auch ähnlich, zugegeben. Aber dann könnte man auch
'dumb' sagen anstatt von Trump – würde eh keiner
merken. Shit, ich muss pissen.
„Komm schon, Körper – du stellst dich doch sonst
nicht so dämlich an.“
Mit meinen Augen stimmt aber echt was nicht; wo zum
Teufel ist mein Schwanz?
Langsam torkle ich ohne Pantoffeln ins Badezimmer.
Es scheint mir weiter zu sein als noch gestern. Als ob
mein Hotelzimmer in der Nacht gewachsen wäre. Und
nicht nur das – ich habe das Gefühl, eine gewaltige
Trommel vor mir zu tragen. Mein Bauch scheint auch
gewachsen zu sein.
Erinnert mich irgendwie an diesen dämlichen Weihnachtsfilm
mit Tim Allen. Pissen geht zum Glück auch
blind – einfach fühlen. Was denn – echt jetzt? Hier
stimmt was nicht! Wie soll ich mit dem Streichholz
anständig pissen? Wo ist mein … Ich sollte nicht mehr so
viel saufen.
Nach der Wohltat untenrum schnell etwas Wasser ins
Gesicht.
„What the fuck …?“
Ein markerschütternder Schrei durchdringt sämtliche
Sicherheitstüren des Davoser Nobelhotels. Die Security–
Beauftragten kommen angerannt.
Bevor sie die Tür öffnen, klopft der Sicherheitschef
dezent an.
„Mister President? Alles in Ordnung bei Ihnen? …
Mister President?“
Ich renne aus dem Badezimmer. Im Spiegel hat mich
soeben Donald Trump angesehen – und er sah nicht aus
wie siebzig – eher wie neunzig. Jemand klopft an meine
Tür. Ein Mann spricht Englisch.
Was ist hier los zum Teufel nochmal? Ich halluziniere!
Der Mann klopft erneut und ruft wieder nach seinem
Präsidenten.
Der meint mich!
„Ja, alles gut! Ich habe mir den Fuß gestoßen; geht
schon!“, rufe ich – doch es klingt nicht nach mir.
Akzentfreies Ami; heisere Micky–Maus–Stimme. Das
bin nicht ich. Ich habe einen warmen Bass, der die
Herzen der Frauen zum Schmelzen bringt.
„Brauchen Sie einen Arzt?“ Der Typ lässt nicht locker.
Eher einen Psychiater – oder einen Entgifter; einen
Exorzisten, vielleicht?
„Nein, wirklich alles gut. Ich geh dann wieder schlafen.
– Haben Sie vielen Dank.“
Wer immer Sie auch sind. Ich gehe nicht mehr schlafen
– auf keinen Fall.
Nur zögerlich wanke ich zum großen Spiegel im
Wohnzimmer der unbekannten Suite.
Das muss ein Traum sein.
Allerdings ein ziemlich gut gemachter KI–Traum in
4K. Das sieht alles verdammt echt aus. Diese Bildqualität,
diese Grafik – das hat ein Vermögen gekostet!
Im Spiegel steht Donald Trump; da besteht kein Zweifel.
In meinem Kopf aber fühlt es sich noch an wie die
verkaterte Version von Sebastian Bachofen.
Licht. Ich ziehe die schweren Vorhänge zur Seite. Die
Sonne strahlt vom wolkenlosen, kitschig blauen Himmel
über Davos in mein Gesicht. Licht schmerzt noch.
Kaffee! Ich brauche Kaffee.
Noch immer ohne Pantoffeln schlurfe ich über den
flauschig dicken Teppich zur Tür und lausche zuerst, ob
da noch jemand ist. „Hallo? Sind Sie noch da?“, rufe ich
durch die geschlossene Tür; ich höre mich wie ein Idiot
an.
„Mr. President? Ich höre Sie.“
„Könnte ich vielleicht etwas Kaffee kriegen? Wenn es
geht?“
„Aber sicher, kommt sofort. Dauert eine Sekunde.“
Ich höre, wie der Mann Befehle erteilt, selbst jedoch
offenbar vor meiner Tür stehenbleibt. Scheint zu klappen.
