Leser: Readingwitch

Readingwitch

Lesen war schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens und meines Alltags. Bücher begleiteten mich durch gute und schlechte Zeiten und bereicherten meine Phantasie.  Als bedauerlich empfand ich dabei immer,  dass nach dem Lesen so ein Roman im Regal verschwand, ohne das ich mich mit jemandem darüber austauschen konnte. So entstand die Idee zu diesem Blog. 

Ich möchte über Leseerlebnisse und über alte und neue Lieblingsbücher berichten. Für mich gibt es auch keine schlechte Literatur, sondern nur solche, die mich nicht unterhält. Trotzdem kann diese lehrreich sein und mir neue Sichtweisen eröffnen. 

Mit der Zeit erweiterte ich meinen Blog auch um verschiedene Reiseberichte. Aber Rezensionen stehen weiterhin im Vordergrund. 

Liebe Grüße 

Eure Hexe 

Cover: Eine Bluse macht noch keinen Sommer

Eine Bluse macht noch keinen Sommer

  • Gesamtbewertungen: 1
  • Durchschnitt: 5.00
  • Datum: 25.06.2025

Nicht-Alltägliches aus dem Leben eines Designers

Rezension "Eine Bluse macht noch keinen Sommer"

Ein Designer als Autor ist erstmal etwas ungewöhnlich. Er wird wohl über Mode schreiben und wie man diese an die Frau bringt - war mein erster Gedanke, als ich das Buch in den Händen hielt. Doch beim Lesen wurde mir schnell klar, dass dieses Buch mehr kann und auch macht. Guido Maria Kretschmer gibt nicht nur Kleidungstipps. Nein, er teilt sein umfangreiches Wissen über Formen, Schnitte und Materialien mit uns. Das Ganze wird durch witzige und interessante Anekdoten aufgelockert.

Das Buch ist in 16 Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel beschäftigt sich mit einem anderen Kleidungsstück. Kretschmer schreibt über Kleider, Leggings, Röcke und so weiter. Zunächst wird das Kleidungsstück in all seinen Facetten beschrieben und dann geht Guido darauf ein, welchem Figurtyp dieses passt. Das ergänzt er mit Geschichten aus seinem Leben als Schneider und Designer. Diese kleinen "Geschichten aus dem Kleiderschrank" sind lustig und unterhaltsam, gleichzeitig regen sie auch zum Nachdenken an und bleiben im Gedächtnis. Dieses Buch muss auch nicht am Stück gelesen werden, denn die einzelnen Kapitel stehen für sich und können auch in unterschiedlicher Reihenfolge einverleibt werden.

Die Erzählung "Gut gewickelt auf dem Atlantik" gefällt mir persönlich am besten. Guido macht eine Kreuzfahrt über den Atlantik und gerät an einen Tisch mit vier älteren Damen, die sich während der Reise einen Wettstreit um die aufregendste Robe lieferten. Begleitet wurde das von vielen sarkastischen und boshaften Kommentaren der Damen untereinander.

Das Ganze wird in einem vertrauten und freundschaftlichen Ton erzählt, sodass man als Leser das Gefühl bekommt, Guido sitzt neben einem auf dem Sofa und plaudert aus dem Nähkästchen. Dabei kann er jeden Figurtyp etwas abgewinnen und geht mit Menschen jeder Gewichtsklasse wertschätzend und freundlich um. Mode kennt kein Gewicht!

Wer so wie ich gerne und regelmäßig Shopping Queen schaut, ist an den liebevoll ironischen Ton von Guido gewöhnt und wird auch dieses Buch lieben. Für alle anderen ist es leichte Unterhaltung über Mode und die Facetten von Kleidung, welche mit viel Humor und einem intelligenten Schreibstil die langen Abende verkürzt und die Vorfreude auf den Sommer größer werden lässt. Eine Pflichtlektüre für alle Shopping Queens und solche, die es noch werden wollen.

