Frankfurt nach dem Krieg
Klappentext:
April 1945. Flakhelferin und Swing-Girl Elfie kehrt ins zerstörte Frankfurt zurück. Sie ergattert eine Arbeitsstelle als Gärtnerin im amerikanisch besetzten Palmengarten, wo sie sich mit Hilfsgärtner Klaus um den Gemüseanbau kümmert. Als ein Freund Elfies aus der Gefangenschaft zurückkehrt, verrät er, dass Klaus ein Deserteur ist, und droht Ärger an. Elfie steht Klaus bei. Aus Dankbarkeit hilft er ihr bei der Suche nach dem Gestapobeamten, der sie und ihre Swing-Freunde misshandelt hat. Doch dann stellt sich heraus, wer den Odeon-Club damals verraten hat und für Elfie bricht eine Welt zusammen. Zum Glück hat sie immer ihre beste Freundin Helga an ihrer Seite. Und Klaus…
„Wir tanzen in die Freiheit“ von Juliane Michel ist ein Nachkriegsroman, der mich sehr berührt hat.
Im Mittelpunkt steht Elfie. Sie hört gerne Swing, ihre Arme und Beine fangen beim Hören der Musik ganz von selber an sich zu bewegen. Doch im Krieg war diese „entartete“ Musik verboten. Was es bedeutet sich über das Verbot hinwegzusetzten musste Elfie und ihre Swing-Freunde sehr hart spüren.
Jetzt nach dem Krieg findet Elfie eine Stelle als Hilfsgärtnerin im Palmengarten. Dort lernt sie Klaus kennen. Die Zwei verstehen sich gut. Elfie kann ihre Gefühle für Klaus nicht einordnen, er ist ja noch so jung. Doch Klaus hat ein Geheimnis, das gelüftet werden muss.
Juliane Michel erzählt die Geschichte aus der Sicht von Elfie und Klaus. Dabei gibt es auch immer wieder Rückblenden in die Kriegsjahre. So bekommen die Leser*innen ein Bild davon, wie es den zwei ergangen ist.
Der Odeon-Club ist eine Gruppe von Jugendlichen, die sich vor dem Krieg zusammengefunden haben und die Liebe zum Swing teilen.
Beim Lesen der Musiktitel hatte ich gleich Musik im Ohr. Die Autorin hat die Titel am Beginn des Buches aufgeführt und einen QR Code darunter gesetzt, mit dem man sofort auf Spotify kommt und hören kann.
Frankfurt dient als Kulisse für die Geschichte. Das war für mich etwas Besonderes, da ich Frankfurterin bin. Die Beschreibung des zerbombten Frankfurt war sehr authentisch. Auch wenn ich zu dieser Zeit noch nicht gelebt habe, weiß ich viel aus der Erzählung meiner Mutter. Meine Mutter war einige Jahre älter als Elfie und hat den Krieg in Frankfurt miterlebt. Ich wusste, dass das Westend besetzt war, dass die Amerikaner dort wohnten. Meine Mutter hat bei einem amerikanischen Ehepaar namens Campbell (ob gleiche Schreibweise wie im Buch weiß ich nicht) im Haushalt gearbeitet. Sie hat immer erzählt, dass das Ehepaar oft zum Tennisspielen in den Palmengarten gegangen sind. Dass der ganze Palmengarten besetzt war, das wusste ich noch nicht.
Der Handlungsort wird auch für nicht Frankfurter sehr gut beschrieben.
Man kann sich die zerbombten Straßen, den Schwarzmarkt am Hauptbahnhof und den Palmengarten mit seinen Gemüsewiesen gut vorstellen.
Juliane Michel hat tolle Protagonisten kreiert. Elfie und Klaus haben mir gleich gefallen. Elfie hat ihren eigenen Kopf und lässt sich nichts vorschreiben. Manchmal erscheint sie allerdings etwas naiv, aber sie ist ja auch noch sehr jung. Auch Elfies Freundin Helga ist mir sehr sympathisch gewesen. Ich denke, die Jugendlichen mussten zu dieser Zeit viel zu schnell erwachsen werde. Das Leben und die Einschränkungen werden den Leser*innen sehr gut näher gebracht.
Juliane Michel erzählt die Geschichte mit einem lockeren und gut verständlichen Schreibstil. Nach wenigen Seiten war ich in die Geschichte eingetaucht.
Die Zeit der Handlung erzählt die Autorin sehr authentisch.
„Wir tanzen in die Freiheit“ hat mir schöne Lesestunden bereitet. Ich freue mich auf die Fortsetzung „Wir fangen das Glück“ der im April 2025 erscheinen soll.
cybergirl
Bloggerin bei LeseHitssylvias-lesezimmer