Gedanken zur Liebe
„In einem Zug“ von Daniel Glattauer ist ein teils unterhaltsamer, teils nachdenklich stimmender Roman.
Kurz zum Inhalt:
Zwei Fremde sitzen in einem Zugabteil, ein Mann und eine Frau. Sie kommen so nach und nach ins Gespräch, initiiert von der Frau, deren interessierten Fragen er sich nicht entziehen kann …
Das Cover mit der aus dem Zugfenster blickenden Frau ist ein ansprechender Hingucker, es unterstreicht gekonnt den Titel des 2025 im DuMont Buchverlag erschienenen Romans. Dieser gliedert sich in 13 Kapitel, deren Überschriften den jeweiligen Streckenabschnitten entsprechen. Der Schreibstil ist bildhaft, locker und unterhaltsam. Die Handlung spielt in der Gegenwart während einer Zugfahrt von Wien nach München.
Der Verlauf der Fahrt wird aus Sicht von Eduard Brünhofer geschildert, einem Autor von Liebesromanen. Mit ihm im Abteil sitzt die Therapeutin Catrin Meyr, die ihn, der eigentlich lieber seine Ruhe hätte, in ein Gespräch verwickelt, das zunehmend intensiver, vertraulicher und persönlicher wird.
Der Grundgedanke des Romans, der Schauplatz, dieses Zusammentreffen von zwei Unbekannten in einem Zugabteil, ist originell und gleichzeitig auch realistisch nachvollziehbar. Vor allem zu Beginn liest es sich sehr amüsant, nicht nur der Dialog an und für sich, sondern auch die Gedanken und Überlegungen von Brünhofer zu seiner Gesprächspartnerin. Man lernt vor allem Brünhofer gut kennen, erfährt, dass er früher erfolgreich Liebesromane schrieb, aber jetzt an einer Schreiblockade leidet. Im Laufe der Zugfahrt entwickelt sich eine gewisse Vertraulichkeit, Catrins Fragen werden immer persönlicher. Geschickt und hartnäckig entlockt Catrin ihm zur Thematik Liebe, Sex und Seitensprünge vieles aus seinem sonst wohl gehütetem Privatleben, auch seine langjährige Ehe betreffend. Die angesprochenen Themen regen zum Überdenken der eigenen Beziehung/Ehe an. Im Mittelteil ist es stellenweise etwas langatmig, da fragte ich mich schon, worauf es noch hinauslaufen wird. Aber letztlich nahm die Geschichte eine Wendung, die ich nicht erwartet hatte und die die Story auch irgendwie abrundete.
Im Großen und Ganzen fühlte ich mich recht gut unterhalten. Manche Situationskomik, wie die Szene mit dem Italiener, der sich zu den beiden ins Abteil setzte, ließ mich schmunzeln. Aber so richtig begeistert hat mich das Buch leider nicht.
Bookworm53
Bloggerin bei LeseHitsBookworm53
Kommentare
In einem Zug
Eduard Brünhofer, ehemals gefeierter Autor von Liebesromanen, sitzt im Zug von Wien nach München. Nicht unbedingt in der Absicht, sich mit der Frau frühen mittleren Alters im Abteil zu unterhalten. Schon gar nicht in der Absicht, mit ihr über seine Bücher zu sinnieren. Erst recht nicht in der Absicht, über seine Ehejahre mit Gina zu reflektieren. Aber Therapeutin Catrin Meyr, die Langzeitbeziehungen absurd findet, ist unerbittlich. Sie will mit ihm über die Liebe reden. Dabei gerät der Schriftsteller gehörig in Zugzwang.»Was befähigt einen Autor, über die Liebe zu schreiben?«, fragt sie.
»Ihre Frage ist klüger als jede Antwort darauf«, erwidere ich.
»Danke. Probieren Sie es trotzdem.«
»Wir haben so viel Spaß wie 2006 bei Daniel Glattauers Riesenerfolg ›Gut gegen Nordwind‹.« Elke Heidenreich, BUNTE
»Einer der zauberhaftesten und klügsten Liebesdialoge der Gegenwartsliteratur« DER SPIEGEL über ›Gut gegen Nordwind‹