Cover: Mit Erinnerungen gepflastert
Dagmar Dusil
Mit Erinnerungen gepflastert
- Eine Anthologie von Dagmar Dusil
ISBN: 978-3-863-56367-7
410 Seiten | € 25.00
Buch [BA]
Dieses Buch gehört zur Reihe Fragmentarium und enthält ca. 5 Folgen.
Erscheinungsdatum:
25.08.2022
Sonstiges
Dagmar Dusil

Mit Erinnerungen gepflastert

Eine Anthologie von Dagmar Dusil

5.0/5.00 bei 4 Reviews - aus dem Web

Die Texte im vorliegenden Band berühren, informieren, beschreiben, blicken in ein Hermannstadt, das es heute so nicht mehr gibt. Sie sind zum Teil gut recherchiert und dokumentiert oder verlieren sich einfach in Erinnertem. Die Straßen sind die Adern der Stadt und schwemmen Erinnerungen und Erlebtes an oder weg, übergeben all dies der Stadt, und so werden es nicht mehr unsere Erinnerungen sein, sondern die der Stadt. Momentaufnahmen, die Bilder entstehen lassen.

Das letzte Haus war auch ein Einfamilienhaus und war das Eckhaus zum Philosophengang auf der linken Seite. Es trägt schwer an einer Erinnerung. Christel, die zweitälteste Tochter der Konrads, war Studentin in Klausenburg. Der politische Geheimdienst hatte sie unter Druck gesetzt. Er forderte von ihr, über ihre Kommilitonen und Freunde zu berichten. Sie eigerte sich.
Hannes Elischer, Die Walkmühlgasse

Wenn aber der laue Sommerwind das Laub der Linden im Garten von Fräulein Schullerus und das des uralten Nussbaumes im Hof von Tante Clara, unserer lieben Nachbarin, sanft streichelt, erreicht das geheimnisvolle Rauschen über Hunderte und Tausende Kilometer Entfernung unsere Seelen und erinnert uns an die Kinder, die wir einmal waren ...
Adrian Ernster, Die Grabengasse

