findos buecher – Bücher lesen überall…

Welt der Renaissance: Rom

30.09.2025 - 16:31 Uhr
Cover: Welt der Renaissance: Rom

Autor:
Tobias Roth wurde 1985 in München geboren und ist ein deutscher Lyriker, Übersetzer und Essayist. Er studierte Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte in Freiburg, sowie Europäische Literaturen in Berlin. Nach seinem Studium war er von 2007 bis 2015 als Kulturjournalist tätig und betreute eine Seite zur zeitgenössischen Lyrik, und war Herausgeber der Berliner Renaissancemitteilungen, 2011 bis 2017. Er ist Mitglied der Mainzer Gesellschaft zur Förderung von Design, Kunst und Kommunikation e.V. und hat mehrere wissenschaftliche Schriften zu literaturhistorischen Themen veröffentlicht. Zudem ist er als Lyriker, Übersetzer und Essayist tätig. Er ist Mitgründer des Verlags Das Kulturelle Gedächtnis. Tobias Roth wurde für seine Werke mehrfach ausgezeichnet.

Reihe:
Dies ist der dritte Band der "Welt der Renaissance". Vorherige Bände beschäftigten sich mit Florenz und Neapel und können wie dieser unabhängig voneinander gelesen werden.

Inhalt:
Rom - die Stadt der Widersprüche, der marmornen Ruinen und des kometenhaften Wiederaufstiegs zur Welthauptstadt. Tobias Roth entdeckt, übersetzt und kommentiert die literarischen Schätze der Zeit und entführt fachkundig und fesselnd in eine Welt voll hoher Kunst und verrückter Kleriker, antikenbegeisterter Dichter und rauer Wirklichkeit.

Mit Berichten aus den Ruinen von Francesco Petrarca und Poggio Bracciolini, der Entlarvung großer Kirchenschwindelei von Lorenzo Valla, Sonetten von Michelangelo über die Kröpfe lombardischer Katzen, Augenzeugenberichten von der Plünderung Romans 1527 sowie subversiv frommen Gedichten Vittoria Colonnas, einem gigantischen Mittagessen im Vatikan, dem Testament des päpstlichen Elefanten Hanno und vielem mehr. (Klappentext)

Rezension:
Die Renaissance war eine Zeit der Gegensätze. Kunst und Kultur erlebten eine Blütezeit, auch das architektonische Bild der Städte veränderte sich. Kuppeln waren nun überall zu sehen. Während die einen, allen voran humanistische Gelehrte, die Texte und Literatur der Antike wiederentdeckten, brannten die einen antiken Marmor zu Kalk für ihre Bauwerke. Die Kirche selbst war verwickelt, in Ränkespielen und Prunksucht, an deren Ende sie gespalten wurde.

Machtspiele bestimmten das Bild, während die neue Technik des Buchdrucks half, Wissen zu verbreiten, jedoch sie selbst zum Opfer wurde. Plötzlich gab es nun eine erste Liste festgeschriebener verbotener Schriften. Der Autor Tobias Roth hat sich aufgemacht, die Spuren der Geistesgrößen jener Zeit nachzuspüren, durch die Ewige Stadt zu wandeln, in der schon damals nichts beständiger war als die stete Änderung. Herausgekommen ist eine Sammlung kurioser Blickwinkel hinter den Mauern der Kurie und dem Alltag zwischen Aufschwung und Unsicherheit, Pilgerströmen und Verkehrskatastrophen.

Es wirkt zu viel auf den ersten Blick, diese kuriose Sammlung, die zunächst genauso chaotisch aussieht, wie es die Stadt am Tiber schon damals gewesen ist. Ein Durcheinander, in dem man sich zurechtfinden muss, wie zwischen den engen Gassen der Stadt.

Hier hilft der Autor, ordnet ein, folgt den Schreibenden, unter ihnen die erste Frau, die sich in der vormaligen Männerdomäne zu behaupten weiß und zeigt die zahlreichen Facetten eines faszinierenden Zeitalters, in dem schon damals wenige alles haben und viele andere nichts. Der Übergang zwischen Texten, Kommentar und Einordnung ist da zu weilen fließend. Stichworte am Rand erleichtern die Orientierung, Fußnoten liefern notwendige Erklärungen nicht nur zu Hannos Testament, welches zum Spotttext auf die Kurie geschrieben wurde.

