Zuhause unter deinem Himmel

Das Cover wirkt auf den ersten Blick sehr dunkel und düster. Einzig die zwei Personen im Vordergrund heben sich durch ihre helle Kleidung vom dunklen Berg ab. Über dem Gipfel kann man einen Sternenhimmel sehen, der sehr gut zu der zärtlichen Geste der Figuren passt.

Zuhause unter deinem Himmel von Jessica Koch erschien im Tinte und Feder Verlag. Die Geschichte dreht sich um Maya, die in ihrem Leben als Tochter und Gastgeberin gefangen ist. Ihr Bedürfnis, es allen recht zu machen, lässt ihre eigenen Wünsche in den Hintergrund treten. Erst als Nick in ihr Leben auftaucht, scheint sich ein neues Fenster zu öffnen. Seine Lebensweise ist so ganz anders, als die ihre bekannte. Doch kann Maya den Schritt aus ihrer gewohnten Umgebung heraus wagen?

Maya Winter ist die Ich-Erzählerin der Geschichte, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Mit ihren 20 Jahren steht sie am Anfang ihres Lebens, doch wird schnell klar, dass sie schon ein gewisses Päckchen zu tragen hat, was erst nach und nach so richtig ans Tageslicht kommt. Die Grundthematik, die über allem schwebt, wird schnell klar und zeigt sich im folgenden Zitat sehr gut.

„Weil meine Eltern nur das Beste für mich wollen. Das ist die Antwort auf alles.“

Aber ist das wirklich die Antwort auf alles? Kann man damit jede Einschränkung und Bevormundung wirklich entschuldigen? Zu gerne hätte ich Maya direkt an die Hand genommen und ihr erzählt, dass sie sich nicht ausbeuten lassen sollte. Doch bin ich als Leser auf dem Beobachtungsposten gefangen und muss tatenlos zusehen, was passiert.

„Ich habe plötzlich das Bedürfnis, ganz laut zu schreien. Aber ich tue es nicht. Ich tue es nie. Stattdessen lächle ich meine Mutter freundlich an und folge Sven ins Gästebad.“

Auch diese Szene zeigt sehr schön das gespaltene Verhältnis zur Mutter und wie sehr Maya darin gefangen ist. Kann sie den Mut finden, sich eine gewisse Freiheit zu erschaffen, die es ihr ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Stecke am besten selbst die Nase in das Buch und lausche der Erzählung von Maya. Sie lässt dich immer wieder kurz innehalten und das Gelesene mit deinem eigenen Leben vergleichen.

„All meine schlechten Erfahrungen habe ich mit den Menschen gemacht und nicht mit der Nacht. Sie ist friedlich und sanft, legt sich schützend um mich wie ein warmer und gemütlicher Wintermantel.“

Mit dem Satz bekommt man ein Gefühl dafür, warum das Cover die Nacht abgebildet hat. Weil es eine Zeit ist, in der Maya keine Angst hat, sondern sich einfach nur geborgen fühlt.

An dieser Stelle möchte ich dir noch kurz etwas zu Nick verraten, der ein ganz anderes Leben als Maya führt und den ich nur aus Mayas Augen kennenlernen darf. Durch die gewählte Erzählperspektive kann ich nicht in sein Inneres schauen, sondern muss genau auf seine Worte und Gesten achten. Und so darf ich ganz unvoreingenommen zusammen mit Maya seine Lebensumgebung in den Bergen kennenlernen. Dabei musste ich unweigerlich an meine Tante denken. Sie lebte lange Zeit in einer Kommune, was ich als Kind absolut abenteuerlich fand. Bei jedem Besuch war ich fasziniert von der Lebensweise und den ganzen Menschen, die dort auf dem Hof lebten und zusammen den Garten und mehr bewirtschafteten. Mache dir beim Lesen am besten selbst ein Bild von Nicks Lebensweise.

Hast du deinen Weg im Leben gefunden? Magst du Romane zum Thema Selbstfindung, Mut und Freiheit? Dann bist du hier genau richtig. Zuhause unter deinem Himmel von Jessica Koch lässt dich eintauchen in eine ganz besondere Geschichte. Der Autorin ist es wiederholt gelungen, mich sofort zu fesseln. Die Geschichte zeigt sehr schön, wie sehr man sich von seinen Eltern beeinflussen lassen kann. Aber genauso wie wichtig es ist, seinen eigenen Weg im Leben zu finden. Mit Maya und Nick treffen hier zwei ganz verschiedene Lebensweisen aufeinander und zeigen dabei, dass auch in unserer strukturierten und zivilisierten Welt vieles möglich ist, was auf den ersten Blick nicht erkennbar ist. Ich habe mich von den leisen Tönen einfach verzaubern lassen und es genossen beim Lesen einfach mal über meinen eigenen Tellerrand zu gucken. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung für alle, die Liebesromane mit Tiefgang mögen, die einen so schnell nicht wieder loslassen.