Jetzt
»Jetzt« ist ein Interventionstext. Er hat sich aufgedrängt, da die wesentlichen Vorhersagen des Unsichtbaren Komitees nun eingetreten sind – deutlicher Abscheu vor der Polizei, Ernüchterung angesichts ermüdender Parlamentsdebatten, Blockade als zentrales Mittel, Wiederkehr der Idee der Commune, Widerstand, der von Radikalen auf das Bürgertum überspringt, die Weigerung, sich regieren zu lassen.
»Jetzt« ist am Anfang eines Jahres erschienen, in dem es für die Macht darum ging, unter dem Vorwand eines Präsidentschaftswahlkampfes all das wieder in das marode Gerüst der klassischen Politik zurückzupressen, was diese bereits jetzt übersteigt, sich ihr entzieht, ihrer überdrüssig ist.
Die massiven Protestbewegungen in Frankreich des Jahres 2016 sind Zeugnis eines politischen Konflikts, der in seiner Bedeutung dem Mai '68 in nichts nachsteht.
»Jetzt« entwirft einen alternativen Weg zur verordneten stickigen Atmosphäre, plädiert für ein anderes Modell als die Wahlen: für die Absetzung der Macht. Für neue Lebensformen und nicht für neue Verfassungen; für Verweigerung und Stille statt lärmender Proklamationen. Es wird keinen Umsturz der bestehenden Ordnung geben ohne das Bekenntnis zu einem wünschenswerten Leben. Die zerstörerische Kraft des revolutionären Prozesses kann nichts ausrichten ohne jene Ladung stiller Positivität, die jeder glücklichen Existenz innewohnt.
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Original Titel | Maintenant |
Veröffentlichung: | 27.09.2017 |
Höhe/Breite/Gewicht | H 20,8 cm / B 12,5 cm / 174 g |
Seiten | 128 |
Art des Mediums | Buch [Taschenbuch] |
Preis DE | EUR 16.00 |
Preis AT | EUR 16.50 |
Auflage | 1. Auflage |
Reihe | Nautilus Flugschrift |
ISBN-13 | 978-3-960-54061-8 |
ISBN-10 | 3960540612 |
Über den Autor
Nach der Sabotage an einer Eisenbahnstrecke, auf der im November 2008 ein Castortransport mit radioaktivem Material geplant war, wurde die erste Publikation des Unsichtbaren Komitees, »Der kommende Aufstand«, von der französischen Regierung als ein »Handbuch des Terrorismus« beschlagnahmt und war, neben anderen Büchern aus der Bibliothek der Kommune in Tarnac, Vorwand für die skandalöse, z.T. monatelange Inhaftierung der sogenannten Gruppe Tarnac um Julien Coupat, Yildune Lévi, Mathieu Burnel u.a. Unter den Regierungen dreier Staatschefs, von Sarkozy über Hollande bis zu Macron, wurde die juristische Verfolgung der acht Männer und Frauen vorangetrieben, teils unter Heranziehung grotesker vorgeblicher Indizien. Als im März 2018, fast zehn Jahre nach dem Anschlag, der Prozess begann, lautete die Anklage nur noch auf »Mitgliedschaft in einer Vereinigung von Übeltätern«, selbst das ein unhaltbarer Vorwurf, was auch die öffentliche Unterstützung durch Intellektuelle von Giorgio Agamben über Alain Badiou und Jean-Luc Nancy bis zu Éric Vuillard herausstrich. Zum Auftakt befand sogar der Staatsanwalt, eine terroristische oder übeltäterische »Gruppe von Tarnac« gibt es nicht, sie ist eine Konstruktion der Polizei und der außer Kontrolle geratenen Sicherheitsbehörden. Schließlich wurden nur noch Bewährungsstrafen wegen des Anschlags auf die Zugtrasse verhängt, die mit der bereits abgesessenen langen Untersuchungshaft abgegolten waren. Obwohl über die Identität des Unsichtbaren Komitees und die Schnittmenge mit der Gruppe aus Tarnac viele Spekulationen angestellt wurden, bleibt das Komitee unsichtbar - aber hörbar. Weitere Publikationen bei Nautilus sind »An unsere Freunde« (2015) und »Jetzt« (2017).