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Kritik der politischen Ökonomie

Chronologie aller Bände (1 - 12)

Die Reihenfolge beginnt mit dem Buch "Kritik des Familismus". Wer alle Bücher der Reihe nach lesen möchte, sollte mit diesem Band von Gisela Notz beginnen. Der zweite Teil der Reihe "Kritik der politischen Ökonomie" ist am 30.03.2021 erschienen. Mit insgesamt 12 Bänden wurde die Reihe über einen Zeitraum von ungefähr 2026 Jahren fortgesetzt. Der neueste Band trägt den Titel "Antispeziesismus".

  • Anzahl der Bewertungen für die gesamte Reihe: 93
  • Ø Bewertung der Reihe: 4.06
  • Start der Reihe: 00.00.0000
  • Neueste Folge: 01.04.2024

Diese Reihenfolge enthält 11 unterschiedliche Autoren.

Cover: Kritik des Familismus
  • Autor: Notz, Gisela
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 00.00.0000
  • Genre: Politik

Kritik des Familismus

Familismus bezeichnet die weitgehende Identität von Familie und Gesellschaft. Danach bildet das System aller Familien das Gemeinwesen. Familismus ist auch die Überbewertung des familiären Bereichs als Quelle für soziale Kontakte. In familistischen Gesellschaften – dazu gehört die Bundesrepublik Deutschland ─ gilt die Familie als Dreh- und Angelpunkt aller sozialen Organisationen.
Selbst in das in frauenpolitischer Hinsicht fortschrittliche Grundgesetz für die BRD wurde 1949 der Familismus eingeschrieben, indem die Auffassung von der Familie als wichtigster Baustein einer Gesellschaft aufgenommen wurde und somit eine konservative Familienideologie, die Frauen und Männern eindeutige Rollen zuwies und die bis heute wirkt, verfestigt wurde. Erst die neue Frauenbewegung entwickelte Gegenkonzepte, die heute allerdings zu verblassen scheinen. Staatliche Familienpolitik fördert nach wie vor die traditionelle mit Vater, Mutter und Kind(ern) «normalbesetzte» Kleinfamilie in der Kinder erzogen und pflegebedürftige Menschen versorgt werden sollen. Die soziale Realität hat sich längst von diesem ideologischen Gemälde entfernt.
In der Einführung geht es zunächst um eine historische Rekonstruktion exemplarischer Theorien und Praxen, die zu jenem ideologisierten Familienverständnis führen, das auf das «Gemeinwohl» abzielt, faktisch aber alle Menschen ausschließt, die nicht zu einer Familie gehören und Frauen zu rechtlosen Wesen macht. Am Ende steht die Frage, ob es sinnvoll ist, ein kritikwürdiges System weiter auszuweiten, indem sich häufende Zusammenlebensformen durch vom Staat verordnete Gesetze «normalisiert» werden und damit wiederum andere daran gemessen und ausgegrenzt werden, wenn sie sich nicht in die familiale «Ordnung» fügen.
Cover: Kritische Theorie
  • Autor: Schwandt, Michael
  • Anzahl Bewertungen: 45
  • Ø Bewertung: 4.6
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 01.01.2010
  • Genre: Politik

Kritische Theorie

Der in der Publikationsreihe 'theorie.org' erschienene Band liefert eine knappe Einführung in die Kritische Theorie, für die keine besonderen Vorkenntnisse nötig sind. Es wird erstmals der Versuch einer Bilanz der Kritischen Theorie zu Beginn des 21. Jahrhunderts unternommen – das Dilemma politischen Engagements in der Gegenwart immer im Blick.

Der Autor zeichnet die Geburt der Frankfurter Schule infolge der Krise des Marxismus nach, positioniert diese im Verhältnis zu orthodoxem Marxismus und bürgerlicher Wissenschaft und erklärt zentrale Begriffe wie etwa instrumentelle Vernunft, autoritärer Charakter und Dialektik der Aufklärung.

