Virginia Woolf
Die Fahrt zum Leuchtturm
ISBN: 978-3-758-45409-7
324 Seiten | € 14.99
Buch [Taschenbuch]
Erscheinungsdatum:
31.12.2023
Fantasy
Virginia Woolf
Die Fahrt zum Leuchtturm
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»Morgen, ja, natürlich nur, wenn schönes Wetter ist«, sagte Mrs. Ramsay. »Aber dann mußt du schon mit der Lerche aus dem Nest«, fügte sie hinzu.
Für ihren Sohn waren diese Worte eine außerordentliche Freude; als stünde damit unumstößlich fest, daß die Unternehmung stattfinden würde und das Wunder, nach dem er sich, seit Jahren und Jahren, so schien es ihm, gesehnt hatte, nach der Dunkelheit einer Nacht und der Segelfahrt eines Tages nahe wäre. Und da er schon jetzt, mit seinen sechs Jahren, zur großen Sippe derer gehörte, die ein Gefühl nicht vom anderen scheiden kann, sondern die nächsten Dinge des täglichen Lebens von den Freuden und Kümmernissen künftiger Aussichten überschatten lassen muß, da für solche Leute schon in frühsten Kinderjahren jede Drehung im Räderwerk der Wahrnehmung die Kraft besitzt, den Augenblick, den sie verdüsternd oder lichtstrahlend trifft, ganz und gar zu durchdringen und zur festen Form werden zu lassen, so füllte auch James Ramsay, der auf dem Fußboden saß und die Bilder aus der Preisliste der Army and Navy Stores ausschnitt, das Bild eines Kühlschrankes bei den Worten seiner Mutter mit himmlischer Seligkeit. Es war von einem Strahlenkranz aus Freude umgeben. Der Schubkarren, die Rasenmähmaschine, das Rauschen der Pappeln, gilbende Blätter vorm Regen, Krähengekrächz, das Kratzen von Besen, Kleidergeraschel – all das war so farbig und deutlich in seinen Gedanken, daß er schon sein eigenes Wörterbuch, seine Geheimsprache hatte, obwohl er äußerlich ein Bild starrer und unnachgiebiger Strenge war mit seiner hohen Stirn und seinen leidenschaftlichen blauen Augen, makellos ehrlich und rein, leicht die Stirn runzelnd beim Anblick menschlicher Unzulänglichkeit, so daß seine Mutter, als sie ihn säuberlich die Schere rings um den Kühlschrank führen sah, ihn sich vorstellte, wie er ganz in Rot und Hermelin zu Gericht saß oder in einem entscheidungsschweren Augenblick der vaterländischen Geschicke eine ernste und bedeutsame Unternehmung leitete.
Für ihren Sohn waren diese Worte eine außerordentliche Freude; als stünde damit unumstößlich fest, daß die Unternehmung stattfinden würde und das Wunder, nach dem er sich, seit Jahren und Jahren, so schien es ihm, gesehnt hatte, nach der Dunkelheit einer Nacht und der Segelfahrt eines Tages nahe wäre. Und da er schon jetzt, mit seinen sechs Jahren, zur großen Sippe derer gehörte, die ein Gefühl nicht vom anderen scheiden kann, sondern die nächsten Dinge des täglichen Lebens von den Freuden und Kümmernissen künftiger Aussichten überschatten lassen muß, da für solche Leute schon in frühsten Kinderjahren jede Drehung im Räderwerk der Wahrnehmung die Kraft besitzt, den Augenblick, den sie verdüsternd oder lichtstrahlend trifft, ganz und gar zu durchdringen und zur festen Form werden zu lassen, so füllte auch James Ramsay, der auf dem Fußboden saß und die Bilder aus der Preisliste der Army and Navy Stores ausschnitt, das Bild eines Kühlschrankes bei den Worten seiner Mutter mit himmlischer Seligkeit. Es war von einem Strahlenkranz aus Freude umgeben. Der Schubkarren, die Rasenmähmaschine, das Rauschen der Pappeln, gilbende Blätter vorm Regen, Krähengekrächz, das Kratzen von Besen, Kleidergeraschel – all das war so farbig und deutlich in seinen Gedanken, daß er schon sein eigenes Wörterbuch, seine Geheimsprache hatte, obwohl er äußerlich ein Bild starrer und unnachgiebiger Strenge war mit seiner hohen Stirn und seinen leidenschaftlichen blauen Augen, makellos ehrlich und rein, leicht die Stirn runzelnd beim Anblick menschlicher Unzulänglichkeit, so daß seine Mutter, als sie ihn säuberlich die Schere rings um den Kühlschrank führen sah, ihn sich vorstellte, wie er ganz in Rot und Hermelin zu Gericht saß oder in einem entscheidungsschweren Augenblick der vaterländischen Geschicke eine ernste und bedeutsame Unternehmung leitete.
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Veröffentlichung: | 31.12.2023 |
Höhe/Breite/Gewicht | H 19 cm / B 12,5 cm / 381 g |
Seiten | 324 |
Art des Mediums | Buch [Taschenbuch] |
Preis DE | EUR 14.99 |
Preis AT | EUR 14.99 |
Auflage | 1. Auflage |
ISBN-13 | 978-3-758-45409-7 |
ISBN-10 | 3758454093 |
Über die Autorin
Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 als Tochter des Biographen und Literaten Sir Leslie Stephen in London geboren. Zusammen mit ihrem Mann, dem Kritiker Leonard Woolf, gründete sie 1917 den Verlag The Hogarth Press. Ihre Romane stellen sie als Schriftstellerin neben James Joyce und Marcel Proust. Zugleich war sie eine der lebendigsten Essayistinnen ihrer Zeit und hinterließ ein umfangreiches Tagebuch- und Briefwerk. Virginia Woolf nahm sich am 28. März 1941 in dem Fluß Ouse bei Lewes (Sussex) das Leben.