Cover: Der Wal und das Ende der Welt

Der Wal und das Ende der Welt

  • Gesamtbewertungen: 2
  • Durchschnitt: 2.50
  • Datum: 25.06.2025

Ist der Mensch wirklich des Menschen Wolf?

Rezension "Der Wal und das Ende der Welt"

Malerische Idylle, ein kleines Dorf, ein nackter Mann am Strand und ein Wal. Das alles in einer Welt, die nur "zwei Mahlzeiten von einer Anarchie entfernt" ist. John Ironmonger beginnt seinen Roman mit einem unbekannten jungen Mann, der mehr Tod als lebendig am Strand von St. Piran gefunden wird. Die Dorfbewohner bringen den jungen Mann zum Arzt und päppeln ihn auf. Zunächst wird dem Leser nicht verraten wer der Mann ist und warum er angespült wurde. Wenig später strandet an demselben Strand ein Leviathan, der zu ersticken droht. Der unbekannte junge Mann, der nicht in sein Leben zurückkehren möchte, findet diesen am Strand und beginn mit Hilfe der Dorfbewohner eine Rettungsaktion. Sie befördern den Wal zurück ins mehr und die Geschichte nimmt Fahrt auf.

Nach und nach wird den Leser offenbart, dass der unbekannte Mann Joe Haak heißt und warum er im St. Piran angespült wurde. John Ironmonger bedient sich dazu einiger Rückblenden. Man erfährt, dass der Mann an der Börse in London arbeitete und ein Computerprogramm entwickelte, welches die durch eine Analyse von allen Zeitungsartikeln die Entwicklung der Börsenkurse vorhersagen kann. Dieses Programm sagt einen heftigen Grippeausbruch in unmittelbarer Zukunft voraus und damit auch den Stillstand der Welt, wie wir sie kennen. Diese bedrohliche Aussicht wird von John Ironmonger aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Ihm geht es dabei um die Frage, ob bei einer Katastrophe die Reaktionen der Menschen vom Egoismus gezeichnet sein werden ober ob Menschlichkeit und Zusammenhalt dominieren.

"Also, wenn wir die Frage schon nicht für die Gesellschaft insgesamt beantworten können, können wir sie wenigstens für uns selbst beantworten? Wie werden Sie sich verhalten, Joe Haak? Wenn die gesamte Weltordnung um Sie herum zusammenbrechen würde, was würden Sie dann tun?"

Dazu greift er das Werk "Leviathan" von Thomas Hobbes auf. In diesem Werk spricht Hobbes jedem Menschen zu, ein Interesse an seiner Selbsterhaltung zu haben, das den Charakter einer naturgegebenen Pflicht (Gebot der Vernunft) annimmt. Um dieser Pflicht folgen zu können, hat jeder das Recht (ein Naturrecht oder ius naturale), alles zu beanspruchen, was dazu dienlich sein könnte. "Der Mensch ist des Menschen Wolf." Da der Mensch aber auch ein soziales Wesen ist, geht Hobbes davon aus, dass der Mensch seine absolute Freiheit aufgibt, um eine Gemeinschaft zu bilden und einen Gesellschaftsvertrag über Werte und Normen abschließt. Das ist dann der Staat, der den einzelnen beschützt. Den Staat vergleicht Hobbes mit einen Seeungeheuer - Leviathan.

Wenige Tage nach den Joe Haak in St. Piran angespült wird, strandet auch ein Wal dort. Joe starten mit den Dorfbewohnern zusammen eine Rettungsaktion, um diesen Wal zurück ins Meer zu befördern. Dadurch, dass alle mit anpacken, retten sie diesen Wal. Später rettet dieser Wal das ganze Dorf. An dieser Stelle will ich nicht zu viel verraten. Allerdings zeigt diese Wal-Metapher deutlich, dass Ironmonger an das Gute im Menschen glaubt. Die Meschen halten zusammen und retten so den Leviathan (Staat/Gemeinschaft), später ist diese Gemeinschaft -also der Wal die Rettung für die Menschen.

