Hier nimmt das für jeden von uns prägende und Identität stiftende private
Leben seinen Anfang. Und dabei gilt, dass in ihrem Zuhause die Menschen
ihre höchste Zufriedenheit finden können, wie auch das Gegenteil, dass
man mit einer Wohnung – wie Heinrich Zille es ausdrückte – den Menschen
erschlagen könne wie mit einer Axt.
Schon etymologisch geht das Wohnen auf das Gewohnte zurück. Zwar mag
das Wohnhaus in der historischen Stadt, wie hier im süddeutschen Nördlingen,
längst nicht mehr den Normalfall darstellen, wie wir „in den eigenen
vier Wänden“ heimisch werden. Aber die Prägekraft der Tradition wirkt
in vielerlei Hinsicht – und oft unsichtbar – fort. Die menschliche Behausung,
sie ist weit mehr als ein Schutz vor der Witterung. Sie schenkt ein
Gefühl von Geborgenheit, erfüllt den Geschmack der Bewohner, offenbart
manchmal Träume und Sehnsüchte, dient Repräsentationsabsichten und
sie wirkt zurück auf das Lebensgefühl, heute wie gestern.
Wohnungen sind deshalb mehr als nur ein Ort zum Schlafen und Kochen,
sie sind Spiegel der jeweiligen Lebensverhältnisse, Gesellschaftsstrukturen
und historischen Umbrüche. Jedes Jahr werden neue gebaut, weil
jeder eine braucht und alle irgendwo unterkommen müssen. Und so lässt
sich anhand dieser Bauten, ihrer Ausstattung und Fertigungsweisen einiges
ablesen über den kulturgeschichtlichen Kontext.