»Ich weiss nicht, ob ich Ihnen von diesem Versuch einer Selbstbiographie erzählt habe, ›Mein Weg als Deutscher und Jude‹ ist der Titel; es war eine wichtige Sache, die mir wie Eisenlast monatelang auf der Brust lag, bis ichs endlich herunterschrieb. Sie werden es ja bald lesen. Wenn es nur hundert Köpfe in Deutschland zur Besinnung bringt, hat es schon seine Schuldigkeit getan.«So schrieb Wassermann am 1. Dezember 1920 an den Schauspieler Hans Aufricht. Das Buch wurde eine Bekenntnis- und Anklageschrift, worin der damals berühmte Romanautor berichtet, wie ihm immer aufs Neue das Gefühl gegeben wurde, dass er als ›Jude‹ nicht ›deutsch‹, als ›Deutscher‹ nicht ›Jude‹ sein könne. Wassermann erzählt dabei von Erfahrungen auch gerade mit Wohlmeinenden, die ihm seine Selbsteinschätzung ›Deutscher und Jude‹ bestreiten wollten, verbunden mit Argumentationsmustern, die heute nicht nur von rechter oder rechtsradikaler, sondern auch von ›bürgerlicher‹ Seite her wieder zu hören sind. Wassermann schreibt ausführlich und detailliert, in neutraler Diktion, doch nicht ohne die Ursache anzuprangern, die für ihn »der deutsche Haß« war.Gedacht war die Schrift, die nun, reich kommentiert und mit vielen Dokumenten, neu vorgelegt wird, als Weckruf – der vergeblich blieb.
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Veröffentlichung: | 11.09.2024 |
Seiten | 192 |
Art des Mediums | E-Book [Kindle] |
Preis DE | EUR 20.99 |
Auflage | 1. Auflage |
ISBN-13 | 978-3-835-38677-8 |
ISBN-10 | 3835386778 |
Jakob Wassermann, geboren 1873 in Fürth, gestorben 1934 in Altaussee, wurde vor allem berühmt durch seinen Roman Der Fall Maurizius (1928) (im insel taschenbuch ab Februar 2005).
1894-97 Lektor bei der Zeitschrift ›Simplicissimus‹. Freundschaft mit Thomas Mann und Rainer Maria Rilke. 1898 Theaterreferent der ›Frankfurter Zeitung‹ in Wien. Bekanntschaft mit Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal. 1901 Heirat mit Julie Speyer. 1915 Scheidung von seiner Ehefrau. 1918 Heirat mit Martha Karlweis. 1919 Übersiedlung nach Altaussee. 1926-33 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste.