In der Heimat ihres Mannes, wo auch seine Eltern lebten, ein kleiner Ort an der Stadtgrenze von Catania, hatten sie einen kleinen, aufblühenden Weinhandel geründeten. Darin hatte sie sich zuletzt intensive Kenntnisse angeeignet, das hatte sie drüben, auf dem Festland, erlernt – aber dann die Katastrophe: Ihr Mann Sebastiano verunglückt tödlich – sein Auto war ohne später erkennbaren Grund von gerader Straße abgekommen, gegen einen Brückenpfeiler gerast.
Von einer Sekunde zur anderen war Elisabetta bis auf die Hilfe der Schwiegereltern auf sich allein gestellt, war mit einem Schlag Witwe und alleinerziehende Mutter, die sich für ihren Sohn verzehrte.
Für Milos schüttelte sie sich den Schock ab, für seine Zukunft stemmte sie sich gegen das Dunkel der Trauer und Verzweiflung, stürzte sich in ihre Arbeit. Jetzt sollte, nein, jetzt musste der Weinhandel ein Erfolgsprojekt werden. Dafür galt es, das zunächst lokale Vertriebsnetz auszubauen und Kooperationspartner zu finden.
Auch im Veneto. Darum fliegt sie eines Tages nach Venedig. Hätte sie nur eine winzige Ahnung gehabt, welche Schock- und Schicksalswellen sie aus der Lagunenstadt heraus auf eine traumatische Odyssee bis nach Neapel spülen würde – sie hätte das Flugzeug in Catania nie betreten.
Aber sie ahnte nichts. Nichts von dem Unbekannten, der immer wieder in entscheidenden Momenten ihren Weg kreuzte. Nichts von ihren Brüdern, den letzten Mitglieder ihrer kalabrischen Familie, die auf einmal drohend in Mailand auftauchten. Und vor allem nichts von dem Leid ihres kleinen Sohnes Milo, der plötzlich verschwunden war. Nein, garnichts war mehr gut …
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Veröffentlichung: | 28.10.2024 |
Art des Mediums | Buch |
Preis DE | EUR 22.00 |
ISBN-13 | 978-3-866-38436-1 |
ISBN-10 | 386638436X |
Uwe Krist, gebürtiger Wiesbadener, studierte nach seinem Abitur Archäologie und Kunstgeschichte in Münster und Neapel. Dann folgten in Hamburg journalistische Stationen, unter anderem als Ressortleiter bei WELT am SONNTAG und Manager Magazin, bis er zum Fernsehen wechselte, wo er zuletzt als Chef vom Dienst wirkte. Er drehte weltweit Reportagen und Dokumentationen – mehr als 40 allein über Italien – und war für einige Jahre als Korrespondent in Kalabrien.
Heute arbeitet er als TV-Produzent und Autor in Berlin, aber seine Italienliebe ist ungebrochen. Er verbringt, wenn es möglich ist, den Sommer auf seiner »Terrasse mit Bett« hoch über Sorrent mit Blick übers Thyrrenische Meer und pendelt zwischen Capri, der Amalfitana, dem Vesuv und Neapel.