Daran anknüpfend stellt er die Spannweite möglicher Antworten der Kritischen Theorie auf das Praxisproblem heraus: Wie soll, wie kann sich politisch verhalten, wird diese Welt aus tiefstem Herzen ändern will, aber erkennen muss, dass die Chancen dazu verschwindend gering sind? Dieser Frage wird anhand einer Gegenüberstellung der Positionen von Adorno und Marcuse nachgegangen, die wegen ihres ganz unterschiedlichen Bezuges auf die politischen Bewegungen ihrer Zeit oft als Antipoden wahrgenommen wurden.
Cover: Geschlecht, 4. Auflage
  • Autor: Voß, Heinz-Jürgen
  • Anzahl Bewertungen: 9
  • Ø Bewertung: 4.3
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 03.07.2018
  • Genre: Politik

Geschlecht, 4. Auflage

Jahrhunderte lang wandten sich engagierte Frauen – und einige Männer – gegen die Annahme, dass Unwissenheit von Frauen und ihr Ausschluss aus Machtpositionen auf «natürliche» – vorgegebene und unabänderliche – geschlechtliche Unterschiede zurückzuführen sei. Sie kennzeichneten geschlechtliche Unterschiede als Produkt gesellschaftlicher Ungleichbehandlungen. Noch Simone de Beauvoir betonte: «Kein biologisches […] Schicksal bestimmt die Gestalt, die das weibliche Menschenwesen im Schoß der Gesellschaft annimmt.»

Hinter diese Forderungen wichen Feminismen der letzten Jahrzehnte zurück. Mit der Aufspaltung in biologisches Geschlecht (engl. «sex») und gesellschaftliches Geschlecht (engl. «gender») setzten sie biologische Geschlechterdifferenzen als gegeben voraus. Aus der unterschiedlichen Biologie von «Frau» und «Mann» dürften aber keine gesellschaftlichen Ungleichbehandlungen abgeleitet werden. Das Ziel der Gleichstellung wurde so nicht erreicht.

Ein Strategiewechsel ist nötig! Die Vorlage hierfür lieferte Judith Butler. Sie bezweifelte wieder «Natürlichkeit» und stellte klar, dass auch Körperlichkeit erst durch eine «Brille» gelesen wird, die durch individuelle Erfahrungen und Lernen in Gesellschaft bestimmt ist. Organe werden erst durch die Interpretation als «geschlechtlich» und durch ihre unentwegte Betonung und Wiederholung in dieser Rolle hergestellt und bestätigt.

Hier lohnt es sich weiterzuarbeiten. Mit Butlers Ansatz erscheinen «Penis», «Hodensack», «Hoden» etc. noch als gesellschaftlich formulierte Bezeichnungen für tatsächlich vorhandene Organe. Als ob, wenn man «natürliche Vorgegebenheiten» liest, sich die Notwendigkeit der Bezeichnung dieser Organe und ihre weitgehend binäre Einordnung zwingend ergibt. Hier widerspricht Heinz-Jürgen Voß. Er bereitet aktuelle Ergebnisse der Biologie anschaulich auf und zeigt wie selbst sie in Richtung vieler Geschlechter weisen. Indem er an Gedanken der Entwicklung anknüpft, rückt er den Menschen selbst in den Mittelpunkt, wo bisher die Kategorie und Institution «Geschlecht» fetischisiert wurden. Von hier aus ergeben sich gesellschaftskritische Forderungen im Anschluss an Karl Marx.
Cover: Kritik der politischen Ökonomie
  • Autor: Heinrich, Michael
  • Anzahl Bewertungen: 12
  • Ø Bewertung: 4.5
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 30.03.2021
  • Genre: Politik