Insgesamt hat mir dieser Roman ganz gut gefallen. Er ist leicht zu lesen, Zusammenhänge und Handlungen sind nachvollziehbar und die Charaktere, insbesondere die der Dorfbewohnen sind liebevoll ausgearbeitet. Es ist kein literarisches Meisterwerk, dafür fehlt es der Geschichte an Tiefe, aber es spricht doch die Seele an. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Cover: Eiskalte Augenblicke

Eiskalte Augenblicke

  • Gesamtbewertungen: 1
  • Durchschnitt: 5.00
  • Datum: 25.06.2025

Viele kleine Morde auf der Insel

Rezension "Eiskalte Augenblicke"

Die Sandhamn-Reihe um die Juristin Nora Linde und den Ermittler Thomas Andreasson begleitet mich schon seit einigen Jahren. Es sind spannende und unterhaltsame Krimis, die im schwedischen Schärengarten spielen.

Bei Buch-Reihen ist es wie bei Serien. Wenn sie gut sind, machen sie süchtig! So erging es mir auch bei dieser Krimi-Reihe. Es war interessant zu lesen, wie sich die Charaktere von Band zu Band entwickeln und einem ans Herz wachsen.

Nun bekam ich ein neues Band von Viveca Sten in die Hände. Es ist keine Fortführung der Reihe, sondern ein Extrabuch, welches in zehn Kurzgeschichten dem Leser viele interessante und vertiefte Informationen über bereits aus den Krimis bekannte Charaktere eröffnet. Es beginnt 1981 mit dem Kennenlernen von Nora und Thomas als Jugendliche beim Konfirmandenunterricht. Die weiteren Geschichten beleuchten auch andere bekannte Romanfiguren wie etwa Noras Freundin und Nachbarin Signe, ihre Schwiegereltern sowie andere Freunde und Bekannte von Sandhamn. Der Leser erfährt wie sich Thomas und Pernilla kennen und lieben lernten.

Die kurzen Geschichten haben nicht immer einen kriminalistischen Hintergrund, sind aber immer spannend und beinhalten überraschende Wendungen. Viveca Stens Schreibstil ist einfühlsam und bildhaft. Sie schafft es problemlos den Leser in die Geschichte mit zu nehmen. Die Charaktere der Figuren sind gründlich ausgearbeitet und sind in ihren Handlungen nachvollziehbar und plausibel. Wie gewohnt werden gewalttätige und blutige Szenen von der Autorin ausgespart. Die fesselnde Handlung entsteht durch Perspektiven- und Szenenwechsel und durch das an den Spannungsbogen angepasstes Erzähltempo. In den Erzählungen gibt es Tote, die die Vergangenheit heraufbeschwören, zwischenmenschliche Dramen und leidenschaftliche Liebesgeschichten. Die Auflösung der Kriminalfälle erfolgt dabei eher subtil und nur nebenbei. Der Focus der Geschichten liegt immer auf den einzelnen Personen und deren Gefühlsleben. Das alles wird untermalt von der idyllischen Landschaft der Insel, die gar nicht so friedlich ist, wie sie scheint...

Aus meiner Sicht ist es eine kurzweilige und mitreisende Lektüre für Zwischendurch. Die Geschichten haben genau die richtige Länge und vermitteln eine Mischung aus Urlaubsgefühl und Krimi-Atmosphäre. Für Fans der Sandhamn-Reihe gibt es viele Hintergrundinfos zu den geliebten Protagonisten und für alle anderen sind diese Kurzgeschichten abwechslungsreich und unterhaltsam. Klare Leseempfehlung auch für die, welche die anderen Bände nicht gelesen haben.

Cover: Qube

Qube

  • Gesamtbewertungen: 1
  • Durchschnitt: 2.00
  • Datum: 25.06.2025

Bildgewaltige Zukunftsvision ohne Tiefgang

Rezension "Qube"

Ist künstliche Intelligenz für die Menschheit eine Bedrohung? Und wenn ja, wie wird man damit fertig, wenn diese Intelligenz das Internet erreicht und somit Zugriff auf die ganze Welt hat?

