Kerstins Kartenwerkstatt

Das Echo der Gezeiten

11.07.2024 - 19:52 Uhr
Cover: Das Echo der Gezeiten

Das Cover ließ mich sofort an lĂ€ngst vergangene Tage denken. Es spiegelt die zwei Zeitebenen der Geschichte wider. In der oberen HĂ€lfte steht eine Frau in einem retro Badeanzug samt Sauerstoffflasche auf einer bewachsenen DĂŒne. In der zweiten HĂ€lfte, die scheinbar spiegelverkehrt ist, treibt ein Segelschiff in den Wellen, dessen Segel nahezu lose im Wind wehen. Zusammen ergeben diese beiden Bilder einen guten Blick auf die spannende Geschichte.

Das Echo der Gezeiten von Rebekka Frank erschien bei KrĂŒger im Fischer Verlag. Die Geschichte spielt in St. Peter- Ording, im Geburtsort meines Vaters. Über den Titel und den Spielort wurde ich auf das Buch aufmerksam und musste es direkt lesen. Wie oben schon erwĂ€hnt, spielt die Geschichte in zwei Zeitebenen. Zum Einen um das Jahr 1960 und zum Anderen im Jahre 1633. Wer sich mit der Geschichte der nordfriesischen Inseln auskennt, der kann ungefĂ€hr zu beiden Zeiten schwere Sturmfluten benennen. So ist im Jahre 1634 eine große Sturmflut ĂŒbers Land gezogen, die die heutige Insel- und Halligwelt geprĂ€gt hat. Inwiefern die „grote MandrĂ€nke“ im Roman eine Rolle spielt, musst du selbst erfahren. Ebenfalls liegt die Sturmflut von 1962 am Rande des Geschehens, zu der ich in diesem Jahr einen weiteren spannenden Roman gelesen habe (Als der Sturm kam von Anja Marschall).

Mein Vater wurde 1947 direkt in Ording hinterm Deich geboren und ist dort aufgewachsen. Er hĂ€tte das Buch von Rebekka Frank genauso verschlungen wie ich und vermutlich mir sehr viel aus der Zeit erzĂ€hlt. Am Ende des Buches gibt die Autorin eine sehr schöne EinschĂ€tzung zum Inhalt und weist darauf hin, dass ihre Figuren fiktive Charaktere sind. Wobei die ErzĂ€hlung so authentisch ins nordfriesische Geschehen geschrieben ist, dass ich mir sogar den Beginen Konvent auf Strand vorstellen konnte. Ich habe die SprĂŒnge in der Zeit sehr genossen und bin fasziniert den Protagonistinnen in ihren jeweiligen LebensumstĂ€nden gefolgt.

Zum Einen ist das Tilla Puls, die unbedingt tauchen lernen möchte, um dem ominösen Wrack, von dem ihre Vorfahren erzĂ€hlen, nĂ€her auf den Grund zu gehen. DafĂŒr schreibt sie sich in Hamburg fĂŒr das ArchĂ€ologie-Studium ein und trifft dort auf eine Macht aus MĂ€nnern, die noch nicht bereit fĂŒr Frauen an der UniversitĂ€t sind. Zum Anderen ist da Nes Dorn, die mit ihrer Mutter flieht und auf Strand in einem Konvent landet. Mit ihren roten Haaren und dem alchimistischen Wissen ihrer Vorfahren ist sie als Hexe verschrien.

Beide Frauen tragen die Last ihrer Zeit auf ihren Schulten und wollen ausbrechen aus den fĂŒr sie vorbestimmten Wegen. Der Autorin gelingt es sehr gut, hier entsprechend starke Frauen zu beschreiben und die ihren eigenen Weg gehen wollen. Durch die SprĂŒnge zwischen den zwei ErzĂ€hlebenen baut sich die Spannung kontinuierlich auf. Um so tiefer sich Tilla ins Studium begibt und versucht dem Wrack auf den Grund zu gehen, um so nĂ€her kommen wir Nes und dem dunklen Schatten, der ĂŒber der Insel Strand liegt.

