Cover: Katzensilber
Adalbert Stifter
Katzensilber
- [Bunte Steine]
ISBN: 978-3-852-52095-7
96 Seiten | € 13.00
Buch [Gebundenes Buch]
Erscheinungsdatum:
01.04.2002
Historische-Romane
Adalbert Stifter

Katzensilber

[Bunte Steine]

4.6/5.00 bei 4 Reviews - aus dem Web

In einem abgelegenen, aber sehr schönen Teile unseres Vaterlandes steht ein stattlicher Hof. Er steht auf einem kleinen Hügel und ist auf einer Seite von seinen Feldern und seinen Wiesen und auf der anderen von seinem kleinen Walde umgeben. Man sollte eigentlich auch einen Garten hierher rechnen; aber es würde doch eine unrechte Benennung sein; denn Gärten der Art, wie sie in allen Ländern im Brauche sind, gibt es in jenem hochgelegenen, mit Hügeln und Waldesspitzen besetzten Landesteile nicht, weil die Stürme des Winters und die Fröste des Frühlings und Herbstes allen jenen Gewächsen übel mitspielen, die man vorzugsweise in Gärten hegt; aber der Besitzer des Hofes hat gegen eine Sandlehne hin, die steil abfällt und in den warmen Lagen die Sonnenstrahlen recht heiß zurück wirft, Bäume gepflanzt, die auf weichem, schönem Rasen stehen, vor den Abend-, Mitternacht- und Morgenwinden geschützt sind, durch die höhere und eingeschlossene Lage vor dem Reife bewahrt werden und auf ihrem warmen Platze so schnell gewachsen sind, daß sie auf ihren Edelreisern, die ihnen eingesetzt worden und zu bedeutenden Ästen gediehen sind, jährlich die großen, schwarzen Kirschen, die Weichseln, die Birnen und die rotwangigen Äpfel tragen.
Von den kleineren Gewächsen, als Johannisbeeren, Stachelbeeren, Erdbeeren rede ich nicht. Sogar Pfirsiche und Aprikosen reifen an einer an der Sandlehne aufgeführten Mauer dann, wenn sich ein heißer Sommer ereignet, und wenn man das Zuhüllen durch eine Rohrmappe an kühlen Frühlingsabenden nicht vergessen hat. Seine Blumen hegt der Besitzer in verschiedenen gläsernen Häusern, stellt sie an schönen Tagen und in den warmen Sommermonaten auf die hölzernen Gestelle vor dem Hause oder in die Fenster. Selbst in den Zimmern sieht man die schönsten auf dazu eingerichteten Tischen stehen. Diejenigen, welche für die Luft und das Wetter des Landes eingerichtet sind, stehen in dem freien Grunde.
Wenn man über die Sandlehne emporgegangen ist, steigt noch ein Felsen auf, der dem Berge Festigkeit gibt, dessen Geschiebe nicht gegen den Garten absinken läßt und zur Vermehrung der Wärme nicht wenig beiträgt. Der Besitzer des Hofes hat einen Weg mit festem Geländer durch die Sandlehne und um den Felsen empor anlegen lassen, weil man von dort recht schön auf das Haus, auf den Garten und auf die Landschaft nieder sieht. Er hat an einigen Stellen Bänkchen anbringen lassen, daß man da sitzen und die Dinge mit Ruhe betrachten kann. Hinter dem Felsen gegen mitternachtwärts geht Gebüsch, dann folgen noch auf dem immer ansteigenden Boden einzelne Eichen und Birken, dann der Nadelwald, der den Gipfel einnimmt und das Schauspiel beschließt.

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Postleitzahl
Veröffentlichung: 01.04.2002
Höhe/Breite/Gewicht H 21 cm / B 15 cm / -
Seiten 96
Art des Mediums Buch [Gebundenes Buch]
Preis DE EUR 13.00
Preis AT EUR 13.00
Auflage 1. Auflage
ISBN-13 978-3-852-52095-7
ISBN-10 3852520959
EAN/ISBN

Über den Autor

Geboren am 23. Oktober 1805 in Oberplan (heute Horní Planá), Südböhmen, als Sohn einer Leinenweber- und Flachshändlerfamilie. 1818–1826 Gymnasium am Benediktinerstift Kremsmünster. Studium der Rechtswissenschaften, später der Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität Wien, Hauslehrertätigkeit. Maler und Schriftsteller, ab 1840 Veröffentlichung von Erzählungen in Almanachen und Zeitschriften, die 1844–1850 in überarbeiteter Form unter dem Titel „Studien“ im Verlag Gustav Heckenast in Budapest erscheinen. Im Revolutionsjahr 1848 Übersiedlung nach Linz, ab 1850 Landesschulinspektor für die Volksschulen in Oberösterreich, Landeskonservator (1853) und Begründer der OÖ. Landesgalerie. Mitbegründer der Realschule zu Linz. 1853 erscheint die Erzählungssammlung „Bunte Steine“, 1857 der Bildungsroman „Der Nachsommer“, 1865–1867 der historische Roman „Witiko“; Arbeit an der Romanfassung der „Mappe meines Urgroßvaters“ (Fragment). Weitere Arbeiten als Maler und Zeichner. Ab 1863/64 zunehmende Krankheit, vermutlich Leberzirrhose, der Stifter am 28. Jänner 1868 nach einem Schnitt mit dem Rasiermesser in den Hals erliegt.

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