Das Mädchen, das in der Metro las von Cristine Fèret-Fleury
Inhaltsangabe:
Wie jeden Tag sitzt auch dieses Mal Juliette wieder in der Metro, Linie 6, die sie direkt zur Arbeit bringt. Während der kurzen Fahrt schmökert, die junge Pariserin entweder in einem ihrer Bücher, die sie stets in der Handtasche mitführt oder beobachtet die anderen Fahrgäste. Nicht nur sie genießt es, während der Strecke in fremde Welten einzutauchen, sondern auch die Dame neben ihr, die pünktlich auf Seite 247 ihrer jeweiligen Liebesromane feuchte Augen bekommt. Selbst der ältere Herr mit grünem Hut, der jeden Morgen in Bercy zusteigt und exakt nach 17 Minuten die Metro wieder verlässt, vertieft sich regelmäßig in sein Insekten- und Pflanzenbuch.
Doch an diesem Februarmorgen sehnt sich Juliette nach einer Veränderung. Daher beschließt sie spontan zwei Haltestellen früher auszusteigen, um den restlichen Weg zum Maklerbüro -in dem sie angestellt ist- zu Fuß zurückzulegen. Neugierig durchquert sie dabei sämtliche Straßen und kommt an verschiedenen Schaufenstern vorbei, die sie zuvor noch nie wahrgenommen hat. Ehe sie sich's versieht, befindet sich die Angestellte vor einem riesigen schmiedeeisernen Tor, zwischen dem ein Buch eingeklemmt ist. Inmitten des Tores befindet sich ein großes Emailschild, das auf den Namen des Geschäfts hinweist: "Bücher ohne Grenzen". Sofort fühlt sich die junge Frau von diesem Ort magisch angezogen, öffnet das Tor einen Spalt breit und betritt das Gelände. Sofort kommt ihr ein kleines, aufgewecktes Mädchen entgegen, welches Juliette freundlich begrüßt. Ohne lange Umschweife führt Zaïde die Immobilienmaklerin direkt zu ihrem Vater. Soliman, ein großer schlanker Mann, sitzt versunken in seinem Büro, indem etliche Stapel Bücher dicht aneinander stehen.
Der kränklich aussehende Mann stellt sich Juliette vor und erklärt der Pariserin, dass er Geschichten über alles liebt und er es sich zur Aufgabe gemacht hat, Buchpakete zusammenzustellen, die er anschließend an fremde Menschen verschenkt. Doch es sind nicht irgendwelche Bände, die er abgibt, sondern jede Person bekommt eine auf sich zugeschnittene Ausgabe, die nach dem Lesen deren Leben für immer verändern soll. Unterstützung bekommt Soliman von ehrenamtlichen Boten, die jene Leute eine kurze Zeit vorher beobachten, um so das perfekte Buch für sie zu herzurichten.
Juliette, die von dieser Idee fasziniert ist, sucht am nächsten Tag erneut das Gelände auf und wird spontan ebenfalls als Botin engagiert. Soliman gibt auch ihr einen Stapel dieser besonderen Bücher mit, die sie an ausgewählte Menschen verteilen soll. Plötzlich findet Juliette nicht nur ihre wahre Berufung, sondern auch die langersehnte Veränderung die ihrem tristen Dasein endlich wieder neues Leben verleiht.
Doch dann schlägt das Schicksal mit aller Macht zu und stellt das Leben von Juliette, Soliman und seiner Tochter Zaïde völlig auf den Kopf...
Eigene Meinung:
"Das Mädchen, das in der Metro las" hatte ich schon eine Weile auf meiner Wunschliste. Nachdem ich wieder einmal in einer Buchhandlung war und erneut über diese Lektüre gestolpert bin, habe ich mir diese schlussendlich gekauft. Nicht nur das Cover hat mich angesprochen, sondern auch die kurze Zusammenfassung auf dem Buchrücken. Doch die Geschichte hat einen ganz anderen Verlauf wie eigentlich erwartete. Protagonistin ist zum einen Juliette, die es satthat, dass ihr Leben schon von klein auf vorbestimmt war und sie nun einem langweiligen Job in einem Immobilienbüro nachgehen muss, der sie überhaupt nicht erfüllt.
Spontan beschließt sie an jenem Tag ihren faden und eintönigen Alltag zu ändern, in dem sie zwei Haltestellen früher aussteigt, um zu Fuß durch die Straßen von Paris zur Arbeit zu gelangen. Dieser kleine Schritt soll schon bald weitreichende Folgen für Juliette haben. Denn sie begegnet dabei den weiteren Protagonisten Zaïde und Soliman.
Soliman liebt das geschriebene Wort genauso sehr wie Juliette und glaubt an die Macht, dass jedes Buch das Leben eines Menschen verändern kann.
Die Autorin erzählt zunächst in ruhigen Tönen, allerdings sind die Sätze teilweise sehr lang und verschachtelt, was aber nach anfänglichen Schwierigkeiten für mich nicht weiter tragisch war. Wesentlich störender fand ich es, dass diese wundervolle Grundidee, die unterschiedlichen Protagonisten und die Handlung selbst ganz oberflächlich gehalten wurden. Aufgrund der geringen Seitenzahl lässt die Geschichte kaum Tiefe zu, was bei so einem Roman aber unbedingt notwendig gewesen wäre. Auch gab es ein paar realitätsfremde Passagen, die weder mit den Charakterzügen der Protagonisten noch mit dem echten Leben etwas gemeinsam haben.
Fazit: Wer seinen Platz im Leben finden will, braucht Mut zur Veränderung - selbst wenn es bedeutet, nur zwei Haltestellen früher auszusteigen.
Meine Bewertung: 3,5 von 5 Sternen
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Bloggerin bei LeseHits@printbalance