Tom Hillenbrand greift dieses spannende Thema in seinem Fortsetzungsroman "Qube" auf. Er entwirft eine Welt die ca. 70 Jahre in der Zukunft liegt und künstliche Intelligenz bereits einmal eine Bedrohung für die Menschheit darstellte. Der Roman spielt in London im Jahre 2091. Der Investigativjournalist Calvary Doyle, der zum Thema Künstliche Intelligenz recherchiert hat, wird auf offener Straße niedergeschossen. Die auf KI-Gefahrenabwehr spezialisierte UNO-Agentin Fran Bittner beginnt, in dem Fall zu ermitteln. Bald stellt sich heraus, dass der Journalist anscheinend neue, beunruhigende Informationen über den berüchtigten Turing-Zwischenfall besaß, bei dem die Menschheit die Kontrolle über eine wildgewordene KI verlor. Die KI befand sich seinerzeit in einem Quantencomputer, einem sogenannten Qube. So weit, so gut.

Etwa zwei Drittel dieses Science-Fiction Romans, der als Thriller ausgeschrieben wird, sind wirklich sehr gut gelungen. Und nach der spannenden Leseprobe freute ich mich auf eine aufregende Geschichte. Die Sprache ist sehr bildhaft, als Leser konnte ich mir die handelnden Personen, deren Umgebung und auch die Situation gut vorstellen und die Handlungen nachvollziehen.

Der Autor wechselt geschickt zwischen den Perspektiven, sodass man den Handlungsverlauf aus verschiedenen Blickwinkeln erleben kann. Die Charaktere sind so gut und vielschichtig beschrieben, dass man sich deren Motive, Absichten und den Beitrag zur Gesamthandlung sehr gut erklären kann.

Auch die technischen Ausführungen des Autors waren für mich gut verständlich und nachvollziehbar. Es dreht sich nicht nur um KI, sondern auch um Body Switch und Unsterblichkeit. Es ist möglich das eigene Bewusstsein für eine bestimmte Zeit in fremde Körper (sog. Gefäße) zu transferieren. Holographien sind Teil des Alltags geworden. Um das glaubhaft umzusetzen, hat der Autor eine Reihe neuer Wörter und Bezeichnungen erfunden, die im Text immer wieder einfließen. Da muss ich sagen, die Menge macht es. Denn gibt es zu viele neue Kreationen, verliert man als Leser schnell den Überblick und das Lesen an sich ist dann kein Vergnügen mehr.

So gut der erste Teil des Romans war, so schlecht ist der Schluss. Ich weiß, dass das ein hartes Urteil ist, aber das Ende hat mich sehr enttäuscht. Ich hatte den Eindruck, dass der Autor hier einfach nur schnell fertig werden wollte und dabei nicht versucht die losen Fäden der Geschichte zu verbinden und offene Fragen aufzulösen. Durch Schießereien und Verfolgungsjagten werden Effekte geschaffen, die zwar bildgewaltig sind, aber zur Auflösung des Buches nichts beitragen. Dabei begeht er auch noch logische Fehler und lässt die Charaktere Dinge tun, die nicht zu ihnen oder zum Plot passen. Die Handlung wird verbogen und so zu einem genötigten Ende geführt. Sehr schade.

Fazit

Von mir gibt es für diesen Science-Fiction Roman keine Leseempfehlung. Der spannende Klapptext wird in der Geschichte so nicht verarbeitet. Der Autor erschafft zwar eine interessante und komplexe Zukunftsvision, kann aber keine spannende Geschichte darin konstruieren. Auch die Einordnung des Romans im Bereich der Thriller lässt sich nicht nachvollziehen, da die zu Beginn aufgebaute Spannung mit dem abrupten Schluss zunichtegemacht wurde.

Cover: Die Königin von Berlin

Die Königin von Berlin

  • Gesamtbewertungen: 1
  • Durchschnitt: 5.00
  • Datum: 25.06.2025

"Heiß soll sich die Erde drehen"

Rezension "Die Königin von Berlin"

Ich liebe Geschichten über außergewöhnliche und starke Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und sich von Rückschlägen nicht einschüchtern lassen. Das Leben solch einer Frau hat Charlotte Roth in ihrem Roman „Die Königin von Berlin“ aufgegriffen und dem Leser eindrucksvoll nähergebracht.

