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Mein Leben mit den Toten - Ein Leichenpräparator erzählt von Alfred Riepertinger

19.08.2024 - 18:04 Uhr
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Inhaltsangabe:
Der Tod kostet uns das Leben. Doch meist liegt es nicht in unserer Hand, wann und vor allem wie wir diese irdische Welt verlassen werden. Nicht jedem ist es vergönnt, friedlich im Beisein der geliebten Familie in den ewigen Schlaf zu fallen. Denn es kommt durchaus vor, dass das Leben eine unvorhergesehene, nahezu tragische Wendung nimmt, wenn zum Beispiel ein Unfall, ein brutales Gewaltverbrechen oder auch verzweifelte Suizide dafür sorgen, dass man frühzeitig verstirbt. Ab diesem Zeitpunkt kommt der Münchner Oberpräparator Alfred Riepertinger ins Spiel. Er hat sein Interesse zum Beruf gemacht und der Beruf ist seine größte Leidenschaft.
Obwohl bei Riepertinger der Tod schon immer eine Rolle gespielt hat und er bereits als Jugendlicher im örtlichen Bestattungsunternehmen sich ein kleines Taschengeld dazu verdiente, war dem inzwischen 64-Jährigen damals nicht klar, wohin ihn seine berufliche Laufbahn führen wird. Daher machte er zunächst eine Ausbildung als Werkzeugmechaniker bei der Firma Rodenstock in München. Doch sein starkes Interesse konzentrierte sich immer wieder auf die Toten. So schlug Alfred Ripertinger's Bruder Sebastian dem Heranwachsenden vor, seinen Zivildienst in der Pathologie im Klinikum Schwabing anzutreten, was dieser schließlich am 02. November 1975 auch tat. Dies war der entscheidende Schlüsselmoment, in dem der heutige Präparator zu dem wurde, was er ist: Eine Koryphäe bei der Wiederherstellung von geschundenen und verstümmelten Leichen, sowie Experte bei der Einbalsamierung und Plastination von Toten. Bereits zahlreiche Prominente wie zum Beispiel der Modeschöpfer Rudolph Moshammer oder der Politiker Franz Josef Strauß lagen auf seinem Tisch und wurden von ihm für die Trauerfeiern präpariert und hergerichtet. Riepertinger scheut keine Mühen, sich stetig fortzubilden und auch selbst Vorträge auf der ganzen Welt zu halten. Unter anderem arbeitete er schon mit Dr. Gunther von Hagens zusammen, dem berühmten Erfinder der Plastination und Aussteller der "Körperwelten", zudem er auch noch ein freundschaftliches Verhältnis pflegt.
Noch bis zum heutigen Tag arbeitet der medizinische Präparator am Institut für Pathologie des Klinikums Schwabing, bei dem er seit über 35 Jahren nicht mehr wegzudenken ist.

Eigene Meinung:
Mortui vivos docent (dt. Die Toten lehren die Lebenden) prangt über den vier Tischen aus Edelstahl im Sektionssaal des Klinikums Schwabing. Die Pathologie, die sich im Haus 32 befindet, ist der Arbeitsplatz des Leichenpräparators Alfred Riepertinger. In seinem Erstlingswerk "Mein Leben mit den Toten - Ein Leichenpräparator erzählt", beschreibt er sein breitgefächertes Aufgabengebiet und Fälle, mit denen er tagtäglich konfrontiert wird. Egal ob auf seinem Tisch ein Selbstmörder liegt, der aus unterschiedlichen Gründen durch einen Sprung in die Tiefe den Freitod wählte oder ein Unfallopfer, welches von einem Auto oder Zug überfahren wird und keine Überlebenschance hatte - alle tragen unverkennbare Spuren auf ihren geschundenen Körpern. Der Münchner Oberpräparator ist ein Experte bei der Wiederherstellung solcher Extremfälle und schafft es gekonnt, die Verstorbenen so herzurichten, dass die trauernden Familienangehörigen sich von ihren Liebsten in Ruhe verabschieden können, ohne dass sie mit dem schrecklichen Anblick und dem Ausmaß ihrer Verletzungen konfrontiert werden.
Dieses Buch ist eine breite Mischung bestehend aus einer Biographie, die bestückt wird mit fachlichen Inhalten, wissenswerten Fakten und interessanten sowie tragischen Fällen, die sich auf wahren Begebenheiten beruhen. Schnell empfindet man als Laie für diese Berufswahl höchste Bewunderung und Anerkennung und stellt gleichzeitig fest, welche Kompetenzen und Anforderungen in diesem Metier sowohl psychisch, fachlich als auch körperlich von einem abverlangt werden. Obwohl einige Passagen integriert sind, die sehr detaillierte Schilderungen aufweisen, empfand ich zu keinem Zeitpunkt weder Abscheu noch Ekel oder Angst, sondern pure Faszination.
Fazit: Eine Lektüre, welche einen buchstäblich mit dem Tod in all seinen Facetten konfrontiert. Obwohl dieses Thema noch immer von den meisten verdrängt wird, wirkte es auf mich trotzdem faszinierend. Riepertinger hat sein Aufgabengebiet sehr pietätvoll und rücksichtsvoll vorgestellt, somit ging die Begeisterung für seinen ungewöhnlichen Beruf auf den Leser über.
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen


Gesamtbewertung: 5/5
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Klappentext

Mein Leben mit den Toten

von Alfred Riepertinger
Cover: Mein Leben mit den Toten Der letzte Zeuge

Jedes Leben endet tödlich. Doch oftmals kommt der Tod sehr plötzlich und auf grausame Weise. Alfred Riepertinger ist spezialisiert darauf, Leichname so wiederherzustellen, dass Angehörige würdig Abschied nehmen können – was besonders wichtig ist, wenn es sich um Unfälle, Suizide oder Opfer schlimmer Verbrechen handelt. Erstmals schildert er seine ungewöhnlichsten Fälle aus der Pathologie und seine berührenden Begegnungen mit den Toten und ihren Angehörigen.

Warum er das getan hat, ist bis heute rätselhaft. Der Junge ging in den Keller, nahm die Schrotflinte seines Großvaters in den Mund und drückte ab. Einige Stunden später lag der Leichnam auf einem Tisch aus Edelstahl – das Gesicht nicht mehr erkennbar, der Schädel zertrümmert. Es war eine aufwendige Rekonstruktion des Gesichts notwendig, denn die Mutter hatte den Wunsch, sich von ihrem Sohn zu verabschieden, sie wollte den Anblick im Keller vergessen können.

Alfred Riepertinger hat als Oberpräparator der Pathologie des Klinikums München-Schwabing täglich mit Toten zu tun. Jetzt erzählt er, warum sein Leben von Anfang an von einem ganz besonderen Umgang mit dem Thema Tod geprägt war – und wie es dazu kam, dass er den Leichnam von Franz-Josef Strauß unter Polizeischutz einbalsamierte.

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