Vorwort oder wenn alle Straßen erzählen

Hermannstadt ist die Stadt, die Fremde begeistert und ihren Bewohnern einen Stempel aufdrückte und aufdrückt. Ich wage zu behaupten, dass die Einwohner Hermannstadts mehr mit der Stadt verbunden sind als mit dem Land. Der Genius Loci hat sie geprägt, lässt im Rückblick das Paradies der hier verbrachten Kindheit wieder wach werden, verklärt auch ab und zu das Gewesene. Es wird verglichen, geurteilt, verurteilt, es werden Sehnsüchte geweckt.
36 Hermannstädter und solche, die hier einige Zeit verbracht haben, sind unserem Aufruf gefolgt und haben Texte zu Straßen verfasst: zu ihrer Straße, zu gegangenen Wegen, zu Erlebnissen und, und, und.
Ich weiß nicht, wie es bei den Bewohnern anderer Städte ist, bei den Hermannstädtern lautet in den meisten Fällen die erste Frage: Ober- oder Unterstadt? Und welche Straße? Ach, das Haus an der Ecke? Die Straße mit den Lindenbäumen? Sah man nicht die Turmuhr von dort?
Die Texte im vorliegenden Band berühren, informieren, beschreiben, blicken in ein Hermannstadt, das es heute so nicht mehr gibt. Sie sind zum Teil gut recherchiert und dokumentiert oder verlieren sich einfach in Erinnertem. Die Straßen sind die Adern der Stadt und schwemmen Erinnerungen und Erlebtes an oder weg, übergeben all dies der Stadt, und so werden es nicht mehr unsere Erinnerungen sein, sondern die der Stadt. Momentaufnahmen, die Bilder entstehen lassen.
Die Pandemie hat auch vor der Entstehung dieses Buches nicht Halt gemacht. Dadurch hat sich die geplante Veröffentlichung um fast zwei Jahre verzögert. Zwei der Autoren erleben die Veröffentlichung des Bandes leider nicht mehr: Hannes Elischer erlag einer schweren Krankheit und konnte so seinen Text über die Walkmühlstraße nicht mehr in gedruckter Form erleben, ebenso Adrian Ernster, mit dem ich interessante Gespräche in Israel geführt habe und der sich auf einen Besuch in Hermannstadt gefreut hat. In seinem Text setzt er der Grabengasse ein Denkmal.
Als Herausgeberin habe ich versucht, die Straßentexte zu gruppieren und ihnen einen Titel als Hut aufzusetzen. Nur in Ober- und Unterstadt zu unterteilen wäre zu wenig gewesen, Zentrum und Randviertel zu einfach. Es sind 11 Gruppen aus 36 Texten entstanden. Und da alles mit einem Schritt beginnt, der zu einem Weg führt, vereinen die ersten Texte „Wege“ durch die Stadt. Manch ein Titel ist subjektiv von mir gewählt worden und nicht ganz ernst zu nehmen. „Feine Straßen“ irritiert vielleicht. Doch für mich als Kind führte der Weg zu meiner Großmutter in eine „feine Straße“, wo es anders roch, die Bäume dufteten, die Gärten voller Blumen waren. Heute schmückt sich eine Straße mit dem Namen „Die schönste Straße Hermannstadts“ – ob sie es tatsächlich ist? Drei Autoren widmen ihr einige Zeilen. Doch es gibt auch Straßen „Im Herzen der Stadt“, „Hinter der Bahnlinie“, „Am Rande der Stadt“, der Leser darf sich in „Alte Straßen“ verirren, auf die „Konradwiese“ gelangen, in die „Unterstadt“, „In Richtung Josephstadt“ gehen oder „Mit fremdem Blick“ betrachten. Die Eintrittskarte zu allen Wegen ist der Hunsrück, kein Prosatext, sondern ein Gedicht.
Wie heißt es so schön in England, wenn eine Frau heiratet? Something old and something new, something borrowed and something blue. Was das mit diesem Buch zu tun hat, mag sich der Leser fragen. Machen wir uns trotzdem diesen Spruch zu eigen für dies Buch. Die meisten der Texte beinhalten Erinnerungen. Um eine Verbindung zum heutigen Hermannstadt herzustellen, habe ich mich entschlossen, zum Großteil aktuelle Bilder zu verwenden. Und was ist geliehen? Wahrscheinlich die Erinnerungen, die irgendwann nicht mehr unser Eigentum sind, doch die Stadt leiht sie uns, lässt uns darin schwelgen. Und was ist blau? Ein „Vergiss Hermannstadt nicht“, die Augen der Stadt?

Ich danke allen, die mich bei der Herausgabe dieses Buches unterstützt haben.
Traian Pop hat die Veröffentlichung des Bandes in letzter Minute möglich gemacht. DANKE dafür!

Dagmar Dusil, im Juli 2022 in Hermannstadt

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Postleitzahl
Veröffentlichung:25.08.2022
Höhe/Breite/GewichtH 20 cm / B 14,5 cm / 580 g
Seiten410
Art des MediumsBuch [BA]
Preis DEEUR 25.00
Preis ATEUR 25.80
Auflage1. Auflage
ReiheFragmentarium 28
ISBN-13978-3-863-56367-7
ISBN-103863563670
EAN/ISBN

Über den Autor

Dagmar Dusil wurde in Hermannstadt (Siebenbürgen/Rumänien) geboren. Sie studierte Anglistik und ­Germanistik und arbeitete als Englischlehrerin. 1985 reiste sie in die Bundesrepublik Deutschland aus. Neben zahlreichen Prosa-Veröffentlichungen (Blick zurück durchs Küchenfenster, Kulinarisches Heim- und Fernweh, Hermannstädter Miniaturen, Wie die Jahre verletzen, Entblätterte Zeit) erschien 2015 auch ihr Lyrikband Transitschatten. Als Herausgeberin setzte sie ihrer alten Heimat in den Sammelbänden Hermannstadt. Fakten Bilder Worte und Mit Erinnerungen gepflastert. Die Straßen Hermannstadts ein viel beachtetes Denkmal.
Einige ihrer Texte sind ins Rumänische und Englische übersetzt worden. Sie ist Mitglied in der GEDOK Franken, der internationalen Autorenvereinigung Die KOGGE und der Künstlergilde Esslingen. Unter anderem erhielt sie 2014 den Literaturförderpreis der GEDOK und 2017 den Dorfschreiberpreis Katzendorf.

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