Carola Neher war eine berühmte, deutsche Schauspielerin in den Goldenen Zwanziger Jahren. Sie war auch eine Muse von Bertolt Brecht. Für sie schrieb er die Rolle der Polly Peachum in der Dreigroschenoper. Auch Brecht wird in diesem Buch detailliert beschrieben. Wobei ich sagen muss, dass es mir vorher gar nicht klar war, dass er solch eine unsympathische und egozentrische Person war. So was wird im Deutschunterricht in der Regel nicht thematisiert. Den Gegenpart dazu bildet der einfühlsame und sensible Alfred Henschke, genannt Klabund, den Carola im Laufe der Geschichte heiratet.

Gleich zu Beginn schreibt Charlotte Roth, dass ihr Roman keine Biographie ist, sondern eine Erzählung über eine Frau, die von ihrem Ehrgeiz und ihrer Liebe zum Schauspiel getrieben wird. Mit ihrer leichten und mitreißenden Erzählweise lässt sie das Theater der zwanziger Jahre für den Leser wieder lebendig werden.

Mit zwanzig Jahren schmeißt Carola Neher ihre Stelle in einer Bank und ihr enges bürgerliches Leben in München hin und verlässt diese Stadt mit dem nächsten Zug. Sie will nach Berlin auf die große Bühne, doch ihr Geld reicht nur für ein Ticket nach Baden-Baden. Sie bekommt dort kleinere Rollen am Theater und schafft es schließlich nach Berlin. Dort lernt sie den jungen Brecht kennen, der genauso wie sie für seinen Erfolg über Leichen zu gehen scheint. Er sieht ihr Talent, beginnt mit ihr zu proben und verspricht ihr den großen Durchbruch. Doch für ihren Platz auf der Bühne muss Carola selbst kämpfen. Im Laufe der Zeit lernt sie auch Klabund kennen, der so ganz anders als Brecht Carola emotional berührt. Sie heiratet ihn aus Liebe und Pflichtgefühl heraus.

All diese Ereignisse und Verwicklungen bis hin zum dramatischen Finale beschreibt die Autorin auf eine bewegende Art und Weise. Die Charaktere erscheinen dem Leser plastisch und real. Die Szenen sind faszinierend und packend dargestellt.

Fazit

„Die Königin von Berlin“ ist ein großartiger Roman, den man kaum zur Seite legen möchte und bedauert, dass neben den Goldenen Zwanzigern auch die Geschichte um die Schauspielerin Carola Neher ein Ende findet. Diese Geschichte ist nicht nur bloße Unterhaltung, sie inspiriert einen auch zum Handelt und die eigenen Träume einfach zu verwirklichen.

Cover: 1794

1794

  • Gesamtbewertungen: 1
  • Durchschnitt: 5.00
  • Datum: 25.06.2025

Nichts für schwache Nerven.

Rezension "1794"

Eine junge Frau wird in ihrer Hochzeitsnacht auf brutalste Art ermordet und der junge adelige Eric Drei Rosen gerät in Verdacht, der Täter zu sein. Doch die Mutter des Opfers ist von Erics Schuld nicht überzeugt und wendet sich in ihrer Verzweiflung an den ehemaligen Soldaten Jean Michael Cardell, der zusammen mit Emil Winge die Ermittlungen übernimmt.

Der Autor Niklas Natt och Dag beschreibt in seinem Roman "1794" das Leben in Stockholm des 18. Jahrhunderts. Einzuordnen wäre die Geschichte im Bereich der historischen Krimis. Es handelt sich um die Fortsetzung von "1793", und wie ich finde, sollte man den ersten Teil gelesen haben, um den zweiten besser zu verstehen. Die Protagonisten sind nahezu die gleichen und die Geschähenisse aus dem ersten Teil werden immer wieder angedeutet, aber nie wirklich verständlich zusammengefasst.