Man staunt hier, schmunzelt da, erschrickt über die Gegensätze, die dennoch später Grundlage für so viele Veränderungen sein werden. Das ist nicht immer einfach zu lesen oder leicht zugänglich. Tobias Roths Text lädt ein zur Recherche.

Wer waren die Menschen, die er manchmal flüchtig, oft ausführlicher beschreibt, wie sahen sie aus, die Gebäude, die Statuen und was folgte daraus. Ein gut recherchiertes Sachbuch, welches herausfordert und dazu einlädt, den eigenen Blickwinkel zu erweitern, liegt mit dem dritten Teil der "Welt der Renaissance" vor, deren Vorgänger bereits nach Florenz und Neapel führten. Ein weiteres Puzzlestück, in dem nicht nur Michelangelo sein berühmtes Deckengemälde schafft, sondern selbiges vor bremsenden Geistern gerettet wurde.

Der Autor gibt in seinem Sachbuch, welches zahlreiche Abbildungen originaler Texte als Faksimiles enthält, eine Übersicht über Kunst und Kultur einer Stadt, die sich selbst sucht und in denen die Suchenden unterschiedlichste Antworten darauf finden. Eine Zeitreise, die erstaunliches zu Tage befördert. Nicht nur die Speisepläne der Geistlichkeit.


Gesamtbewertung: 4/5
Blogger: findosbuecher

findosbuecher

Blogger bei LeseHits

https://www.findosbuecher.com Der Literaturblog - Bücher lesen überall ...

Kommentare

Mache den Anfang und verfasse den ersten Kommentar...
Klappentext

Welt der Renaissance: Rom

Sachbuch von Tobias Roth
Cover: Welt der Renaissance: Rom

Rom – die Stadt der Widersprüche, der marmornen Ruinen und des kometenhaften Wiederaufstiegs zur Welthauptstadt. Tobias Roth entdeckt, übersetzt und kommentiert die literarischen Schätze der Zeit, und entführt in eine Welt voll hoher Kunst und verrückter Kleriker, antikenbegeisterter Dichter und rauer Wirklichkeit.

Rom ist zu Beginn der Renaissance ein Trümmerhaufen. Als Petrarca vom Kapitol aus über Rom blickt, ist von der Pracht der antiken Welthauptstadt nicht mehr viel übrig. Statt über einer Million leben auf dem riesigen Areal nur noch knapp 20.000 Menschen, zwischen den steinernen Zeugen einstiger Größe weiden Ziegen und Kühe. Doch mit dem Einzug machtbewusster Päpste geht es aufwärts. Geld fließt in die Stadt, Künstler folgen, riesige Bauprojekte werden angeschoben, Kunst und Poesie beginnen zu florieren.

Renaissance-Kenner Tobias Roth führt durch das staunenswerte Leben in Rom mit all seinen Gegensätzen, Höhen und Tiefen. Gelehrte wie Flavio Biondo geraten in der Ruineneinöde in Verzückung, Statuen wie der Laokoon werden ausgegraben, und während im Vatikan Mittagessen mit 130 Gerichten (für den Papst bitte nur ein Ei!) serviert werden, verfasst Pietro Aretino seine erste große Satire – das sarkastische Testament des päpstlichen Hauselefanten Hanno. Mit Vittoria Colonna etabliert sich die erste gedruckte Lyrikerin der Neuzeit und tauscht mit Michelangelo Gedichte aus. Und die mitteilsame Bevölkerung berichtet in Tagebüchern und Memoiren von Aufschwung und Unsicherheit, Pilgerströmen und Verkehrskatastrophen und nicht zuletzt vom Blutbad des sacco di Roma, der Plünderung der Stadt durch deutsche und spanische Söldner 1527.

Diesen Blogartikel teilen: