Frauenpower – Christina allein dem Täter auf der Spur
„Der letzte Ouzo“ von Hanna von Feilitzsch ist der Auftakt zu einer Griechenland-Krimireihe, atmosphärisch, mitreißend und mit einer taffen Polizistin im Mittelpunkt.
Kurz zum Inhalt:
Christina hat ihren Dienst bei der Polizei auf Paros kaum angetreten, da findet sie die Leiche einer Frau. Das Ermittlerteam, dem Christina als Neue nicht angehört, ist nur auf den Ehemann als Täter fixiert, auch weil dieser sich versteckt hält. Christina vermutet hinter dem Mord ein anderes Motiv, recherchiert auf eigene Faust, was sie letztlich in große Gefahr bringt.
Bereits das Cover mit der Ouzo-Flasche und den typisch weißen Häusern stimmt sehr eindrucksvoll auf den Schauplatz des Buches ein, das 2024 erschien. Der Schreibstil ist flüssig, locker und bildhaft. Das Flair der Insel Paros zeigt sich sehr anschaulich in stimmungsvollen Szenen des Dorflebens, in Beschreibungen der Landschaft und von kulinarischen Genüssen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Die in griechischen Schriftzeichen gedruckten Überschriften unterstreichen zusätzlich das Lokalkolorit. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Eine Landkarte oder Skizze der Insel hätte mir gefallen, um die Schauplätze geografisch besser zuordnen zu können. Eine Personenliste hätte ich auch geschätzt, da man sich die griechischen Namen nicht so leicht merken kann.
Man ist gleich ab der ersten Seite mitten im Geschehen, ist quasi Zeuge des Mordes, wenn auch die Umstände ziemlich mysteriös erscheinen. Im Mittelpunkt der Handlung steht Christina, die auf Paros aufgewachsen ist, über langjährige Erfahrung als Mordermittlerin in Athen zurückblicken kann, und nun nach Jahren, die sie in Deutschland lebte, nicht nur nach Griechenland zurückgekehrt ist, sondern auch wieder in den Polizeidienst eingetreten ist. Sie wird nicht mit offenen Armen von den Kollegen empfangen und – obwohl sie die Leiche fand -aus der Mordermittlung ausgeschlossen. Da Christina aber über Kontakte im Ort aus ihrer Jugendzeit verfügt, gelingt es ihr, inoffiziell an Informationen zu gelangen, die sie darin bestärken, dass nicht der Ehemann der Täter sein kann. Primär wird der Fall aus Sicht Christinas geschildert, der Perspektivenwechsel zu einer mysteriösen Person, die Christina beobachtet, erhöht die Spannung, die sich von Kapitel zu Kapitel kontinuierlich steigert, je mehr Zusammenhänge, Hintergründe und Verdächtige zutage treten. Man hat Raum zum Miträtseln, folgt irreführenden Spuren und wird von unerwarteten Wendungen überrascht. Nach einem actionreichen, dramatischen Finale wird nicht nur der Mörder gefasst, sondern auch der Maulwurf entlarvt, der seit längerem eine Drogenbande vor Razzien gewarnt hat.
Die Charaktere sind gut vorstellbar gezeichnet, wirken lebendig und emotional. Christina wirkt sympathisch, selbstbewusst und agiert zielsicher. Dadurch, dass sie im Alleingang ermittelt, sich über Weisungen ihres Vorgesetzten hinwegsetzt, riskiert sie ihren Job. Sie erweist sich als eine Ermittlerin mit einem ausgeprägten Spürsinn, bei ihren Befragungen zeigt sie Feingefühl, gute Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis. Ihr Privatleben, ihre Familie betreffend, ist eher nur gestreift, da sowohl ihr Mann als auch die Kinder nicht vor Ort sind.
Es ist dies der erste Krimi der Autorin, und er macht eindeutig Lust auf weitere – sowohl was den Handlungsaufbau, die Spannung und die Protagonisten, als auch was das Griechenland-Flair anbelangt. Mich hat das Buch begeistert. Eine Leseempfehlung meinerseits mit 5 Sternen.
Bookworm53
Bloggerin bei LeseHitsBookworm53
Kommentare
Der letzte Ouzo
MORD AM SEHNSUCHTSORT Frühling auf Páros. Ruhig und friedlich plätschert das Leben dahin. Christína Strátou, die nach mehrjähriger Pause ihren Dienst bei der griechischen Polizei wieder aufnimmt, findet bei einer Wanderung die Leiche einer jungen Frau. Obwohl der Fundort abgelegen ist, hat sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Die Kollegen von der Polizei Páros schießen sich schnell auf eine Tat aus Eifersucht ein, schließlich ist der Ehemann der Toten spurlos verschwunden. Christína glaubt nicht an dieses Motiv. Zu leicht scheinen sich die Indizien ineinander zu fügen. Der Ermittlungsleiter lässt ihre Einwände nicht gelten und hält sie von dem aktuellen Geschehen fern. Sie ermittelt auf eigene Faust und kommt zu ganz anderen Schlüssen. Für sie ist der Ehemann nicht der Hauptverdächtige, sondern der wichtigste Zeuge. Bald ist sie der Wahrheit auf der Spur. Da taucht eine geheimnisvolle Frau auf, und plötzlich ist nicht mehr klar, wer Jäger und wer Gejagter ist. Als die Polizistin kurz vor der Aufklärung des Falls ist, begibt sie sich in große Gefahr. Kann Christína gerettet werden oder bezahlt auch sie mit ihrem Leben?