Da ich mit dem zweiten Teil anfing, hatte Schwierigkeiten gehabt, mich in der Geschichte zurecht zu finden. Es gibt immer wieder Anspielungen auf den Vorgängerroman, die sich dem Leser nicht einfach so erschließen. Und somit entstand bei mir der Eindruck, als würde ich den Roman durch einen Schleier wahrnehmen und wesentliche Teile nicht zu fassen kriegen.

Der Plot des Buches ist in seinen Grundzügen interessant, allerdings fehlt in der Geschichte der Rote Faden am Fall entlang. Der Autor beginnt mit einer viel zu langen Schilderung über das Leben eines jungen Grafen, bevor er zum eigentlichen Kriminalfall kommt. Anschließend springt er in seiner Erzählung vom Schauplatz zum Schauplatz und beschreibt ausschweifend Ereignisse, die für die Geschichte keine ersichtliche Rolle spielen. Das Ende kam dann sehr überraschend und abrupt, so dass noch jede Menge Fragen offen blieben und lose Fäden nur notdürftig zusammengeführt wurden. Als ich mit dem Lesen fertig war, hatte ich das Gefühl, dass bei meinem Exemplar so an die 20 Seiten fehlten. Ich war ein wenig enttäuscht, aber der Autor hat einen Cliffhanger für die Fortsetzung geschaffen. Viel Spannung wurde auch dadurch eingebüßt, dass der eigentliche Täter bereits vor der Schilderung des Verbrechens bekannt war. Somit wurde kein richtiger Spannungsbogen aufgebaut, sondern nur kleinere Spannungsblitze durch die Erkenntnisse aus der Ermittlungsarbeit von Cardell und Winge dem Leser präsentiert.

Der Schreibstil von och Dag ist flüssig und anschaulich. Ich hatte sofort das Gefühl im mittelalterlichen Schweden zu sein. Er hat die Szenen sehr lebendig und ausdrucksvoll beschrieben. Normallerweise wäre das ein positives Kriterium, doch dieses Buch ist voll von Gewalttaten und Grausamkeiten, die der Autor auch sehr bildhaft und bis ins letzte Detail ausführt. Diese Schilderungen brachten mich tatsächlich an den Rand des Erträglichen, so dass ich dieses Buch nicht in einem Rutsch lesen konnte, sondern immer wieder zu Seite legen musste.

Fazit

Den ersten Teil und die mögliche Fortsetzung werde ich nicht lesen, da mir die Geschichte zu brutal erscheint. Auch wenn der Stil des Autors aufregend ist, fand ich diesen Roman verwirrend und unnötig grausam.

Cover: Buddenbrooks

Buddenbrooks

  • Gesamtbewertungen: 1
  • Durchschnitt: 5.00
  • Datum: 24.06.2025

Die Geschichte einer hanseatischen Familie

Rezension "Buddenbrooks - Verfall einer Familie"

Anhand der Geschichte seiner Familie erzählt Thomas Mann in seinem berühmtesten Roman „Buddenbrooks“ über vier Generationen hinweg über den „Verfall einer Familie“. Es ist der Untergang der wohlhabenden Kaufmannsfamilie Buddenbrook. Das 1901 erschienene Buch spielt in Lübeck in der Zeit zwischen 1835 – 1877.

Das Haus der Buddenbroocks in Lübeck
Die Familie lebt in einem weitläufigen nicht zu pompösen Haus in der Mengstraße, welches sie einer Konkurs gegangenen Kaufmannsfamilie abkauften. Dieses Haus bildet den Kern des Romans, denn alle Handlungen und Geschehnisse werden in diesem immer donnerstags - beim Essen mit der ganzen Sippe - auf die eine oder andere Weise besprochen. Es soll das Symbol für den wirtschaftlichen Erfolg und die guten Geschäfte von Vater und Sohn Buddenbrook sein. Doch schnell stellt der Leser fest, dass es mehr Schein als Sein ist.

