Cover: Überall und nirgends daheim
Lea Martin
Überall und nirgends daheim
- Internationale AutorInnen zwischen DDR und BRD
ISBN: 978-3-935-40119-7
248 Seiten | € 22.00
Buch [Taschenbuch]
Erscheinungsdatum:
06.03.2024
Autobiographie
Lea Martin

Überall und nirgends daheim

Internationale AutorInnen zwischen DDR und BRD


„Ausländische Autoren in Ost-Berlin? Wo es doch ohnehin kaum Ausländer gibt!“ So ungefähr war das Echo, als ich im Jahr 1992 anfing, nach ihnen zu suchen. Ich arbeitete damals für die von Ingeborg Drewitz gegründete Neue Gesellschaft für Literatur e.V. und hatte die Aufgabe, internationale AutorInnen aus Ost-Berlin dabei zu unterstützen, sich im Förderdschungel des westlichen Literaturbetriebs zurechtzufinden. Und wider Erwarten, es gab sie doch. Ausländer. Ausländische AutorInnen. Vom arabischen Lyriker über die Tochter des ersten und erforderten mongolischen Ministerpräsidenten bis zum fahnenflüchtigen US-Amerikaner: Aus allen Teilen der Welt schien ein/e VertreterIn in der DDR gelandet zu sein. Mit insgesamt dreizehn Autorinnen und Autoren aus zehn Ländern habe ich Gespräche geführt, teilweise über zwei Jahre hinweg. Adel Karasholi, Sodnomyn Zambaga, Victor Grossman. Keine Namen, die in Bestsellerlisten auftauchen. Was ich an ihnen „studierte“, war das Verhältnis ihres Schreibens zu den Brüchen in ihrer Biografie. DDR-Deutsche haben 1989 den Zusammenbruch ihrer Heimat erlebt. Mich interessierte, ob und wie Brüche produktiv gemacht werden.
Gerade weil die DDR kein Einwanderungsland und ein faktisches Asylrecht trotz Artikel 23 Abs. 3 der DDR-Verfassung kaum vorhanden war, sahen sich die wenigen ausländischen Intellektuellen in einer besonderen Situation. In ihrem Status teils privilegiert, teils ghettoisiert, zogen sie sich zurück oder wurden vorwärtsgetrieben zur Assimilation. Das Ideal des „proletarischen Internationalismus“ zwang Nicht-Deutschen, die am öffentlichen Leben teilhaben wollten, eine Ent-Nationalisierung auf, die nach der „Wende“ aufatmend zurück vollzogen wurde.
In Interviews, Porträts und teilweise auch eigenen Texten der insgesamt vierzehn AutorInnen werden diese so vorgestellt, wie ich sie vor dreißig Jahren wahrgenommen habe. Der Buchtitel „Überall und nirgends daheim“ ist dem Interview mit der irakischen Autorin Ikbal Hassoon entnommen. Die Gleichzeitigkeit eines scheinbar unvereinbaren Widerspruchs bringen vor allem die AutorInnen zum Ausdruck, für die „Heimat“ auch im Plural funktioniert.

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Postleitzahl
Veröffentlichung:06.03.2024
Seiten248
Art des MediumsBuch [Taschenbuch]
Preis DEEUR 22.00
Preis ATEUR 22.70
Auflage1. Auflage
ISBN-13978-3-935-40119-7
ISBN-103935401191
EAN/ISBN

Über die Autorin

Nach dem Studium der Literatur-, Politikwissenschaft und Soziologie habe ich lange freiberuflich als Autorin gearbeitet. Inzwischen arbeite ich hauptberuflich als Quereinsteigerin in einem IT-Unternehmen. Zu schreiben ist weiterhin mein Leben. Ich habe j:m: gegründet, um einen geschützten Raum für AutorInnen zu schaffen, ihre Literatur abseits von Klischees und Marketingüberlegungen publizieren wollen. Als Verlegerin stehe ich für eine Wort-Kunst, die auf die Gegenwart antwortet und es den AutorInnen überlässt, ihre Literatur anhand eigener Maßstäbe selbst zu definieren. 

Meine ersten Gedichte habe ich in der Schülerzeitung und in der Heilbronner Stimme veröffentlicht und später als Journalistin für Printmedien und den Rundfunk gearbeitet, bevor ich im Jahr 2000 mit meinen eigenen Verlag gestartet bin. Noch immer ist es der Balanceakt zwischen Lyrik und Journalismus als innerer und äußerer Welt, der mich bewegt. Lyrik ist für mich die Seele der Literatur, weil sie das einzelne Wort ernst nimmt. Journalismus ist der Wirklichkeit verpflichtet. Meine Literatur entsteht im Spannungsfeld zwischen Realität und Fiktion.

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