Das Cover ist sehr schön gestaltet, die Schrift verschnörkelt und die Frau/das Mädchen auf dem Cover passt meiner Meinung nach sehr gut zu Lou. Das Buch spricht mich also schon von außen an.
Zum Inhalt:
Es geht um Lou, eine 27-jährige Frau, die nicht gerade ein schönes/aufregendes Leben führt. Sie ist seit einigen Jahren mit Patrick zusammen, den sie nicht mehr liebt, verliert ihren Job und war noch nie weit weg von ihrer Heimatstadt. Sie lebt noch zu Hause bei ihren Eltern und ihrer Schwester, die früh schwanger wurde und deshalb ihr Studium abbrechen musste.
Als sie ihren Job in einem Café verliert, fällt sie in ein tiefes Loch. Das Jobcenter bietet ihr eine Stelle als Pflegehelferin für einen Tetraplegiker an.
Will lebt auf der Überholspur. Er ist attraktiv, erfolgreich und hat zudem viel Geld, mit dem er sein Leben genießen kann. Doch eines Tages wird er von einem Motorrad angefahren und ist fortan gelähmt.
Die beiden Protagonisten treffen aufeinander und müssen sich miteinander arrangieren. Das Leben der beiden wird sich durch die gemeinsame Zeit grundlegend verändern.
Meine Meinung:
Vor allem finde ich die Charaktere sehr gut ausgearbeitet. Lou gefällt mir sehr gut! Sie ist eine Frau, die sich nicht viel aus ihrem Leben gemacht hat, bis sie Will kennengelernt hat. Sie muss ihre Familie ernähren und arbeitet deshalb im Café. Erst spät merkt sie, dass sie so kein eigenes Leben führt, ihre Fähigkeiten nicht nutzt und ihre Zeit vergeudet. Sie scheint für alles und jeden zurückzustehen, akzeptiert sogar, dass ihr Freund Patrick keine Zeit für sie hat. Patrick ist übrigens die Figur, die ich von Anfang an überhaupt nicht leiden konnte. Er hat sich aufgrund seiner Sportsucht (anders kann man es kaum beschreiben) nie um die Gefühle von Lou gekümmert, sie nicht beachtet und von ihr verlangt, alles stillschweigend hinzunehmen. Ich hatte das Gefühl, die beiden sind nur zusammen, weil Lou sich von ihm abhängig fühlt und für Patrick scheint es einfach bequem zu sein. Romantische Gefühle sind hier nicht vorhanden, das merkt man auch daran, wie der Sex, zwischen den beiden beschrieben wird. "Wir hatten Sex." Mehr wird nicht gesagt, was, wie ich finde, super zeigt, welcher Art ihre Beziehung mittlerweile ist.
Will war mir am Anfang nicht sympathisch. Alleine die Beschreibung seines bisherigen Lebens und wie er zu Beginn mit Lou umgeht. Aber man merkt schnell, dass es nur eine Schutzreaktion ist und die Verbitterung verständlich ist. Schließlich war er in seinem früheren Leben sehr aktiv und kann jetzt nur noch einen Arm bewegen. Ansonsten ist er auf jede Hilfe angewiesen.
Die Beziehung zwischen Will und Lou entwickelt sich langsam, aber stetig. Mit jedem Tag/Woche merkt man, wie Lous Zuneigung zu Will wächst und Will Lou immer näher an sich heranlässt. Eine unglaublich schön beschriebene Entwicklung!
Anfangs hatte ich ein wenig Angst, dass sich das Buch nur auf die beiden konzentriert und sonst nichts passiert. Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Denn nebenbei verändert sich auch vieles in der Familie, es gibt Streit, die Wohnsituation ändert sich. Das alles wird umrahmt von der Entwicklung zwischen Will und Lou, sodass man nicht ausschließlich auf Will und Lou fixiert ist.
Aber bei Lou und Will merkt man tatsächlich immer mehr Veränderungen und ich habe mich beim Lesen immer wieder dabei ertappt, wie ich über die beiden schmunzeln musste. Sie lernen sich auf einer ganz anderen Ebene kennen, rein und unverfälscht. Auch die Situationen, in denen die Schwierigkeiten einer Behinderung deutlich werden, finde ich sehr gut dargestellt. Viele Dinge, die man als NB (Nichtbehinderter) einfach machen kann, sind für einen Behinderten unmöglich und jedes Mal, wenn Lou das feststellt, wird mir das Herz schwer.
Aber genug davon. Denn es gibt noch einen Punkt, der mich besonders beeindruckt hat. Und zwar der Mut der Autorin, das Thema Sterbehilfe in einem Roman zu behandeln. Um ehrlich zu sein, musste ich Dignitas erst googeln, um darauf zu kommen. Da ich jetzt keinen Spoiler-Alarm auslösen möchte, sage ich nur, dass Moyes es geschafft hat, mich mit diesem Thema aufzuwühlen und zu berühren. Am Ende musste ich weinen und auch zwischendurch brach mir manchmal das Herz. Es ist so gefühlvoll geschrieben, die Ich-Perspektive lässt einen förmlich zu Lou werden und all ihre Gefühle nachempfinden.
Es ist einfach keine typische Liebesgeschichte mit einem Happy End à la Disney. Es geht viel tiefer, die Liebe ist echter und bedingungslos. Ich liebe dieses Buch und kann es jedem empfehlen, der genug von den üblichen Liebesromanen hat. Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass einen das Buch danach und währenddessen beschäftigt. Es ist also nichts, was man schnell vergisst.
Aber genau das wollte Moyes wohl vermeiden.
Alles in allem ein wunderschönes Buch. Gut durchdacht, liebevoll und traurig zugleich!
Die Thematik ist sehr wirklichkeitsnah und äußerst tiefgründig - eine Geschichte, die bei mir noch lange im Hinterkopf nachwirkt.