Ich habe mich in beiden Ebenen von Anfang an wohlgefĂŒhlt und bin gedanklich mit den zwei Frauen durch dick und dĂŒnn gegangen. Ich selbst wurde auf der Halbinsel Eiderstedt geboren und kenne somit die Gegend. Als Kind habe ich immer mal wieder etwas von der mystischen Glocke gehört, die weit im Meer zu hören ist. Was es damit auf sich hat, kannst du am besten selbst erleben. Bei dem Wrack musste ich an eine Reihe von Hölzern denken, die vor gut zwanzig Jahren auf mal in Westerhever am Strand sichtbar wurden. Mein Vater kam von einer Fahrradtour wieder und berichtete, dass der Sand langsam aber sicher wohl letzte Reste von einem Holzschiff freilegen wĂŒrde. Auf den Fotos konnte man die GrĂ¶ĂŸe des Bootes erahnen.

Mit diesem Hintergrund habe ich mich noch mehr in die Geschichte vertieft und konnte gar nicht genug davon bekommen. Und irgendwie habe ich mich mit Nes Dorn sofort verbunden gefĂŒhlt, auch wenn sie in einer ganz anderen Zeitebene zu Hause war. Aber irgendwie verbinden rote Haare nach wie vor. Ich muss beim Lesen immer wieder schmunzeln, wenn die Protagonistinnen rote Haare haben. Außerdem war ich von der Alchemie fasziniert. Als pharmazeutisch technische Assistentin ist mir das nicht wirklich unbekannt und so habe ich mich an meine Ausbildung erinnert, in der unsere Gesetzeskunde Lehrerin uns erzĂ€hlt hat, was man mit der Alchemie unserer Vorfahren lieber nicht machen sollte.

Hast du nun Lust bekommen auf einen Ausflug an die Nordsee, besser gesagt in die nordfriesische Inselwelt? Dann schnappe dir: Das Echo der Gezeiten von Rebekka Frank und freue dich auf zwei spannende Abenteuer, die sehr schön miteinander verwoben sind. Erlebe Tilla in den 50er und 60er Jahren und begleite sie bei ihren ersten TauchgĂ€ngen in der Nordsee. DarĂŒber hinaus kannst du Nes auf ihrem steinigen Weg begleiten, der sie zu einer starken jungen Frau werden lĂ€sst. Freue dich auf zwei spannende Zeitebenen, die sich mit jedem Wechsel weiter aufeinander zu bewegen und ĂŒberlege beim Lesen selbst, wie es wohl zueinander passen könnte. Ich habe den Roman einfach nur verschlungen und auch wenn er absolut fiktiv ist, kommt er sehr authentisch daher. Ich konnte die Personen und Begebenheiten förmlich vor mir sehen und hĂ€tte zu gerne mit meinem Vater ĂŒber das Buch gesprochen. In diesem Sinne gibt es von mir eine ganz klare Leseempfehlung und falls du lieber Geschichten vorgelesen bekommst, es ist auch als Hörbuch im Handel erhĂ€ltlich.


Gesamtbewertung: 5/5
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Klappentext

Das Echo der Gezeiten

Historische-Romane von Rebekka Frank
Cover: Das Echo der Gezeiten Die wilde Schönheit der NordseekĂŒste, ein geheimnisvolles Schiffswrack und zwei Frauen, verbunden durch das Meer
St. Peter, 1955: Tillas Welt ist das Meer. Sie will nicht heiraten, sondern tauchen. Nicht eingeengt werden, sondern die Freiheit der Wellen spĂŒren. Dabei entdeckt sie in der Tiefe der Nordsee ein altes Schiffswrack, von dem sich die Fischer seit Generationen Legenden erzĂ€hlen. In Tilla wĂ€chst der unbĂ€ndige Wunsch, seine Geheimnisse zu lĂŒften.
Auf einer Nordseeinsel, 1633: Die junge Nes sucht mit ihrer Mutter in einem Beginenkonvent Zuflucht vor ihrer Vergangenheit. Doch bald wenden sich die Inselbewohner gegen die Frauen und gefÀhrliche Anschuldigungen machen die Runde. Zeitgleich taucht am Horizont ein geheimnisvolles Schiff auf, das Rettung oder Verderben bedeuten könnte ...
»Wie der Sog des Meeres zieht einen dieses Buch in seinen Bann – bis man staunend vor dem Ende steht wie vor einem gehobenen Schatz.« Miriam Georg, Bestsellerautorin von »Elbleuchten« und »Das Tor zur Welt«

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