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Tilemachos Kotsias

Tilemachos Kotsias, geboren 1951 im südalbanischen Dropull, wuchs als Angehöriger der griechischen Minderheit unter den Blicken eines autoritären Regimes auf. Früh wurde ihm der Weg zur Bildung versperrt – das Studium blieb ihm ebenso verwehrt wie das Schreiben in der Sprache des Landes. Und so wandte er sich dem Griechischen zu, fand Zuflucht in der Redaktion einer kleinen Zeitung in Gjirokaster, wo er erste literarische Schritte tat – gegen das Schweigen, das ihm auferlegt wurde.

Mit der Öffnung der Grenzen verließ er Albanien, ein Land, das seine Stimme lange unterdrückt hatte, und siedelte nach Athen über. Dort erschien sein literarisches Debüt, der Erzählband *Vorfall um Mitternacht*, ein erster leiser Triumph. Neben seiner Tätigkeit als Übersetzer und Dolmetscher für das griechische Außenministerium schuf Kotsias über Jahrzehnte hinweg ein vielstimmiges Werk, das inzwischen zwölf Bücher umfasst – Erzählungen, Novellen, Romane. Immer kreisen sie um seine Herkunft, um die schmerzvollen Fäden zwischen Griechenland und Albanien, um Erinnerung, Identität und das Gedächtnis der Geschichte.

Sein Schaffen wurde mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem *Athens Prize for Literature* und dem Nikos-Themelis-Preis. Als Brückenbauer zwischen den Kulturen hat Kotsias auch literarisch übersetzt – in beide Richtungen: Er machte albanische Stimmen wie Ismail Kadare im Griechischen hörbar und brachte griechische Autorinnen wie Ziranna Zateli dem albanischen Publikum nahe. Seine Literatur ist eine Grenzüberschreitung – persönlich, politisch, poetisch.

Chinesische Tusche

Das spätstalinistische Albanien der 1970er Jahre: Drei junge Männer aus der griechischen Minderheit in Gjirokastra verfassen und verbreiten regimekritische Flugblätter – gemalt mit chinesischer Tinte, die sie schlussendlich verrät. Es ist ein symbolisch wie faktisch subversiver Eingriff in den geschlossenen Diskursraum der Diktatur Enver Hoxhas.