Kerstins Kartenwerkstatt

WindstÀrke 17

11.07.2024 - 11:51 Uhr
Cover: WindstÀrke 17

Das Cover hat mich sofort magisch angezogen. Ich kann gar nicht genau sagen, ob es einfach der Titel: WindstĂ€rke 17 war oder doch das malerische Bild. Zu sehen ist ein Strandabschnitt, und wenn man genauer hinsieht, kann man zwei Personen mit einem langen Schattenwurf bzw. mit Spuren im Sand erkennen. Die Wellen schlagen mit weißer Gischt an den Strand. Seitlich ist etwas unförmiges dunkles zu sehen. Es könnte auf Windhosen passend zum Titel hindeuten, aber egal was es ist, in Summe ist es ein wunderschönes Cover.

WindstĂ€rke 17 von Caroline Wahl erschien im Dumont Buchverlag. Das Hörbuch wurde von Maximiliane HĂ€cke eingelesen. Es ist das zweite Buch der Autorin, die mit 22 Bahnen im vergangenen Jahr einen fulminanten DebĂŒtroman herausgebracht hat. Die beiden BĂŒcher haben zwei Schwestern als Protagonisten. WĂ€hrend ich in „22 Bahnen“ Tilda kennenlernen durfte, mache ich nun einen gedanklichen Zeitsprung und darf ihre kleine Schwester Ida in einem Ă€hnlichen Alter kennenlernen. Beide BĂŒcher können unabhĂ€ngig voneinander gelesen werden. Wobei es in der ErzĂ€hlung immer mal wieder kurze Verweise auf Begebenheiten aus dem ersten Roman gibt. FĂŒr das VerstĂ€ndnis werden diese aber ausreichend geklĂ€rt, so dass man getrost auch „WindstĂ€rke 17“ als erstes Buch von Caroline Wahl lesen kann.

Im vorliegendem Hörbuch ist Ida die Protagonisten, sie fungiert als Ich-ErzĂ€hlerin. Damit bin ich als Hörer ganz dicht an der Geschichte dran und kann mich gar nicht von ihrer GefĂŒhlswelt lösen. Durch die Sprecherin Maximiliane HĂ€cke bekommt Ida eine ganz eigene Stimme, die dafĂŒr sorgte, dass ich gar nicht aufhören konnte. Und so habe ich das Hörbuch in zwei Etappen ĂŒber zwei Tage gehört.

Mich hat Idas Geschichte vom ersten Moment an gepackt. Mit großen Erwartungen bin ich in die Geschichte gestartet, denn das erste Buch von Caroline Wahl hatte mich so sehr geflasht, dass es schon Anfang des Jahres auf meiner Top Ten fĂŒr 2023 gelandet war. Ich will dich jetzt gar nicht lange auf die Folter spannen, auch WindstĂ€rke 17 wird sich wohl in meiner Top Ten fĂŒr 2024 einen Platz suchen. Wobei meine Top Ten dieses Jahr durchaus mehr BĂŒcher enthalten könnte, da so viele großartige BĂŒcher in diesem Jahr einen Weg zu mir finden.

Aber nun zurĂŒck zum Buch und noch ein wenig zur Geschichte. Ida ist Anfang zwanzig und plötzlich ganz und gar auf sich gestellt. Ihre Mutter ist kĂŒrzlich verstorben und nun steht sie da, mit einem alten Koffer und weiß nicht so recht, ob sie in der Wohnung bleiben möchte. Kurz entschlossen setzt sie sich in einen Zug, der sie schlussendlich nach RĂŒgen bringt. Das Ziel ist willkĂŒrlich gewĂ€hlt und so kommt sie ganz ohne Plan auf der Insel an. Dort trifft sie auf den Kneipenbesitzer Knut und seine Frau Marianne, die ihrem Leben scheinbar eine neue Wendung geben. WĂ€re da nicht noch Leif, der ihr Herz höher schlagen lĂ€sst.

Wie oben erwĂ€hnt, war mir Ida nicht unbekannt und so habe ich mich gefreut, sie wiederzutreffen. Einen Moment musste ich bei dem enormen Zeitsprung von 22 Bahnen zu WindstĂ€rke 17 schlucken, doch irgendwie war es auch total schön. Denn so durfte ich ja auch Tilda mit dem gleichen Zeitsprung erneut begegnen in kĂŒrzester Zeit. Schon cool, innerhalb eines Jahres um ca. zehn Jahre zu altern. FĂŒr mich ist das vollkommen okay, schließlich handelt eine Geschichte ja auch nicht nur von dem Zeitraum, in dem ich ein Buch lesen kann, sondern berichtet zum Teil ĂŒber einen oder sogar mehrere Jahre. So fand ich es einfach schön, Ida als Erwachsene zu begegnen.

