Calindor
Ich verwende heute den Kappentext, um nicht zu viel zu spoilern, aber ich sehe, dass der Autor hier selber schon Hinweise darauf gegeben hat, wohin die Reise geht.
>˃In einer Zeit, in der Magie zurückkehrt, stehen Calindor große Veränderungen bevor. Um dem drohenden Sturm standzuhalten, schmiedet der Zauberer Merlin in den Tiefen der Verlorenen Berge ein sagenumwobenes Artefakt, das die Menschheit unter einem Banner vereinen soll. Die von Rache getriebene Morgi versucht sich in ihrem neuen Leben am Hofe der Elfenkönigin zurechtzufinden und muss dabei erkennen, dass sie die Schatten ihrer eigenen Herkunft ans Licht bringen muss, um die Magie zu meistern. Die uralte Elfe Itara hingegen hat mit Visionen zu kämpfen, die den Untergang Calindors prophezeien. Um ihnen auf den Grund zu gehen, muss sie die Vergangenheit ihres eigenen Volkes verstehen. Schon bald stößt sie auf ein uraltes Geheimnis, das zu den Tagen des dunklen Herrschers zurückreicht.<˂
Der zweite Band hält absolut nichts, was der erste Band verspricht. Ich habe lange überlegt, wie ich an die Rezension herangehe. Meine Erwartungen wurden alle nicht erfüllt. Ist das nun eine Enttäuschung oder ist das gut? Ich denke, dass es wirklich eine hervorragende Leistung des Autors ist, die Erwartungen des Lesers nicht zu erfüllen. Nicht nach Schema F vorzugehen, sondern Überraschungen aus dem Hut zu zaubern, dass man nur verwundert den Kopf schütteln kann.
Auch wenn es mich sehr erstaunt hat, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt, war es letztendlich ein logischer Aufbau und man konnte die Wendungen gut nachvollziehen. Pascal Wokan bleibt sich hier absolut treu und scheut sich nicht schwierige Entscheidungen zu treffen und den Leser vor den Kopf zu stoßen.
Morgi muss zu ihrem Entsetzen feststellen, dass sich die alte Elfe Itara langsam in ihr Herz geschlichen hat. Sie ist ebenso direkt wie Morgi, aber bei weiten nicht so respektlos. Als sich Itara auf den Weg zu Arn begibt und Morgi bei den Elfen zurücklässt, ist diese sehr enttäuscht und verbittert. Sie fühlt sich verraten und alleine gelassen. Allerdings hat Morgi bald genug zu tun, denn Cernunnos, ihr neuer Ausbilder, raubt ihr den letzten Nerv. Es handelt sich um einen Baumgeist, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Baumbart ausweist, auch wenn Cernunnos zur Gattung der Dyraden gehört. Mit hat diese Figur sehr gut gefallen und die Auseinandersetzungen zwischen Morgi und ihm sind das Salz in der Suppe dieses zweiten Bandes.
Arn hat sich sehr verändert. Aus dem ehemaligen Freund der Elfen, dann Sklaven, ist nun ein mächtiger Zauberer geworden, der mit den Zwergen zusammenarbeitet und versucht, die Quelle der Magie zu beschützen. Die Elfen wollen diese Quelle erobern, denn dass sich Magie in der Hand der Menschen befindet, ist für sie, die sich als Götter sehen, ein Sakrileg. Dass Arn sich als mächtiger Zauberer entpuppt, die Zwerge ihm einen Turm errichten und dass Arn seine Freunde in die Welt hinausschickt, um die Menschen gegen die Herrschaft der Elfen aufzuwiegeln, schürt den Hass der Spitzohren auf diesen Emporkömmling.
Pascal Wokan hat seine Geschichte wieder in mehrere Erzählstränge aufgeteilt, dazu kommen Itaras Visionen und Arns Erinnerungen. Das mag sich etwas verwirrend anhören, ist es aber nicht. Alles fließt logisch zusammen, wie kleine Nebenflüsse, die sich zu einem gewaltigen Strom vereinen. Tristan wird als neue Figur eingeführt. Ein Junge, der in einem Armenviertel der Menschenstadt aufwächst und von Huren aufgezogen wird. Ein Junge, der sich mehr vom Leben erhofft und der eine kleine Gruppe Unzufriedener um sich schart, die mit dem gottgleichen Auftreten der Elfen nicht zufrieden sind. Als Tristan den Worten Eivors lauscht, spürt er tief in sich einen Funken, der auf die Worte des Mannes reagiert. Eivor ist ein Gefährte Arns, der mit ihm zusammen in den Minen geschuftet hat und der nun die leisen Worte des Widerstandes im Auftrag des Zauberers verbreitet. Worte, die Hoffnung in den Menschen wecken sollen.
Wie schon in vielen anderen Romanen von Pascal Wokan, finden sich hier einige Hinweise auf bekannte und beliebte Fantasy Epen. Hier ein Zitat von Seite 306:
˃˃Sie erreichten ein Plateau, das sich über einem gewaltigen Krater erhob. Dicke Rauchwolken stiegen aus feurigen Spalten in den Himmel. , sie überzogen den Himmel mit undurchdringlicher Schwärze. Ein Meer aus Baumstümpfen erstreckte sich, so weit das Auge reichte, gefällt Stämme häuften sich auf zerbrochener Erde und hier und dort reichten Gerüste in die Klüfte, aus denen sich Gestalten ergossen wie Ameisen aus einem zerstörten Bau.˂˂
Die Szene geht noch weiter und ich hatte während des Lesens ganz klar eine Szene aus dem Film HdR vor Augen. Und die Beschreibung auf Seite 366 erinnert an das Erwachen der Uruk-Hai. Dazu kommen Zitate aus „Die Kunst des Krieges“, Hinweise auf „die wilde Jagd“, Wieland der Schmied übernimmt eine Rolle (eine Sagengestalt aus der Welt der Zwerge) und Modsognir nennt sich König unter dem Berg.
Das sind nur ein paar Hinweise, was dem Autor alles einfällt, um Altbekanntes mit Neuem zu verweben und daraus etwas Eigenständiges zu kreieren.
Das Cover des Buches ist in einem wunderschönen grau-blau gehalten und zeigt Arn, vor seinem Turm stehend, dahinter das gewaltige Gebirge.
Am Ende gibt es ein Personenregister und eine Liste der Länder und Städte, sowie einige Erklärungen zu der Elfensprache. Das alles rundet den Roman perfekt ab.
Und zum Schluss noch ein schönes Zitat der Zwerge:
Wie sind Zwerge
Wir weichen nicht
Wir spucken dem Tod ins Gesicht
Ein symphytisches und treues Volk, hat man ihren Respekt und ihr Vertrauen gewonnen, sind sie immer an deiner Seite.
Fazit:
Ein Band hat es immer schwer. Hier werden Weichen gestellt, die Lust auf Band drei machen. Was passiert mit Elion und den Elfen? Wer wird die Menschheit einen? Ich bin gespannt.
phantastische_fluchten
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Dieses Buch gehört zu der Reihe
»Calindor« und umfasst derzeit etwa drei Bände.