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Eine Frage der Chemie

12.07.2024 - 16:01 Uhr
Cover: Eine Frage der Chemie

»Im Raum wurde es still. Es war die Art, wie sie widersprach – ohne Verlegenheit, ohne Melodram –, als würde sie das letzte Wort haben, als wüsste sie, dass sie am Ende gewinnen würde. Das war genau die Haltung, über die sich ihre Kollegen beschwert hatten.«

– Eine Frage der Chemie, S.142-143

Eine Frage der Chemie | Bonnie Garmus | aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann | März 2022 | Piper Verlag | 464 Seiten

Eigentlich würden ja noch genügend ungelesene Bücher auf meinem Bücherstapel schlummern. Aber wie das manchmal so ist, kann man an einigen Exemplaren einfach nicht vorbei gehen. Auf Instagram entdeckt, auf BookBeat Probe gehört und dann war klar, dieses Buch möchte ich auch in meinem Regal stehen haben.
Und so kam es, dass ich abwechselnd ein, zwei Kapitel gehört und gelesen habe und dadurch nur so durch die Seiten geflogen bin.

Kurz zum Inhalt

Es sind die 60er Jahre in den USA, eine Zeit in der Frauen Hemdblusenkleider tragen, sich mit den neusten Frisurentrends beschäftigen und Gartenvereinen beitreten. Niemand traut ihnen zu, sich für Wissenschaft auch nur zu interessieren, geschweige denn Chemikerin zu werden. Elizabeth Zott ist da anders, sie hat das Auftreten eines Menschen, der weiss, was er kann und möchte und das ist alles andere als Durchschnitt. Ihr Verstand ist messerscharf und das weiss sie auch.
Allerdings hat das Leben seine eigenen Pläne mit Elizabeth und so steht sie dann doch in einer TV-Küche und präsentiert die Show „Essen um sechs“. Allerdings geht sie auch dort ihren eigenen Weg, »denn für sie ist Kochen Chemie – und Chemie bedeutet Veränderung der Zustände!«

Ein perfekt zusammengerührter Roman

Bereits nach den ersten Kapiteln ist klar, dieses Buch wird ein Pageturner. Schon nach wenigen Seiten ist man in der Story drin und erfreut sich ab dem Humor und der Leichtigkeit der Geschichte. Und das obwohl die Themen eigentlich nicht so viele Feel-Good Momente erwarten lassen. Aber irgendwie ist das Buch einfach perfekt zusammengerührt. Eine Frage der Chemie fühlt sich an wie ein Feel-Good Buch, das eigentlich keines ist. Denn Bonnie Garmus packt Themen wie Wissenschaft und Feminismus mit rein, schreibt darüber wie es ist, immer beiseite gedrängt zu werden oder sich seinen Platz in einer männlich dominierten Welt erkämpfen zu müssen. Neben dem grossen Unterhaltungswert bietet dieses Buch also auch spannende und wichtige Perspektiven zu lesen. Und dann gibt es auch noch Halbsieben, Elizabeths Hund, der fast sprechen kann.

»Männer und Frauen sind gleichermassen Menschen. Und als Menschen sind wir Produkte unserer Erziehung, Opfer unseres mangelhaften Bildungssystems und Bestimmer unseres Verhaltens. Kurz gesagt, Frauen Männer unterzuordnen und Männer Frauen überzuordnen ist nicht biologisch: Es ist kulturell.«

– Eine Frage der Chemie, S. 284-285

Geschrieben, um zu gefallen

Eins möchte ich grad einmal klarstellen, ich habe dieses Buch geliebt und auch schon ganz oft weiterempfohlen. Und es ist auch nichts verkehrt daran, ein Buch zu schreiben, dass den Leserinnen und Lesern gefallen soll. Nur hatte ich hier stark den Eindruck, dass das ganze Buch perfekt durchkomponiert wurde und die Charaktere so erschaffen wurden, dass man gar nicht anders kann, als sie zu mögen. Elizabeth Zott ist genau jene Vorkämpferin für Emanzipation und Selbstbestimmung, die wir uns zur damaligen Zeit gewünscht hätten. Zudem sind auch Freud und Leid perfekt aufeinander abgestimmt, nicht zu viel und nicht zu wenig, nur genau so viel von beidem, dass es realistisch bleibt. Und seien wir ehrlich, das funktioniert. Das Buch hat Witz und Leichtigkeit, die Lektüre macht Spass und vermittelt wichtige Themen und Perspektiven ohne belehrend zu sein.
Einziger Wermutstropfen war für mich dieses mega Happy happy End. Für meinen Geschmack ein wenig too much und für die Geschichte unnötig. Es würde viel besser zu einem dieser Hollywood Blockbuster passen. Wobei ich mir Eine Frage der Chemie echt gut als Kinofilm vorstellen könnte, der würde bestimmt ein Kassenschlager.

Fazit

Eine Frage der Chemie ist ein toller Roman, voller Witz, Charme und Leichtigkeit erzählt Bonnie Garmus von wichtigen Themen und bringt spannende Perspektiven ein. Ihre Protagonisten brechen mit den gewohnten Rollenbildern und kämpfen für mehr Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Die Geschichte lässt sich toll und süffig lesen, wenn ich auch das Gefühl nicht abschütteln konnte, dass die Charaktere und alles drum und dran geschrieben wurde, um zu gefallen. Und zwar einem möglichst breitem Publikum.
Nichts desto trotz kann ich euch die Geschichte wärmstens empfehlen, weil sie einfach Unterhaltung vom Feinsten ist.


Gesamtbewertung: 5/5
Cover: 5/5
Handlung: 4/5
Spannung: 4/5
Blogger: Daniela | read eat live

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Klappentext

Eine Frage der Chemie

Roman von Bonnie Garmus
Cover: Eine Frage der Chemie

»Jetzt wird es Zeit für ein enthusiastisches Lob: Dieser Debütroman vereinigt Tiefgang mit Witz! Ein großer, kluger literarischer Spaß – und ein anrührender Familienroman.« Denis Scheck

»So einen unterhaltsamen und zugleich blitzgescheiten Roman habe ich schon lange nicht mehr gelesen!« Kölner Stadt-Anzeiger 

»Klug, charmant und warmherzig. Eine wunderbare Protagonistin, das Thema Emanzipation und Selbstbestimmung, tragische Entwicklungen und ein wirklich mitreißender Plot.« BuchMarkt Online

Elizabeth Zott ist eine Frau mit dem unverkennbaren Auftreten eines Menschen, der nicht durchschnittlich ist und es nie sein wird. Doch es ist 1961, und die Frauen tragen Hemdblusenkleider und treten Gartenvereinen bei. Niemand traut ihnen zu, Chemikerin zu werden. Außer Calvin Evans, dem einsamen, brillanten Nobelpreiskandidaten, der sich ausgerechnet in Elizabeths Verstand verliebt. Aber auch 1961 geht das Leben eigene Wege. Und so findet sich eine alleinerziehende Elizabeth Zott bald in der TV-Show »Essen um sechs« wieder. Doch für sie ist Kochen Chemie. Und Chemie bedeutet Veränderung der Zustände ...

Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, dem Übersetzerduo von Delia Owens' „Der Gesang der Flusskrebse“

»In Elizabeth Zott verliebt man sich total. Sie ist so toll und natürlich dargestellt, dass ich sie sogar gegoogelt habe: Die muss es doch wirklich geben, habe ich gedacht! Lange habe ich nicht ein so unterhaltendes, witziges und kluges Buch gelesen wie dieses.« Elke Heidenreich

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