Bookworm53

KI außer Rand und Band – ein Albtraum

03.12.2025 - 20:29 Uhr
Cover: Algorithmus des Teufels

Mit „Algorithmus des Teufels“ (erschienen 2025) ist es Georg Brun gelungen, ein schauerliches, beklemmendes, (noch) erfundenes Szenario heraufzubeschwören.

Der Thriller ist raffiniert aufgebaut. Zwei alltägliche Todesfälle beschäftigen die Polizei, die scheinbar nichts gemeinsam haben: ein Selbstmord in Kempten und ein Mord in München. Der Bruder des angeblichen Selbstmörders lässt aber nicht locker und verstärkt die Zweifel bei der jungen Kommissarin Jennifer Häfele. Er glaubt nicht daran, dass sein lebenslustiger, frisch verliebter Bruder aus dem Leben scheiden wollte. Er recherchiert und entdeckt einen seltsamen Chatverlauf. Auch August Wutz von der Münchner Kripo stößt bei der Suche nach dem Täter bzw. dem Mordmotiv auf fragwürdige IT-Aktivitäten. Je intensiver sich die IT-Fachleute mit den mysteriösen Chats beschäftigen, desto unheimlicher wird es. Denn es wird immer offensichtlicher, dass hinter all dem kein Mensch steht, sondern ein Chatbot, ein Chatbot, der sich Opfer sucht, die er als verführerische Frau getarnt, in den Tod treibt oder so manipuliert, dass sie morden. Man bekommt regelrecht eine Gänsehaut beim Lesen, man spürt die Faszination, die die Menschen erfasst, wenn dieses von der KI generierte, engelhafte Gesicht am Bildschirm erscheint, dieses Wesen, dem sie verfallen und wider alle Vernunft handeln. Georg Brun gelingt es vorzüglich, die doch sehr komplexen Vorgänge auch für Laien gut nachvollziehbar zu beschreiben, denjenigen, die mit der digitalen Welt nicht so vertraut sind, Begriffe und Arbeitsweisen von Dating-Plattformen oder Chatbots nahezubringen.

Die beiden Handlungsstränge nähern sich immer mehr, und es wird von Kapitel zu Kapitel spannender, es passiert so einiges, unerwartete Wendungen und es gibt weitere Opfer. Die beiden Ermittler, Jennifer und August arbeiten, wesentlich unterstützt durch Computerspezialisten, tatkräftig zusammen - bis zum actionreichen Showdown. Die Fälle sind gelöst, doch konnte das teuflische KI-Monster unschädlich gemacht werden? Heißt es doch so treffend: Was einmal im Netz ist, bleibt auf ewig …

Die handelnden Personen sind gut vorstellbar beschrieben, zeigen Emotionen, Stärken und Schwächen, was sich insbesondere auch im Privatleben der Ermittler offenbart. Die Kriminalbeamten üben ihren Beruf quasi mit Leib und Seele aus, die Fälle lassen sie auch nach Dienstschluss nicht los, was sich stets belastend auf Beziehungen auswirkt. Emil, der Bruder des Selbstmörders, personifiziert, wie leicht man Opfer digitaler Manipulation werden kann. Obwohl er sich anfangs kritisch und sorgsam in der digitalen Welt bewegt, gerät er immer mehr in ihren Bann und tappt vertrauensselig in die Falle.

Georg Brun ist ein wirklich packender KI-Thriller gelungen, in dem das Thema einer mörderischen KI erschreckend überzeugend dargestellt wird. Dieses Szenario bringt man nicht so schnell wieder aus dem Kopf. Fragt man sich doch trotz der Versicherung des Autors, „es sei alles nur seiner Fantasie entsprungen“, ob die Künstliche Intelligenz nicht längst schon irgendwo im Netz ihr Unwesen treibt.

Dieses gruselige Leseerlebnis sollte man sich nicht entgehen lassen! 5 Sterne.


Gesamtbewertung: 5/5
Cover: 5/5
Handlung: 5/5
Spannung: 5/5
Schreibstil: 5/5
Blogger: Bookworm53

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Klappentext

Algorithmus des Teufels

Thriller von Brun Georg
Cover: Algorithmus des Teufels Motivation des Autors: "Im Jahr 1968 war der sich selbst wahrnehmende Computer reine Science Fiction. HAL9000 war der Computerbösewicht schlechthin, die aus dem Ruder gelaufene Maschine. Heute kann KI schon so viel, dass es schwierig geworden ist, wahr und falsch zu unterscheiden. Die „Künste“ der KI rufen vielfältige Ängste hervor. Es ist nicht mehr auszuschließen, dass künftig eine KI zumindest einer Selfawareness nahe kommt bzw. Menschen dies so wahrzunehmen.
Diese Ängste wollte ich mit einem Thriller aufnehmen, an HAL9000 anknüpfen, das Phänomen aufgreifen, dass sich schon heute viele Menschen in Bots verlieben und den Größenwahn derer aufs Korn nehmen, die meinen, sich mit einem Hirnscan unsterblich machen zu können. Dabei kommt ein bisschen Nitzsche ins Spiel …
Mit diesen Zutaten einfach einen spannenden Thriller schreiben war mein Ziel."

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