
Buch Wien 2025
Ein literarisches Großereignis in der österreichischen Hauptstadt
Überblick & Bedeutung
Die Buch Wien, das alljährliche internationale Literaturfestival und die Buchmesse in Wien, ist längst mehr als nur ein Treffpunkt für Verlage und Leser:innen: Sie ist ein kulturelles Statement. 2025 fand die Messe vom 12. bis 16. November in den Hallen D + C der Messe Wien statt.
Mit über 500 Ausstellern aus rund zehn Ländern präsentierte sich die „Buch Wien“ in diesem Jahr in beeindruckender Breite: Belletristik, Sachbücher, Kinder- und Jugendliteratur, Comics, Hörbücher, wissenschaftliche Publikationen und Antiquariat – das gesamte Spektrum des literarischen Lebens war vertreten.
Wachstum & Erweiterung
Ein herausragendes Merkmal der „Buch Wien“ 2025 war ihr Wachstum. Im Vergleich zu früheren Jahren wurden 5.000 zusätzliche Quadratmeter im Messegelände hinzugefügt – konkret wurde Halle C neu einbezogen.
Dieser Flächenzuwachs machte Platz für drei neue Bühnen und über 100 zusätzliche Programmpunkte. Das Programm umfasste insgesamt 516 Bühnenveranstaltungen mit 660 Mitwirkenden – eine gewaltige Zahl, glänzend in Vielfalt und Tiefe.
Programm & Schwerpunkte
Literatur trifft Wissenschaft: Die Science Lounge
Ein besonders spannender Teil der Messe war die sogenannte Science Lounge. Auf einer Fläche von 360 m² in Halle D wurde Wissenschaft erlebbar gemacht: Besucher:innen konnten im Walk-In-Format Vorträge hören, Workshops besuchen und mit Expert:innen diskutieren.
Das Motto lautete „Gemeinsam gegen Wissenschaftsskepsis“ – ein Ziel, das heute wichtiger kaum sein könnte. Institutionen, Wissensverlage und Forschungseinrichtungen nutzten die Möglichkeit, ihre Themen einem breiten Publikum nahezubringen.
Kinder, Jugendliche & New-Adult
Neben wissenschaftlichen Themen war klar: Die nächste Generation soll nicht zu kurz kommen. In der neu hinzukommenden Halle C lag der Fokus stark auf Kinder- und Jugendbuch, New-Adult-Literatur, Romance, „BookTok“-Trends und verwandten Szenarien.
Das Angebot richtete sich an Familien genauso wie an junge Erwachsene: Lesungen, Workshops, Podiumsgespräche – ein buntes Potpourri, das zeigte, wie Literatur soziale Räume öffnet.
Internationale Stimmen & Minderheitenliteratur
Ein weiterer programmatischer Schwerpunkt war die Sichtbarkeit von Minderheiten und literarischen Stimmen aus Mittel- und Osteuropa. Laut dem Programm der Österreichisch-Rumänischen Gesellschaft gab es unter anderem Gespräche über die Donauschwaben, Roma und andere Minderheiten entlang der Donau.
Beispielsweise diskutierten Autor:innen wie Olivia Schubert, Renata Trischler und Thomas Șindilariu über ihre Erfahrungen und kulturelle Identitäten. Die Bühne bot Raum für sehr persönliche Geschichten – ein wichtiges Signal für kulturelle Vielfalt.
Darüber hinaus war auch die Slowenische Buchagentur mit einem eigenen Stand vertreten (Stand A26), in Kooperation mit TRADUKI. Im Programm fanden sich Gespräche wie „Between Languages“, bei denen etwa Tamara Štajner und Ana Marwan über das Schreiben in nicht-muttersprachlichen Sprachen reflektierten.
Wienbibliothek & Digitaler Humanismus
Ein Highlight für Literatur- und Wissensinteressierte war der Stand der Wienbibliothek im Rathaus (Stand D17). Dort wurden Hauspublikationen vorgestellt und es gab Signierstunden, darunter mit Hannes Werthner und seinem Buch Digitaler Humanismus. Über Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.
Publikum & Besonderheiten
Die „Buch Wien“ ist – trotz ihrer Größe – kein rein professionelles Branchentreffen: Sie ist stark öffentlich orientiert und als Lese- und Diskursfestival konzipiert.
