Die langen Schatten der Vergangenheit

Die Geschichte:
Die junge Lena Buth hat als Vertriebene in Niebüll eine neue Heimat gefunden. Doch als Rucksackdeutsche, wie man sagte, hat sie es nicht leicht. Unerwünscht und misstrauisch beobachtet, versucht sie, 1945 den schweren Alltag zu meistern. Spaziergänge mit dem Versehrten Rainer und ihre neue Berliner Kollegin Doro, die sie in Jazzkeller der britischen Soldaten mitnimmt, sind ihre Lichtblicke.
Rainer kommt nicht damit zurecht, dass sein Schwager als Aufseher in einem Vernichtungslager bearbeitet hat und nun ungestraft davonkommen soll. Gemeinsam mit einem Freund, der schwer belastet in die Heimat zurückkommt, schmiedet er einen gefährlichen Plan. Kann Lena ihn überzeugen, dass er den falschen Weg gehen will?
Das Cover:
Ein schlichtes Cover. Ein Paar und ein Grammophon, dazu ein Titel und ein Klappentext, der einlädt und neugierig macht. Eine, wie ich finde, gelungene Buchpräsentation.
Meine Meinung:
Ich bin mit dem zweiten Band eingestiegen, was jedoch kein Problem war. In kleinen Rückblicken wurde ich gut informiert. Ausdrucksstarke Protagonisten bewegten sich überzeugend in ihren zugewiesenen Charakteren. Sie ließen mich teilweise bis auf den Grund ihrer Seele blicken und gestatteten mir, ihre Gefühle wahrzunehmen. Hanna Aden schreibt in einer bildhaft starken und flüssigen Sprache. Zahlreiche Perspektivwechsel halten den Spannungsbogen hoch. Die Schauplätze sind ausführlich und detailreich beschrieben. Gut recherchierte und subtil eingebundene Zeitgeschichte vermittelt die Nachkriegsprobleme, derer, die einst Täter und jenen, die als Opfer zu leiden hatten. Nicht zu vergessen diejenigen, die alles verloren, eine gefährliche Flucht hinter sich hatten und unerwünscht waren. Ein zeitgeschichtliches Thema, das unter die Haut geht.
Mein Fazit: Ein sehr emotionales Buch, mit viel Gefühl und Tiefgang. Ich möchte es sehr empfehlen.
Heidelinde von Friederickes Bücherblog