In zeitlicher Hinsicht gibt die Handschrift einen chronologisch geordneten Überblick über die Ereignisse, die sich vom Auftauchen der Taliban bis zum Ende ihrer Herrschaft im Herbst 2001 zugetragen haben. Gelegentlich wird auch auf frühere Ereignisse Bezug genommen, die bis in die 1950er Jahre zurück liegen.
In räumlicher Hinsicht konzentriert sich die Schilderung auf die Geschehnisse in der Provinz Nimruz, also einer Gegend abseits der in den Medien viel beachteten Regionen Kabul, Kandahar, Kunduz oder Mazar-i Sharif. Nimruz ist in den sonstigen Berichten weitgehend unbeachtet geblieben, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung Afghanistans gerade dort zu Hause ist.
In ihrer Erzählstruktur sind die Erinnerungen Pahwals zwischen oraler Erzähltradition, Memoirenliteratur und moderner Geschichtsschreibung anzusiedeln. Der Verfasser sieht sich in erster Linie als Bewahrer der Erinnerung an vergangene Ereignisse. Seine Aufzeichnungen weisen einige Merkmale auf, die auch schon aus der persischsprachigen Memoirenliteratur bekannt sind. Abschnitte aus dem Leben des Verfassers werden rekonstruiert und von Zeit zu Zeit mit der Darstellung der Geschichte der Taliban-Herrschaft in Nimruz verflochten. Insgesamt ist das Werk aber keine Autobiographie, denn der Autor folgt seinem Anspruch, vornehmlich politische bzw. historische Ereignisse und Prozesse der jüngeren Vergangenheit festzuhalten und möchte seine schriftstellerische Tätigkeit vor allem unter historiographischen Gesichtspunkten gewürdigt sehen. Mit der oralen Erzähltradition verbindet ihn der Brauch, vergangenes Geschehen in Form einzelner Geschichten zu erzählen. Auch eine wohlgebildete Geschichte gilt dabei als pragmatisch defizitär, wenn sie keine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Geschehens anbieten kann. Deshalb wird Geschichte wie bei oraler Überlieferung gern in Form von metaphorischen Geschichten erzählt, bei denen fiktional-dichterische Elemente gegenüber dem faktualen Geltungsanspruch einer historiographischen Darlegung keine alternative, sondern eine zusätzliche Dimension der Sinnbildung darstellen. Darüber hinaus wollte Abdurrahman Pahwal aber auch den Ansprüchen jener modernen Geschichtsschreibung genügen, mit der er aufgrund seiner universitären Ausbildung und akademischen Tätigkeit vertraut war. All diese Ansprüche lassen sich in der Absicht bündeln, vergangenes Geschehen als objektiv sinnvollen und kohärenten Zusammenhang mit erklärbaren kausalen Verknüpfungen zu begreifen. Gelegentlich bietet Pahwal deshalb analytische Zusammenfassungen oder er führt jene Faktoren an, die das eine oder andere Ereignis seiner Meinung nach bewirkt haben.
Sein Text bietet so anschauliche Informationen über die Helfershelfer der Taliban im Ausland sowie aus den Kreisen der einheimischen Bevölkerung. Wir lernen Personen kennen, die es verstanden haben, ungeachtet ideologischer Vorbehalte jedem Herrschaftssystem zu dienen, das es in den vergangenen 25 Jahren in Afghanistan gegeben hat. Das Phänomen Taliban wird somit seiner ideologischen Überfrachtung entrissen.
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Veröffentlichung: | 10.02.2005 |
Höhe/Breite/Gewicht | H 210 cm / B 148 cm / 218 g |
Seiten | 144 |
Art des Mediums | Buch [Taschenbuch] |
Preis DE | EUR 16.90 |
Preis AT | EUR 17.40 |
Reihe | Erinnerungen an Zentralasien |
ISBN-13 | 978-3-895-00416-2 |
ISBN-10 | 3895004162 |