Johann Buddenbrook übernahm die Firma von seinem Vater und schaffte es trotz seines Hangs zur Frömmigkeit und Religion den Bestand in dieser zu mehren. Er hat vier Kinder, die von ihrem Wesen her alle unterschiedlich sind. Thomas ist ernst und pflichtbewusst. Er soll seines Vaters Nachfolge in der Firma antreten. Tony ist naiv und kindlich, dabei aber sehr erpicht darauf die Familienehre hoch zu halten. Sie ist sich der besonderen Stellung der Familie bewusst und schaut auf andere herab. Christian ist ein Lebemann, der an der Tradition und Ehre der Familie nicht interessiert ist. Über die stille Clara erfährt man fast nichts.

Zu Beginn stellt der Sohn aus erster Ehe, der aufgrund seiner nicht standesgemäßen Heirat aus der Familie ausgestoßen wurde, monetäre Forderungen, welche die Buddenbrooks abschmettern und damit zeigen, dass die Interessen der Firma über den der Familie stehen. Später entpuppt sich die gute Partie, die Tony geheiratet hat, als eine Niete. Wie auch die Heiratsentscheidung von Thomas.

Der Roman die "Buddenbrocks" ist eines meiner Lieblingsbücher. Zunächst war ich sehr skeptisch. Es ist schon ein dicker Schinken und gehört zur klassischen Weltliteratur. Das verspricht nicht gerade Nervenkitzel. Doch ich wurde überrascht. Thomas Mann erschafft mit seiner Sprache wunderschöne Bilder und bringt sogar Musik zum Klingen. Die Charaktere sind genial konstruiert und interagieren in kunstvollen Dialogen miteinander. Feinfühlig schildert Thomas Mann Situationen und kann Stimmungen so genau einfangen und wiedergeben, dass man meint, dabei zu sein. Seine Sätze sind zwar lang, aber in keinster Weise unstrukturiert oder für den Leser verwirrend. Bis ins kleinste Detail beschreibt er die Szenen in seinem Buch. Bedient sich dabei feinster Ironie, die er immer wieder in seine Beschreibungen einfließen lässt, ohne überheblich zu wirken. Hierbei gefiel mir am besten der Charakter von Tony, die sich selbst auf der einen Seite als "eine Gans" und "ein dummes Ding" bezeichnet, auf der anderen Seite aber lässt Mann sie Wahrheiten und Weisheiten des Lebens wiedergeben, welche der Autor keiner anderen Person im Buch zugestanden hat.

Thomas Mann zeichnet in seinem Werk das Bild des deutschen Bürgertums, das seinen Traditionen nicht entkommen kann. Die Mitglieder der Familie sind dazu verurteilt, ihr eigenes Schicksal dem Wohlergehen des Unternehmens zu opfern. Und nicht allen gelingt es, die damit einhergehenden Leiden zu verschmerzen. Ich kann dieses spannende und unterhaltsame Werk nur weiterempfehlen und werde es selbst sicherlich noch einige Male lesen.

Cover: Balaclava

Balaclava

  • Gesamtbewertungen: 1
  • Durchschnitt: 5.00
  • Datum: 24.06.2025

Von Weltverbesserern und Fanatikern

Rezension "Balaclava" von Campbell Jefferys

Umweltschutz, Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Migration, Polizeigewalt und Frauenrechte sind nur ein paar der Themen, die im Roman "Balaclava" von Campbell Jefferys verarbeitet werden. Doch im Zentrum stand die Beeinflussung der Menschen für eigene, nicht immer gute Ziele.


