Nach dem Erscheinen der dreibändigen Philosophie (1932) brach Jaspers noch einmal zu neuen Ufern auf und begann die Arbeit an zwei Großprojekten: der Philosophischen Logik und der Weltgeschichte der Philosophie. In den Jahren der Diktatur, besonders nach der Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand (1937), führten sie ihn über die Widrigkeiten des Tages hinweg in das weite Reich des Denkens. Aus diesem Programm scheren die 1942/43 entstandenen Grundsätze des Philosophierens aus. Zunehmend isoliert und bedroht, hatte Jaspers das Bedürfnis, sich über die unhintergehbaren Voraussetzungen seines Denkens klar zu werden. Das »Analogon eines Glaubensbekenntnisses« sei das Ziel: »Einmal kurz zu sagen, was man eigentlich meint und will.« Jaspers hat die Grundsätze des Philosophierens nie publiziert. Aus ihnen gingen aber zentrale Publikationen der Nachkriegszeit hervor, so etwa Der philosophische Glaube (1948) oder Einführung in die Philosophie (1950). Auch der später so wirkmächtige Begriff der Achsenzeit ist hier erstmals entfaltet. Die Bedeutung der Grundsätze des Philosophierens für das Gesamtwerk kann deshalb nicht hoch genug veranschlagt werden.
Bernd Weidmann studierte Philosophie, Germanistik und Anglistik in Heidelberg. Seit 2012 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Zu Jaspers hat er promoviert und zahlreiche weitere Publikationen veröffentlicht.
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