Chinesische Tusche
Das spätstalinistische Albanien der 1970er Jahre: Drei junge Männer aus der griechischen Minderheit in Gjirokastra verfassen und verbreiten regimekritische Flugblätter – gemalt mit chinesischer Tinte, die sie schlussendlich verrät. Es ist ein symbolisch wie faktisch subversiver Eingriff in den geschlossenen Diskursraum der Diktatur Enver Hoxhas. Der Staat reagiert mit Härte: Verhaftung, psychischer und physischer Terror, Lagerhaft in Spaç – einem Ort systematischer Ausbeutung und politischer Zerschlagung.
Tilemachos Kotsias, selbst unter diesen politischen Bedingungen aufgewachsen, verhandelt in seinem autofiktionalen Roman die Bedingungen des Widerstands, das System des Misstrauens und die Konsequenzen politischer Entscheidungen, die das Leben eines Einzelnen unwiderruflich bestimmen. Ohne heroisierende Geste, aber mit erzählerischer Genauigkeit entfaltet "Chinesische Tinte" eine dichte Studie über Angst, Loyalität und das prekäre Gleichgewicht zwischen persönlichem Gewissen und gesellschaftlichem Druck.
Zeitlich erstreckt sich der Roman über die Zeit des Widerstands hinaus in die Jahre der Lockerung des Regimes. Doch der Preis der Rückkehr in die Gesellschaft ist hoch: Der Bruch mit der Vergangenheit bleibt unheilbar, die Spuren von Repression, Schweigen und Schuld lassen sich nicht auslöschen. Kotsias schreibt über eine Generation, die nicht nur im Gefängnis saß, sondern auch im Inneren verwundet blieb – in einer Gesellschaft, die sich selbst nie Rechenschaft abgelegt hat.
Tilemachos Kotsias legt ein literarisches Zeugnis über politischen Mut und seine zerstörerischen Folgen vor – ein Roman von großer historischer und aktueller Relevanz, der sich mit der Frage befasst, was es bedeutet, in einem repressiven System ein freies Subjekt zu bleiben. Seine Sprache ist knapp, klar und kontrolliert – getragen von einem politischen Bewusstsein, das um die Fragilität der Wahrheit weiß.
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| Veröffentlichung: | 26.11.2025 |
| Höhe/Breite/Gewicht | H 19 cm / B 12,5 cm / 450 g |
| Seiten | 400 |
| Art des Mediums | Buch |
| Preis DE | EUR 19.90 |
| Preis AT | EUR 20.50 |
| ISBN-13 | 978-3-987-31004-1 |
Über den Autor
Tilemachos Kotsias, geboren 1951 im südalbanischen Dropull, wuchs als Angehöriger der griechischen Minderheit unter den Blicken eines autoritären Regimes auf. Früh wurde ihm der Weg zur Bildung versperrt – das Studium blieb ihm ebenso verwehrt wie das Schreiben in der Sprache des Landes. Und so wandte er sich dem Griechischen zu, fand Zuflucht in der Redaktion einer kleinen Zeitung in Gjirokaster, wo er erste literarische Schritte tat – gegen das Schweigen, das ihm auferlegt wurde.Mit der Öffnung der Grenzen verließ er Albanien, ein Land, das seine Stimme lange unterdrückt hatte, und siedelte nach Athen über. Dort erschien sein literarisches Debüt, der Erzählband *Vorfall um Mitternacht*, ein erster leiser Triumph. Neben seiner Tätigkeit als Übersetzer und Dolmetscher für das griechische Außenministerium schuf Kotsias über Jahrzehnte hinweg ein vielstimmiges Werk, das inzwischen zwölf Bücher umfasst – Erzählungen, Novellen, Romane. Immer kreisen sie um seine Herkunft, um die schmerzvollen Fäden zwischen Griechenland und Albanien, um Erinnerung, Identität und das Gedächtnis der Geschichte.
Sein Schaffen wurde mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem *Athens Prize for Literature* und dem Nikos-Themelis-Preis. Als Brückenbauer zwischen den Kulturen hat Kotsias auch literarisch übersetzt – in beide Richtungen: Er machte albanische Stimmen wie Ismail Kadare im Griechischen hörbar und brachte griechische Autorinnen wie Ziranna Zateli dem albanischen Publikum nahe. Seine Literatur ist eine Grenzüberschreitung – persönlich, politisch, poetisch.
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