Tatsächlich klopft jemand kurz danach an. Ich öffne
und sehe einen bulligen Mann – könnte Jake Blues sein,
seinem schwarzen Anzug und der Sonnenbrille nach zu
urteilen. Eine attraktive Serviceangestellte tritt ein, macht
einen Knicks und schwebt wortlos zum runden Tisch im
Wohnzimmer. Dort stellt sie die Kanne und die Tasse
hin, zusammen mit einem kleinen Korb herrlich duftender
Backwaren. Sie verschwindet ebenso wortlos
wieder.
„Danke!“, rufe ich ihr nach, doch der Blues Brother an
der Tür schliesst ebendiese bereits wieder.
In welche Scheiße bin ich hier geraten? Das gibt's doch
gar nicht!
Ich gieße Kaffee ein, trete ans Fenster und kaue
genüsslich ein Hörnchen. Vor dem Hotel steht eine
Gruppe Menschen mit Fotoapparaten. Sie sehen nicht
nach Touristen aus. Als ich das Fenster öffne, beginnen
sie zu mir hochzuschreien und Fotos zu machen. Security–
Männer treiben sie weg. Ich hebe die Hand zum
Gruß und lächle.
„Mr. President. Sie sollten nicht so nah ans Fenster
treten.“ Der Blues Brother steht plötzlich neben mir. Ich
beschließe, ihn Jake zu nennen.
„Entschuldigen Sie. Ich wollte etwas frische Luft. Darf
ich auf den Balkon treten?“
„Bitte warten Sie, bis wir das Okay dazu haben.“ Jake
plappert wieder in seinen Ohrstöpsel. Er lauscht, nickt,
lauscht. Dann öffnet er die Balkontür.
„Bitte, es ist sicher. Sie können draußen sitzen. Ich
bringe Ihnen noch Ihren Morgenmantel.“
„Danke.“
Ich setze mich in die Morgensonne und genieße den
Kaffee. Dabei befinde ich mich wie in Trance.
Langsam kommen die Erinnerungen wieder.
Ich bin in Davos. Während des WEF ist das eigentlich
doof, doch ich hatte das Zimmer schon gebucht. Die
internationalen Partys sollen umwerfend sein, hat man
mir gesagt. Jede Menge gelangweilter und reicher
Damen, die auf einen Mann wie mich warten. Ein
Gesicht wie der Marlboro–Mann, ein Körper wie der Typ
von der Unterhosenwerbung, harte Muskeln wie der
Bachelor, aber deutlich mehr Hirn.
Hier wollte ich mein Glück versuchen. Eine von den
Reichen abschleppen, mich für ein Jahr finanzieren
lassen – Geschäft. Dazu ist das WEF doch da. Ich
schweife ab.
Auf der Party gab es nicht nur jede Menge Drinks, da
waren auch noch Pillen und diverse Pülverchen. Ich hätte
das Zeugs nicht durcheinander einwerfen sollen. Aber
Sandee – sie war der Hammer.
Meine Kaffeetasse ist leer. Ich gieße nach. An diesen
Balkon mit dieser Aussicht könnte ich mich gewöhnen.
Jakobshorn zum Greifen nah. Wenn ich mich anstrenge,
kann ich gar einzelne Skifahrer erkennen. Meine Augen
sind offensichtlich wieder in Ordnung – viel mehr SEINE
Augen!
Wie ist das möglich? Ich dreh noch durch. Vor einigen
Jahren habe ich mal ein Buch über eine Frau gelesen, die
starb und dann als Ameise wiedergeboren wurde, um
gutes Karma zu sammeln.
Was zum Teufel habe ich verbockt, dass ich in diesem
Kerl wiedergeboren werde? Bin ich etwa tot? Nicht doch
– Ich denke, also bin ich! Ich bin bloß falsch.
„Sebastian, reiß dich zusammen! Gehen wir die Alternativen
durch.“ Ein Schluck Kaffee hilft.