Die Geschichte startet in der lebendigen Stadt Berlin, in der die junge aus Hamburg stammende Mara als Polizistin arbeitet. Ihr Alltag auf der Polizeiwache ist nicht nur von täglicher Pflichterfüllung, sondern auch von Diskriminierung und sexueller Belästigung durch ältere oder vorgesetzte Kollegen geprägt. Als sie bei einer Dienstbesprechung ein Video einer Hamburger Demonstration sieht, auf dem ihr maskierter Bruder vermeintliche einen Polizisten tötet, beschließt sie Berlin hinter sich zu lassen und in Hamburg verdeckt zu ermitteln. Vor der Unschuld ihres Bruders ist sie überzeug und möchte ihn vor ihren Kollegen erwischen. Innerhalb kürzester Zeit knüpft Mara Kontakte zu Circus, einer führenden Organisation innerhalb der Protestszene. Sie organisieren friedliche Proteste. Doch diese Demonstrationen werden immer gewalttätiger, es kommt immer wieder zu starken Ausschreitungen und der G8-Gipfel steht vor der Tür. Außerdem drängt sich ein Mann in den Vordergrund, der alle Protestgruppen vereinigen und den Sturz der Regierung zum Ziel hat.


Jeffrerys erfasst sehr treffen und in einfacher Sprache die gesellschaftlichen Strukturen und den Zeitgeist in Deutschland. Wohin wir uns entwickeln werden, wenn die Fronten weiterhin so verhärtet und sich der radikale Rechtsruck ausbreitet, wird in diesem Roman dem Leser ungeschont vor Augen geführt. Er spricht viele strukturelle Probleme an und legt den Fokus auf Feminismus und männlichen Machtmissbrauch. Die Strukturen von radikalen Gruppen, das Demonstrationsgeschehen und die damit einhergehende Massendynamik fand ich sehr gut dargestellt.


Die Charaktere sind gut herausgearbeitet. Sie wirken plastisch und realistisch. Besonders hat mir gefallen, dass sie weder gut noch böse sind, sondern alle ihre eigenen Motive haben und auf unterschiedliche Weise ihre Ziele verfolgen. Zum Beispiel will die Protagonistin Mara ihren Bruder beschütze, auch wenn er schuldig ist und das als Polizistin. Sie erscheint zunächst als friedlicher Mensch und wird doch oft von ihren Emotionen überrollt und neigt dann zur Gewalt. Sie ist jung und leidet an Selbstzweifel und verfolgt doch unbeirrt ihr Ziel. Auch andere Charaktere sind teilweise in ihrem Wesen sehr widersprüchlich und genau deshalb so glaubhaft.


Auch wenn die Gesellschaftskritik im Focus steht, werden auch die persönlichen Beziehungen von Mara zu ihrer Familie und anderen vertrauten Personen immer wieder thematisiert. Die bestehenden Konflikte werden thematisiert und nach und nach gelöst. Mara ist eine reflektierte Person, die sich durch den gesamten Roman hinterfragt und entwickelt. Was mir dabei nicht gefiel, war die Verwebung der Familienangehörigen mir den Anführer der Wiederstandbewegung. Das wirkte doch etwas konstruiert auf mich. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Schluss der Geschichten. Das Finale fing bombastisch an und war abrupt zu ende. Auf mich wirkte das so, als ob der Autor den Roman einfach nur noch abschließen will.


Zusammenfassend kann ich sagen, dass es von mir eine eindeutige Leseempfehlung gibt. Dieser Roman hat zwar seine Schwächen, doch beschreibt mit einfachen Worten sehr deutlich die Missstände in unserem Land und erklärt auch, dass Widerstand und Protest etwas bewegen kann. Zeigt aber auch wie Menschen sich einer guten Idee verschreiben und sich die ganze Sache trotzdem nur durch vereinzelte Menschen in eine extrem falsche Richtung entwickeln kann. Die Grenze zwischen Weltverbesserern und Fanatikern ist nicht immer deutlich zu sehen.

Readingwitchs Buchregal

Cover: Eine Bluse macht noch keinen Sommer

Eine Bluse macht noch keinen Sommer

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Cover: Der Wal und das Ende der Welt

Der Wal und das Ende der Welt

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Cover: Eiskalte Augenblicke

Eiskalte Augenblicke

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Cover: Qube

Qube

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Cover: Die Königin von Berlin

Die Königin von Berlin

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Cover: 1794

1794

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Cover: Buddenbrooks

Buddenbrooks

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Cover: Balaclava

Balaclava

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Cover: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

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