Kritik der politischen Ökonomie

Umfassende Analysen des globalen Kapitalismus haben wieder Konjunktur, und mit ihnen kommt auch der zwischenzeitlich totgesagte Karl Marx wieder zu unverhofften Ehren (Negri/Hardt, Robert Kurz u.a.). Freilich scheint diese Auseinandersetzung durchweg recht oberflächlich, findet zumindest Michael Heinrich und plädiert somit für eine Neuaneignung der Marxschen Theorie selbst. Daher zeigt er Wege zum Verständnis des Marxschen Hauptwerkes, dem dreibändigen «Das Kapital» auf. Plastisch und verständlich skizziert Heinrich die historischen, ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen für die Entstehung der «Kritik der politischen Ökonomie», geht auf deren methodischen Grundlagen ein und stellt die wichtigsten Begriffe und Konzepte vor. Was ist eigentlich Kapitalismus, und was hat es mit der ominösen Dialektik auf sich? Wie entsteht Mehrwert? Was ist Fetischismus, und wie verhält es sich mit Politik und Staat? Darüberhinaus fragt Heinrich aber auch nach der Aktualität des Marxschen Denkens und der Möglichkeit einer «Gesellschaft jenseits der Warenform».
Cover: Gramscis politisches Denken
  • Autor: Bellermann, Johannes
  • Anzahl Bewertungen: 12
  • Ø Bewertung: 4.6
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 12.04.2021
  • Genre: Politik

Gramscis politisches Denken

Antonio Gramsci ist eine linke Ikone. Er ist bekannt für seine Hegemonietheorie und steht für einen undogmatischen Weg zur Revolution. Er nahm in der italienischen Arbeiter*innenbewegung eine führende Rolle ein und starb als antifaschistischer Märtyrer. So relevant und populär sein Werk auch ist, so komplex und schwer zugänglich ist es auch.
Johannes Bellermann setzt Gramscis politisches Denken in den Kontext seines Entstehens und seiner Zeit ─ und beginnt damit weit vor den berühmten Gefängnisheften. Diese Einführung ist ein Wegweiser für alle, die Gramscis bedeutendes Werk wirklich verstehen möchten.
Cover: Lumpenproletariat
  • Autor: Wimmer, Christopher
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 13.07.2021
  • Genre: Politik

Lumpenproletariat

Heute sind es meist die Armen und Ausgegrenzten, die sowohl in neuen, reaktionären
Bewegungen ihr Heil suchen als auch in progressiver Art aufbegehren – von Montagsdemos bis hin zu Gelbwesten-Aufmärschen.
Karl Marx und Friedrich Engels prägten für sie den Begriff «Lumpenproletariat». Er bot ihnen die Möglichkeit, ihre Prognosen aus den Revolutionsjahren 1848/49 zu revidieren. Sie propagierten jetzt, schuld an der Niederlage der Revolutionen seien neben der eigenen
Schwäche des Proletariats auch «sozial degradierte, von den Herrschenden korrumpierbare
und daher im Klassenkampf passive oder ambivalent agierende Teile der sozialen Unterschichten» gewesen: das Lumpenproletariat eben.
Findet sich das revolutionäre Subjekt also im Industrieproletariat oder bei den «Verdammten dieser Erde»? Während die Sozialdemokratie ihre Hoffnungen in die gut organisierte Arbeiter*innenklasse setzte, weiteten Revolutionäre, denen der Rückgriff auf eine solch relativ homogene Klasse fehlte, ihr Verständnis des revolutionären Subjekts aus. Lenin und Mao beispielsweise betrachteten das Lumpenproletariat strategisch und betonten die Bedeutung dieser Klasse, die nicht vom Kapitalismus absorbiert worden war, erkannten aber auch die Notwendigkeit ihrer revolutionären Führung.
Aus alledem ergibt sich – aufs begriffsgeschichtliche Ganze gesehen – ein drastischer Widerspruch zwischen reaktionärem Opportunismus (Marx) und einer existentiellen Nähe zum radikalen Bruch mit der Gesellschaft (Bakunin, Fanon), dem Christopher Wimmer auf den Grund geht.
Cover: Kritik des Antisemitismus
  • Autor: Peham, Andreas
  • Anzahl Bewertungen: 9
  • Ø Bewertung: 4.5
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 21.01.2022
  • Genre: Politik