Mit einem Kater im Kopf, der dauernd an seine Miezen
denkt, na klar. Ich muss auf jeden Fall meinen Körper
wiederfinden. Nicht auszudenken, dass die Seele dieses
alten Körpers hier vielleicht nun meinen Luxus–Body
durch die Gegend steuert. Aber bis es so weit ist, habe ich
nur das hier.
Moment mal …, wenn ich für Trump gehalten werde,
dann habe ich Bodyguards, Limousinen, Flugzeuge – Ich
kann überall hin!
Vergiss das schnell wieder. Ich kann nirgendwo hin.
Was, wenn auskommt, dass Trump ein kleiner Heiratsschwindler
ist? Einer, der versucht, den Frauen das Geld
aus der Tasche zu ziehen, indem er sie ins Bett führt?
Dummes Zeug, das wird nicht mehr funktionieren –
nicht mit diesem Körper. Mann – ich muss echt meinen
Body wiederfinden.
Allenfalls ist es doch nur eine Halluzination, eine von
den Pillen, vielleicht? Gott – oder wer auch immer da
oben wohnt – lass es bitte eine Halluzination sein.
„Ich habe es begriffen; ich sollte ehrlicher sein. Kannst
du mich nun bitte wieder aufwachen lassen?“
Es klopft erneut und Jake tritt ein.
Mit ihm zusammen erscheint ein zu kurz geratener
Financier mit schütterem Haar.
„Mr. President, sind Sie bereit für den Talk am
Morgen?“
„Den was?“, knurre ich.
„Die Diskussionsrunde. Heute um zehn. Es ist schon
neun Uhr. Sie sollten sich bereitmachen. Wir müssen
bald los, damit die Security die Halle noch prüfen kann,
bevor Sie auf die Bühne gehen.“
Meine Tasse stelle ich wohl etwas zu heftig auf den
Tisch. Der kleine Mann erschrickt und zuckt zusammen.
Ich stehe auf und eile ins Badezimmer.
„Mir ist nicht gut!“, rufe ich noch schnell zurück.
Jake rennt mir nach, doch ich habe die Toilettentür
bereits abgeschlossen. Schnell war ich schon immer.
„Wir rufen einen Arzt. Hilfe ist sofort da, Mr. President.“
„Ich brauche keinen Arzt. Holen Sie mir einige Bananen
– ich habe Durchfall.“ In Gedanken gratuliere ich mir
zu diesem Einfall. „Und lassen Sie den Koch von gestern
feuern! Da war bestimmt was im Essen.“ Ich kichere, als
ich die Hektik vor meiner Badezimmertür höre.
Nach wenigen Minuten trete ich wieder in die Suite
hinaus.
„Meine Herren“, verkünde ich mit fester Stimme, „ich
habe gestern etwas gegessen, was wohl nicht gut war.“
Das ist sogar richtig, wenn ich an

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Postleitzahl
Veröffentlichung:06.08.2024
Höhe/Breite/GewichtH 19 cm / B 12,5 cm / 320 g
Seiten176
Art des MediumsBuch [Taschenbuch]
Preis DEEUR 12.90
Preis ATEUR 13.90
Auflage1. Auflage
ISBN-13978-3-039-77033-5
ISBN-103039770330
EAN/ISBN

Über den Autor

Bruno Heter ist im Sommer 1967 geboren. Nach der Schule hat er die Ausbildung zum Sekundarlehrer angetreten. Sein Studium führte ihn von Aarau bis nach Montpellier in Südfrankreich. Er spricht vier Sprachen.
Mit 19 Jahren machte er den LKW-Führerschein und war seither immer wieder als Fahrer unterwegs.
Privat reist er wann immer möglich mit seinem Camper durch ganz Europa, beobachtet, liest und schreibt oder kocht gerne.
Bruno Heter lebt und arbeitet im Kanton Aargau, im Schweizer Mittelland. Seit mehr als zwanzig Jahren fühlt er sich auch in Italien wie zuhause.

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