Von Beginn an habe ich mich wieder ĂŒber den Satzbau gefreut. Ich hab mich quasi wie zu Hause gefĂŒhlt und fand es einfach schön, den Zeilen zu lauschen. Die kurzen Dialoge von Ida mit ihren Mitmenschen haben mich ganz und gar abgeholt. Ich mag kurze und prĂ€gnante SĂ€tze. Man muss ja nicht immer um den heißen Brei herum reden. Und diesmal gab es eine weibliche Bezugsperson, die ich ins Herz schließen konnte. Folgende zwei Anmerkungen von Ida ĂŒber Marianne lassen dich vermutlich zu dem gleichen Schluss kommen.

„Marianne stellt nur Fragen, die ich beantworten kann.“ und „Marianne stellt gute Fragen.“
An dieser Stelle musste ich etwas schmunzeln und habe laut vor mich hin „Ja“ gesagt. Denn Ida hatte mit ihrer Feststellung so recht. Ich selbst kam zu derselben Erkenntnis. WĂ€hrend des Hörens habe ich die ganze Zeit ĂŒberlegt, wie wohl der Titel des Buches zustande kam, denn beim ersten Buch kam die ErklĂ€rung sehr schnell. Auch wenn ich hier etwas warten musste, lieferte mir Ida die ErlĂ€uterung dazu. Eine google Suche hĂ€tte mir vermutlich vorher die Erkenntnis geliefert, doch wollte ich der Geschichte nichts vorwegnehmen. Anschließend habe ich dann kurz im Internet recherchiert, was es mit WindstĂ€rke 17 auf sich hat. Ich selbst kann mich gut an Orkanböen am Meer erinnern und wie die Wellen bei uns an den Deich schlugen. Alles andere an Windhosen und Co kenne ich nur aus ErzĂ€hlungen bzw. durch die Nachwirkungen, die an Land nach einem Wirbelsturm zurĂŒckbleiben.

Hast du Lust auf die Geschichte von einer verwaisten Studentin auf der Suche nach dem eigenen Sinn des Lebens? Dann wirst du hier eine mutige Protagonistin finden, die nach dem Auffinden der toten Mutter versucht alle BrĂŒcken hinter sich abzureißen. Dabei lassen sich bei Ida durchaus autistische ZĂŒge erkennen, die sie mir noch viel liebenswerter machten. Witzig fand ich die Routine beim FrĂŒhstĂŒck mit den Aufbackbrötchen. Ich selbst sehe mich da auch, immer die gleiche Anzahl an Brötchen warmzumachen, jeden beliegen Tag. FĂŒr mich war es eine wunderbare Geschichte, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Mit Freude habe ich der Stimme von Maximiliane HĂ€cke gelauscht und die ganze Zeit gehofft, dass Ida ihr GlĂŒck findet und auch in ihrem Studium weiter kommt. Wie es tatsĂ€chlich endet und was sie auf dem Weg dorthin erlebt, musst du selbst herausfinden. Ich kann dir nur verraten, dass fĂŒr mich das zweite Buch dem DebĂŒtroman in nichts nach steht und ich das Buch sehr, sehr gerne weiter empfehle.


Gesamtbewertung: 5/5
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Klappentext

WindstÀrke 17

Roman von Caroline Wahl
Cover: WindstĂ€rke 17 Ida hat nichts bei sich außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook, als sie ihr Zuhause verlĂ€sst. Es ist wahrscheinlich ein Abschied fĂŒr immer von der Kleinstadt, in der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat. Im Abschiednehmen ist Ida richtig schlecht; sie hat es vor zwei Monaten nicht einmal auf die Beerdigung ihrer Mutter geschafft. Am Bahnhof sucht sie sich den Zug aus, der am weitesten wegfĂ€hrt – auf keinen Fall will sie zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg –, und landet auf RĂŒgen. Ohne Plan, nur mit einem großen Klumpen aus Wut, Trauer und Schuld im Bauch, streift sie ĂŒber die Ostseeinsel. Und trifft schließlich auf Knut, den örtlichen Kneipenbesitzer, und seine Frau Marianne, die Ida kurzerhand bei sich aufnehmen. Zu dritt frĂŒhstĂŒcken sie jeden Morgen Aufbackbrötchen, den Tag verbringt Ida dann mit Marianne, sie walken gemeinsam durch den Wald oder spielen Skip-Bo, abends arbeitet Ida mit Knut in der »Robbe«. Und sie lernt Leif kennen, der Ă€hnlich versehrt ist wie sie. Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, ertrĂ€glicher in Idas Leben. Bis ihre Welt kurz darauf wieder aus den Angeln gehoben wird.
Nach ihrem gefeierten DebĂŒt â€ș22 Bahnenâ€č erzĂ€hlt Caroline Wahl in ihrem unverwechselbaren Sound nun, wie Ida es mit dem Leben aufnimmt. Ein aufwĂŒhlender, intensiver und dabei ungemein tröstlicher Roman ĂŒber Töchter, Schwestern und MĂŒtter, ĂŒber vermeintliche Schuld und das Verzeihen – sich selbst und den anderen.

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