Kritik des Antisemitismus

Seit jeher helfen Juden mit den ihnen zugeschriebenen bösen Taten oder Absichten, das Unerklärliche erklärbar zu machen und Sinn zu stiften. Mit der antisemitischen Feindbildproduktion lässt sich insbesondere in Krisen- und Umbruchzeiten die Sehnsucht nach einfachen, klaren Antworten befriedigen.
Auch aus linker Perspektive hat ein Erkenntnisinteresse am Antisemitismus schon aus historischen Gründen zu bestehen, stellt doch der zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufkommende politische Antisemitismus, der sich gegen Juden als Repräsentanten wie Agenten noch unbegriffener kapitalistischer Modernisierung richtet, einen der Gründungsmakel der deutschsprachigen Linken dar. In der Agitation gegen Israel und dem Absprechen des nationalen Selbstbestimmungsrechtes für Jüdinnen und Juden werden antisemitische Traditionen von Teilen der Linken fortgeschrieben. Gleiches gilt für jenen Antikapitalismus, der an der Oberfläche verharrt und auf die Zirkulationssphäre fixiert ist.
Vor diesem Hintergrund bietet diese kritische Einführung umfassendes Basiswissen für das Verständnis des Antisemitismus und bettet es inhaltlich in den Kontext linken Denkens und emanzipatorischen Handelns ein.
Sie zeigt Geschichte, Formen, Inhalte und Bilder des Antisemitismus auf, angefangen von der Antike, über Christentum und Mittelalter sowie die bürgerliche Gesellschaft bis hin zu Nationalssozialismus und dem «Neuen Antisemitismus» der Postmoderne. Sie interessiert sich für Funktionen und Wirkungsweisen des Antisemitismus, der seine aktuellen Motive vor allem aus einer spezifischen Bearbeitung des Nationalsozialismus und des Nahostkonfliktes bezieht, zeigt dabei gängige Theorien auf und setzt sich mit Israelfeindschaft, Antizionismus, islamischem Antisemitismus sowie dem Verhältnis Geschlecht/Sexismus und Antisemitismus auseinander.
Schließlich werden Ansätze und Konzepte zur Bekämpfung des Antisemitismus sowie Grundzüge antisemitistischer Arbeit in unterschiedlichen Bereichen kritisch beleuchtet.
Cover: Theorien alternativen Wirtschaftens
  • Autor: Notz, Gisela
  • Anzahl Bewertungen: 2
  • Ø Bewertung: 5.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 08.06.2022
  • Genre: Politik

Theorien alternativen Wirtschaftens

Die Einführung liefert eine überschaubare und zugleich fundierte Darstellung exemplarischer Theorien alternativen Wirtschaftens und ihrer Umsetzung in die Praxis. Vorgestellt werden zunächst theoretische Modelle und ihre Protagonisten, von den Frühsozialisten, über die Zeit der beginnenden und fortschreitende Industrialisierung bis heute. Um eine Verständigungsbasis herzustellen, nimmt die Autorin Begriffsserklärungen vor und erklärt Betriebe und Betriebsformen, die Ansätze eines solchen Wirtschaftens verfolgen. Es folgen aktuelle Beispiele aus der Genossenschaftsbewegung, aus der Alternativbewegung der 1970er-Jahre, der Kommunebewegung, der Ökonomie des Gemeinwesens, der Tauschökonomie und Umsonstökonomie und der Kommunalen Gemeinschaftsgärten.

