Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Autorin:
Sybille Berg wurde 1962 in Weimar geboren und ist eine deutsch-schweizerische Schriftstellerin. Sie veröffentlichte über 30 Theaterstücke und 18 Romane, zahlreiche Anthologien und Hörspiele. Ihre Arbeit wurde in über dreißig Sprachen übersetzt. Für ihren Roman "GRM - Brainfuck" erhielt sie den Schweizer Buchpreis, sowie für ihr Werk 2020 den Grand Prix Literatur. 2024 wurde sie in das EU-Parlament gewählt.
Illustrationen:
Julius Thesing, 1990 geboren, hat an der Münster School of Design Illustration studiert. 2020 schloss er sein Bachelor-Studium mit seinem viel beachteten Comicroman-Debüt »You Don’t Look Gay« ab. Er arbeitet als festangestellter Designer und freiberuflicher Illustrator in Münster.
Inhalt:
Lisa ist nicht besonders glücklich. Sie glaubt, sie sei selber schuld daran, dass keiner sie mag. Sie könnte vielleicht einen Außerirdischen als Freund haben. Einen, der freundlicher wäre, als die Menschen um sie herum. An einem Mittwochabend im November landet tatsächlich ein Ufo hinter ihrem Haus. Ein Außerirdischer steigt aus. (Klappentext)
Rezension:
Immer wieder versuchen sich Schreibende abseits ihrer üblichen Pfade, zunehmend auch im deutschsprachigen Raum, wo das Durchbrechen, zumal unter Klarnamen, immer noch schwierig zu sein scheint. Warum auch immer? Um so schöner, wenn es denn gelingt, vor allem mit einer Geschichte, an der man alles einfach nur liebhaben mag und man den Machern ihre Begeisterung einfach abnimmt.
Sibylle Berg erzählt im vorliegenden Werk eine Geschichte über Freundschaft und Mut, über Zusammenhalt und davon, dass sich Dinge auch zum Positiven ändern können. Selbst, wenn man nicht mehr daran glaubt. Und vor allem hat sie eine wichtige Botschaft für ein junges Lesepublikum. Auch du kannst Dinge bewirken, ändern und auch, wenn manches trostlos und nicht einfach erscheint, bist du nicht schuld. Etwas, was uns gegenüber Kindern oft genug verloren geht, dies ihnen zu versichern.
Das verpackt sie in eine phantastische Geschichte à la Alf, eines Außerirdischen, nur halt ohne Fell, der in diesem Falle auf der Erde von seiner Reisetruppe praktisch vergessen wird, der auf Lisa trifft, einem kleinen Mädchen, die mit ihrem Interesse und Wissen aneckt, sich täglich vor einer Gruppe Jugendlicher auf den Schulweg ducken muss und Eltern hat, die sich scheinbar nicht wirklich für sie interessieren.
Stoff genug für eine kleine Erzählung, in der der Außerirdische mit seltsamen Namen, der von Lisa der Einfachheit halber Walter genannt wird, ein wirklicher Freund und Helfer ist.
Sybille Berg durchbricht Klischees und zeigt, wie toll moderne Geschichten für Kinder sein können, ohne den erhobenen Zeigefinger stets vor Augen zu haben und doch augenöffnend zu sein. Eine Geschichte, deren beider Hauptcharaktere man einfach liebgewinnen muss, zudem wunderbar visualisiert.
Die witzigen, comichaften Illustrationen von Julius Thesing durchbrechen den Text und lockern auf. Fast fühlt man sich da an "Gregs Tagebuch" erinnert, nur ist diese Erzählung noch mehr zum Zusammenlesen oder gar erstes Selbstlesen geeignet. Für die Zielgruppe sicher genau die richtige Mischung und der einen oder anderen Frage, die sich manches Kind stellen dürfte.
Es ist nichts Negatives hier dran zu entdecken, viel mehr wünscht man sich von mehr Schreibenden den Sprung ins kalte Wasser mit Geschichten für die ehrlichste Zielgruppe, die es gibt. Sibylle Berg ist dies gelungen. Und wer weiß schon, vielleicht besucht gerade irgendwo ein Außerirdischer die Erde und hilft einem Kind, an sich zu glauben und über sich hinauszuwachsen.
findosbuecher
Blogger bei LeseHitshttps://www.findosbuecher.com Der Literaturblog - Bücher lesen überall ...
Kommentare
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
So hast du Sibylle Berg noch nie gelesen! Ein starkes Plädoyer für das Anderssein – für alle ab 10 Jahren
Lisa verbringt ihre Abende damit, den Weltraum nach extraterrestrischem Leben abzusuchen. Aus gutem Grund, denn ihr Alltag auf der Erde ist nicht erfreulich: Ihre Eltern lassen sich kaum mehr von den Sofakissen unterscheiden, und in der Schule ist sie ein willkommenes Opfer für eigentlich alle. Als eines Nachts ein Raumschiff hinterm Haus landet, wirft die außerirdische Reisegruppe nur einen kurzen, angewiderten Blick auf die Erde und düst wieder ab. Nur einer bleibt: Klakalnamanazdt, von Lisa kurz Walter genannt.
Auf Walters Planet wird vor allem gekuschelt, gespielt und sich umeinander gekümmert. Kein Wunder, dass er hier alles höchst befremdlich findet. Kurzerhand beginnt er, in Lisas Leben aufzuräumen – bis sie auch ohne fremde Kräfte auf unserem überaus seltsamen Planeten Erde zurechtkommt.
Ein furios erzählter und stark illustrierter Comicroman von Sibylle Berg, eine der aufregendsten deutschsprachigen Autorinnen unserer Zeit.
Mein seltsamer Freund Walter behandelt wichtige Themen wie Mobbing und Freundschaft und macht Mut, selbst in schwieriger Lage kleine Schritte zu wagen. Ausdrucksstark und ungewöhnlich als Comicroman umgesetzt von Newcomer-Illustrator Julius Thesing (»You Don’t Look Gay«).
Begeisterte Pressestimmen zur Autorin:
»Sibylle Berg ist zuverlässig krass, komisch, bitter und zärtlich.« Die Zeit, 12.03.15 (über »Der Tag, als meine Frau einen Mann fand«)
»Sibylle Bergs Bücher erzählen von der Sehnsucht nach der schönen Seele. Sie tun das ätzend unterhaltsam und führen uns mit unserem widerlichsten Lachen vor.« Insa Wilke, Süddeutsche Zeitung, 02.03.15 (über »Der Tag, als meine Frau einen Mann fand«)
»Berg schreibt witzig über die traurige Existenz der Menschen, anrührend über das trostlose Dasein und aggressiv liebevoll gegen eine düstere Welt.« Steffen Martus, Frankfurter Rundschau (über »Vielen Dank für das Leben«)