Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln
„Zwei Leben – Hinter dem Schweigen“ von Astrid Korten ist ein historischer Familienroman, die Geschichte zweier Frauen, von Hannah und ihrer Enkelin Nora.
Kurz zum Inhalt:
Nora findet nach dem Tod ihrer Großmutter Xanna eine kleine Holzschatulle mit für sie rätselhaftem Inhalt, u.a. enthält sie eine alte Urkunde mit einem fremden Namen. Nora, vor kurzem von ihrem Mann verlassen, ist verstört. Sie braucht Abstand zur Familie. Gemeinsam mit einem Journalisten reist sie nach Belarus, verfolgt die Spuren von Xannas Leben und erfährt, spät aber doch, wer sie war.
Das Cover mit zwei um Mohnblumen kreisenden Schwalben ist ein Eye-Catcher. Es besticht durch seine harmonische Farbgebung, vermittelt jedoch auf den ersten Blick keinen Bezug zum Inhalt, bezieht sich aber auf eine der romantischsten Szenen des Romans. Das Buch erschien 2025. Die Kapitel sind jeweils nur wenige Seite lang, soweit erforderlich, mit Zeitangaben versehen bzw. ist anhand der Überschrift erkennbar, aus welcher Sicht erzählt wird. Denn die Handlung verläuft in zwei Strängen – einerseits geht es um Nora (anno 2013), andererseits um Hannah/Xanna (1941 bis 1945). Die Zeitsprünge sind harmonisch miteinander verwoben und in sich chronologisch. Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich beschreibend, ohne auszuufern. Nicht nur das Grauen des Krieges ist beklemmend hautnah eingefangen, sondern jegliche Emotionen sind vielschichtig erfasst. Denn trotz aller Gefahren und Schrecken erleben die Menschen auch Glücksmomente, Freundschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl. Das macht den Roman so packend, weil man nicht nur von den fürchterlichen Momenten erdrückt wird, sondern mit den Protagonisten auch das Schöne mitfühlen kann. Last but not least ist die dem Roman zugrundeliegende Recherche als bemerkenswert hervorzuheben. „Zwei Leben“ basiert (unter Änderung der Namen) auf den Erinnerungen von Astrid Kortens Großeltern und wahren Begebenheiten. Fiktion und Wahrheit fließt unmerklich ineinander, fühlt sich lebendig und glaubwürdig an.
Die Charaktere, auch jene der Nebenfiguren, sind sehr eindrucksvoll und facettenreich gezeichnet. Die Menschen wirken lebendig, authentisch, zeigen Stärken und Schwächen und Gefühle, und sie entwickeln sich im Laufe ihres Lebens, Hannah vorwiegend geprägt durch die Kriegsereignisse, die schweren Schicksalsschläge, Nora gewinnt über das Wissen über ihre Wurzeln, über das Leben ihrer Großmutter, an Selbstvertrauen und Stärke und findet einen Weg für ihre Zukunft.
Die Romangeschichte hat mich auch persönlich nachdenklich gestimmt, mir bewusst gemacht, wie wenig ich eigentlich über meine Vorfahren, über deren Leben, somit über meine Wurzeln weiß. Leider habe auch ich – wie Nora - nie Fragen gestellt, solange meine Eltern noch lebten.
Mit „Zwei Leben“ ist Astrid Korten, von der ich schon einige packende Thriller und berührende Romane gelesen habe, mit ihrem ersten historischen Familienroman ein neuerliches Meisterwerk gelungen. Der Roman hat mich gefesselt, begeistert und berührt. Die Geschichte von Hannah wird sicher noch lange in meinem Gedächtnis haften bleiben. Ein wahres Lesehighlight und somit eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Punkte.
Bookworm53
Bloggerin bei LeseHitsBookworm53
Kommentare
Zwei Leben
Erste Stimmen:- Die Geschichte traf mich mitten ins Herz
- Bewegend, aufregend und nah
- ein ganz besonderes Lesehighlight!
- Ein mitreißender Roman, der zum Nachdenken anregt
- Ein emotionaler Kraftakt
Aachen, 2013. Nach der Trennung von ihrem Mann steht Nora Weiß vor dem Neuanfang, innerlich leer, orientierungslos, voller Fragen. Ihr bisheriges Leben - Ehe, Sicherheit, Vertrauen - liegt in Scherben. Als auch noch ihre geliebte Großmutter Xanna stirbt, wird Nora jäh mit einer weiteren Leere konfrontiert.
Beim Ausräumen des alten Familienhauses, das voller Erinnerungen und Schweigen steckt, entdeckt Nora auf dem staubigen Dachboden eine unscheinbare Holzschatulle. Darin enthalten: ein alter Ausweis mit einem fremden Namen, ein Davidstern, ein schlichter Metallring. Stumme Zeugen, die ein verborgenes, ein anderes Leben andeuten.
Getrieben von Fragen über ihre Großmutter, begibt sich Nora gemeinsam mit dem Journalisten Andreas Schwarz auf eine Reise in die Vergangenheit - eine Spurensuche, die sie bis nach Belarus führt. Was sie dort über die geliebte Großmutter entdeckt, erschüttert Nora zutiefst.
Wer war Xanna wirklich? Und warum hat sie ein Leben lang geschwiegen?
Zwischen den Schatten des Zweiten Weltkriegs, den Narben verlorener Identitäten und den Fragen nach Schuld und Vergebung entdeckt Nora nicht nur die wahre Geschichte einer Frau, die sie zu kennen glaubte, sondern findet allmählich auch zu sich selbst zurück.
Ein fesselnder Familienroman über eine erschütternde Vergangenheit, verdrängte Geheimnisse und die Suche nach der Wahrheit. Tiefgründig, bewegend und voller Spannung.