Am Ende steht die Frage, wie es angesichts des Siegeszugs der Globalisierung der warentauschenden Gesellschaft und der weltweiten Krise gelingen kann, Theorien für eine andere, herrschaftsfreie Welt in weitere Kreise zu tragen. Auch wenn utopisches Denken heute nicht gerade hoch im Kurs steht.
In dieser dritten, überarbeiteten Auflage wurde besonderes Augenmerk auf die Veränderungen innerhalb der beiden Fallbeispiele aus der Kommunebewegung gelegt: Kommune Niederkaufungen und Schäfereigenossenschaft Finkhof haben seit dem Jahr 2012 – also vor nunmehr zehn Jahren, als die zweite Auflage des Buches erschien – einen Generationenwechsel erlebt. Die seit 1971 (Finkhof) und seit 1986 (Niederkaufungen) bestehenden Kommunen gehen damit unterschiedlich um.
Gisela Notz spürt dem Generationswechsel nach und beschreibt exemplarisch wie Projekte/Kollektive – zu denen ja auch der eine oder andere Buchladen gehört – mit dieser Problematik aktuell erfolgreich umgehen.
Cover: Kritik des Nationalismus
  • Autor: Mense, Thorsten
  • Anzahl Bewertungen: 1
  • Ø Bewertung: 0.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 01.05.2023
  • Genre: Politik

Kritik des Nationalismus

Thorsten Mense stellt kritische Nationalismus-Theorien verständlich und kompakt dar, erweitert sie und bringt die Kritik des Nationalismus auf den aktuellen Stand. Der Autor setzt Nationalismus als Ideologie in Zusammenhang mit der kapitalistischen Moderne und entwirft das Bild einer Kritischen Theorie der Nation. Darüber hinaus liefert er einen historischen Überblick revolutionärer nationaler und nationalistischer Bewegungen, beschreibt die Verschränkung von Emanzipation und Unterdrückung im Nationalismus und zeichnet die Debatten in der Linken zu Nation und Nationalismus von den Anfängen bis zur Gegenwart nach. Das Buch zeigt die Grenzen nationaler Befreiung auf und fragt nach den Möglichkeiten antinationaler Kritik.
Die 2., aktualisierte und überarbeite Neuauflage umfasst neben einem neuen Kapitel zu Nationalismus in der Pandemie eine aktuelle Betrachtung des Zusammenhanges von Nation und Geschlecht und den Entwicklungen in Rojava als antinationales Gesellschaftsprojekt sowie der jüngsten Konjunkturen des Nationalismus.
Cover: Klima und Kapitalismus
  • Autor: Wagner, Katja
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 01.05.2023
  • Genre: Politik

Klima und Kapitalismus

Wie die Linke auf die Klimakrise politisch reagieren soll und welche theoretische Analyse dafür notwendig ist, ist heftig umstritten. In der Klimabewegung rufen viele dazu auf, sich an den einschlägigen Experten zu orientieren. Andere wiederum sehen in ökologischen Fragen eher ein ideologisches Steckenpferd privilegierter Mittelschichten.
Dieses Buch macht sich auf die Suche nach Verbindungen zwischen «grünen» und «roten» Perspektiven. Es macht deutlich, dass die rücksichtslose Vernutzung der Natur im Kapitalismus ihr Gegenstück in der rücksichtslosen Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft hat. Dabei greift es auf neuere, ökologische Interpretationen des Werks von Karl Marx zurück. Anstatt die alarmierenden Diagnosen der Klimawissenschaft ideologiekritisch zu «entlarven», wollen die Autor*innen die theoretische Einsicht in die gesellschaftlichen Triebkräfte des Klimawandels stärken. Der zerstörerische Umgang mit der Umwelt entspringt nicht dem Wesen des Menschen schlechthin, sondern ökonomischen Gesetzmäßigkeiten.
Untersucht werden auch verschiedene politische Antworten auf die Klimakrise. Etwa das Projekt eines Grünen Kapitalismus mit seinen strukturellen Grenzen und Dilemmata. In Anlehnung an aktivistische Debatten setzen sich die Autor*innen sich auch kritisch mit den sozialökologischen Strategien eines Green New Deal und der Postwachstumsgesellschaft auseinander, denen sie ein Plädoyer für einen demokratischen Ökosozialismus entgegenstellen. Abschließend skizzieren sie Umrisse einer nachhaltigen, sozialistischen Produktionsweise und untersuchen die Schwierigkeiten beim Aufbau einer ökologischen Klassenbewegung.
Cover: Soziale Bewegungen
  • Autor: Ohme-Reinicke, Anette
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 01.08.2023
  • Genre: Politik