Kinder bis 14 Jahre hatten freien Eintritt – ein wichtiges Statement zur Förderung des literarischen Nachwuchses. Für Studierende gab es am Donnerstag (dem sogenannten „Uni-Donnerstag“) spezielle Ticketpreise.
Die Messezeiten waren gestreckt über fünf Tage:
- Mittwoch, 12. November: 16:30–21:30 Uhr
- Donnerstag & Freitag: 09:00–18:00 Uhr
- Samstag: 10:00–18:00 Uhr
- Sonntag: 10:00–17:00 Uhr
Auftakt & Eröffnung
Die Buch Wien 2025 begann mit der traditionellen „Langen Nacht der Bücher“ – einem festen Ritual, das den Übergang von Messe zu Festival markiert.
Als Eröffnungs-Rednerin war Shila Behjat geladen. Sie ist Journalistin, Moderatoren-Persönlichkeit und hat u. a. über Gleichberechtigung in der EU berichtet. Ihr Auftritt setzte einen selbstbewussten Ton für das, was folgen sollte: eine Messe, die nicht nur liest, sondern auch reflektiert und hinterfragt.
Publikumstraffik & Interesse
2024 hatte die Buch Wien bereits einen Besucherrekord mit rund 65.000 Gästen erreicht. The International Für 2025 war mit dem Ausbau der Hallen, zusätzlichen Bühnen und dem erweiterten Programm klar, dass man nicht nur wachsen, sondern vor allem noch mehr Menschen ansprechen wollte.
Bedeutung für die Branche
Für Verlage – ob groß, klein, wissenschaftlich oder antiquarisch – ist die „Buch Wien“ eine extrem wertvolle Plattform: neue Titel, Networking, Sichtbarkeit bei Leser:innen und Medien. Gleichzeitig ist sie ein Ort des inhaltlichen Austauschs, an dem Literatur nicht nur konsumiert, sondern diskutiert wird.
Für Autor:innen bietet sie eine Bühne, nicht nur für Signierstunden, sondern auch für tiefergehende Gespräche und Diskussionen. Der internationale Aspekt – durch Beiträge aus Osteuropa, Wissenschaft und Minderheitenkulturen – macht die Messe zu einem wichtigen Brückenkopf.
Kritische Anmerkungen & Herausforderungen
Trotz all des Glanzes gibt es auch immer Herausforderungen:
- Balancieren von Messe und Festival: Wenn eine Buchmesse gleichzeitig Festival sein soll, ist es schwer, alle Zielgruppen gleich gut zu bedienen – die einen wollen signierte Taschenbücher, die anderen intensive Diskussionen.
- Wissenschaftliche Vermittlung: Die Science Lounge ist ein starker Impuls, aber kann ein solches Format dauerhaft niederschwellig genug sein, um auch wirklich breites Publikum zu erreichen?
- Vielfalt vs. Überforderung: Über 500 Aussteller, hunderte Veranstaltungen – das Programm könnte für Besucher:innen schlicht überwältigend sein. Die Herausforderung liegt darin, Orientierung zu bieten, ohne das kreative Durcheinander zu zerstören.
Fazit & Ausblick
Die „Buch Wien“ 2025 war in vielerlei Hinsicht ein Meilenstein:
- Sie hat sich räumlich erweitert, das Programm differenziert und neue Zielgruppen angesprochen.
- Die Kombination aus Buchmesse und Lesefestival macht sie zu einem lebendigen Raum für Literatur, Wissen, Austausch und kulturelle Vielfalt.
- Mit der Science Lounge sowie der stärkeren Präsenz internationaler Stimmen (z. B. Minderheitenliteratur) ging die Veranstaltung über traditionelle Buchmesseformate hinaus.
Wenn man auf das nächste Jahr blickt, könnte die „Buch Wien“ eine noch wichtigere Rolle in der literarischen Landschaft Mitteleuropas einnehmen – als Treffpunkt von Kreativität, Debatte und Wissensvermittlung. Für Autor:innen, Verlage, Leser:innen und Kulturinteressierte gleichermaßen bleibt sie eine unverzichtbare Bühne.
Der nächste Termin der „Buch Wien“ steht auch schon fest. Vom 25.-29. November 2026 kannst du dabei sein. Die Ticketpreise werden auch nächstes Jahr zwischen 19 und 24 Euro liegen.