Soziale Bewegungen

Die Bezeichnung «Soziale Bewegung» tauchte erstmals im Zusammenhang der Französischen Revolution auf. Gemeint war damit jener Prozess, in dem Menschen die Überzeugung gewinnen, dass ihr Schicksal nicht von höheren Gewalten, wie Göttern oder klerikalen Herrschern, quasi natürlich festgelegt ist, sondern dass sie es selbst sind, die die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmen können.
Als Höhepunkt in der Entwicklungsgeschichte Sozialer Bewegungen galt lange Zeit gemeinhin die Arbeiterklasse, die ihre eigene Situation auf der Höhe gesellschaftlich-ökonomischer Wirklichkeit reflektiert habe. Diese als linear unterstellte Entwicklung sei schließlich durch den Faschismus unterbrochen worden.
Im Gefolge der Studenten-, der Ökologie-, der Frauenbewegung und anderer, entwickelt sich allerdings bald eine akademische «Bewegungsforschung», die nun von Neuen Sozialen Bewegungen sprach, um damit das breite sozio-politische Spektrum der neuen Akteure zu fassen. Gemeint waren sämtliche nicht-parteiförmig organisierten links-alternativen Protestgruppen, die seit den 1960er Jahren entstanden waren.
Als theoretisches Problem sollte sich jedoch bald erweisen, dass stillschweigend unterstellt wurde, «Neue Soziale Bewegungen» seien genuin emanzipatorisch und daran orientiert «der Demokratie» zu sich selbst zu verhelfen. Diese Auffassung wurde in jüngster Zeit sowohl von den neuen Bürgerbewegungen als auch von den neuen rechten Bewegungen in Frage gestellt, sodass der Begriff der sozialen Bewegung einmal mehr zu Disposition steht.
Dieser Band der Reihe Theorie.org gibt eine Übersicht über die begriffsgeschichtliche Reflexion Sozialer Bewegungen, rückt allerdings dabei «die Sache selbst» in den Mittelpunkt: die emanzipatorische Dimension des Streits um die besten Lebensformen. Eine neue Rezeption des Begriffs – an die das Buch anschließt – findet seit geraumer Zeit in Frankreich sowie aufgrund der Schriften Hannah Arendts statt. Diese Ansätze bilden eine vielversprechende Perspektive für ein neues Verständnis und eine weiterführende Begriffsbildung sozialer Bewegungen, die das Buch in einem Ausblick vorstellen wird.
Cover: Antispeziesismus
  • Autor: Rude, Matthias
  • Anzahl Bewertungen: 3
  • Ø Bewertung: 5.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 01.04.2024
  • Genre: Politik

Antispeziesismus

Der Veganismus ist im Mainstream angekommen. Er ist in den letzten Jahren zunehmend entpolitisiert worden. Was sich als kompatibel mit dem Kapitalismus erwiesen hat, wurde eingegliedert, die widerständigen Ansätze sind nahezu vollständig verschwunden. Dieses Buch holt die „geheime“ – vergessene, verdrängte – Geschichte der Tierbefreiung ans Licht: Anhand zahlreicher historischer Quellen zeichnet der Autor eine genuin linke Theorietradition nach, in der Vegetarismus oder Veganismus und der Gedanke der Befreiung von Menschen und Tieren zusammengehören. In einem Streifzug durch die Geschichte emanzipatorischen Denkens wirft der Band Schlaglichter auf diese Tradition – um sie aus ihrem Schattendasein zu holen, und um schon einmal gemachte Ansätze zur theoretischen Begründung einer klassenkämpferischen Bewegung, für die Freiheit für Menschen und Tiere miteinander in Verbindung stehen, heutigem kritischen Denken zugänglich zu machen. Angesichts der fortschreitenden und sich verschärfenden Ausbeutung von Mensch und Natur lohnt es sich heute erst recht, diese Tradition wiederzuentdecken und, auf diesem Fundament aufbauend, eine neue revolutionäre Theorie und Bewegung zu entwickeln.

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