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UMIEN - Spannende Todesfälle, geheimnisvolle Leichname mit einem Präparator auf Spurensuche in alten Grüften von Alfred Rieperti

19.08.2024 - 18:01 Uhr
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Inhaltsangabe:
Alfred Riepertinger arbeitet mittlerweile seit über 40 Jahren als medizinischer Präparator am Institut für Pathologie im Klinikum Schwabing. Sein Aufgabengebiet ist sehr vielseitig und abwechslungsreich, bei dem kein Tag dem anderen gleicht. Riepertinger gilt nicht nur als Spezialist bei der Wiederherstellung bzw. Rekonstruktion von Toten nach einem schweren Unfall oder einer Suizidtat, sondern auch als Experte bei der Einbalsamierung und Plastination von Verstorbenen. Doch die Münchner Koryphäe interessiert sich nebenbei auch für Mumien und einbalsamierte Leichen aus dem Altertum.
Zwar gehören Skelette und Mumien nicht zu dem üblichen Untersuchungsgut einer Pathologie, nichtsdestotrotz treffen bei dem Leichenpräparator die unterschiedlichsten Geschäftsfelder aufeinander, die dies inzwischen möglich machen. Der 64-Jährige beschäftigt sich über Jahrzehnte hinweg mit der Herrichtung und Haltbarmachung von Verstorbenen und ist der erste Ansprechpartner, wenn alte Grüfte restauriert- und die darin befindlichen Toten umgebettet werden müssen, wie beispielsweise die Jordangruft in Dötting.
Für den Münchner gibt es kaum etwas Spannenderes, als einen Sarg aus einer Grabkammer zu bergen und herauszufinden, wer sich hinter den sterblichen Überresten verbirgt und was mit diesen Menschen aus einer längst vergangenen Zeit geschehen ist. Mumien gibt es nicht nur im alten Ägypten, sondern überall auf der Welt, auch in Deutschland. Hin- und wieder kommt es nämlich vor, dass der Tod einer alleinstehenden Person jahrelang unbemerkt bleibt und diese unter gewissen Umständen ausgetrocknet und mumifiziert irgendwann in einer Wohnung oder einem Haus aufgefunden wird. Bei einem passenden Klima, in der die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur stimmig ist, kann ein menschlicher Körper innerhalb kürzester Zeit diese eindrucksvolle Verwandlung durchführen. Nicht nur dieses Phänomen erklärt Riepertinger hervorragend, sondern auch, was es mit dem mysteriösen Fluch des Pharaos und dem gefährlichen Leichengift auf sich hat. Des Weiteren führt er uns in die Kunst der Einbalsamierung ein und zeigt, welche Techniken er selbst anwendet und wie eine Gruftöffnung respektvoll vonstattengeht.
Wer schon immer wissen wollte, wer die schönste Mumie der Welt ist und was es mit der Feuchtmumie Lenin auf sich hat, die sich im Mausoleum am Roten Platz von Moskau befindet, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Zu guter Letzt gewährt der Oberpräparator dem Leser Einblick in die Experimente, die im Klinikum Schwabing durchgeführt werden um das erstaunliche Handwerk der Einbalsamierung von den Ägyptern nachvollziehen zu können.

Eigene Meinung:
"Es gibt kaum etwas Spannenderes, als einen Sarg aus einer Gruft zu bergen und die Geschichten zu lesen, die mir die sterblichen Überreste erzählen." (Zitat: Buch, S. 15)
Alfred Riepertinger hatte es im Laufe seiner beruflichen Karriere schon mit so einigen Toten zu tun, genauer gesagt mit über 30.000 Verstorbenen. Entweder lagen diese auf seinem Edelstahltisch in der Pathologie des Klinikums Schwabing oder in ihren jeweiligen Gräbern bzw. Krypten. Im Mittelpunkt seines aktuellen Buches stehen Mumien und die sterblichen Überreste von Personen aus der Vergangenheit - bevorzugt jene, mit einem geschichtlichen Hintergrund.
Leser, die sich für dieses sehr spannende- jedoch ungewöhnliche Thema interessieren, kommen bei diesem Buch voll auf ihre Kosten. Der Münchner Oberpräparator schreibt über Themen, die direkt aus seinem wahren Berufsleben autobiografisch niedergeschrieben wurden. Er erklärt zum Beispiel, wie eine Mumifizierung abläuft und welche speziellen Umwelteinflüsse gegeben sein müssen, um diesen sehr komplexen Prozess in Gang zu setzen. Dabei berichtet er über traurige Schicksale aus der Gegenwart, bei denen Riepertinger selbst vor Ort die Bergung vornahm, in denen hin- und wieder alleinstehende Personen unbemerkt verstorben sind und erst Jahre später mumifiziert in ihren Wohnungen aufgefunden wurden.
Auch was es mit der schönsten Leiche der Welt -dem kleinen Mädchen Rosalia Lombardo aus Palermo- auf sich hat, sowie mit der Feuchtmumie Lenin in Moskau, beschreibt der Autor in einem sehr fesselnden Stil, sodass ich seine Biografie nahezu wie einen spannenden Roman gelesen habe. Einige Mythen deckt Riepertinger auf und erklärt gleichzeitig die Vorgehensweise diverser Bergungen, die wegen der Restaurierung der Grabstätten durchgeführt werden mussten. Auch schreibt er über vorgenommene Experimente in der Pathologie wie zum Beispiel das Mumienschwein, um die ehrfürchtige Kunst der Ägypter nachvollziehen zu können.
Fazit: Eine wissenswerte Autobiografie über ein Münchner Unikat, welche sich lesen lässt wie ein guter Roman.
Buchzitat S. 15 "Mumien sind sozusagen die Feiertage in meinem Arbeitsleben".
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen


Gesamtbewertung: 5/5
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Klappentext

Mumien

Sachbuch von Alfred / Seul Riepertinger
Cover: Mumien Mumien? Gibt’s nicht nur in Ägypten! Auch heute noch werden Menschen nach ihrem Tod einbalsamiert – und gar nicht so selten trocknet ein Körper aus und wird auf diese Weise zur Mumie.
Der Präparator Alfred Riepertinger ist Mumienkenner und eine Koryphäe auf dem Gebiet der Einbalsamierung. Jetzt berichtet er vom Gänsehautmoment, wenn er einen jahrhundertealten Sarg öffnet: Welche Geheimnisse wird der mumifizierte Leichnam preisgeben, wenn er untersucht wird? Alfred Riepertinger erklärt, wie ein Mensch zur Mumie wird, und schildert, welche Techniken er selbst bei der Einbalsamierung anwendet. Neben fesselnd erzählten Geschichten über berühmte und weniger bekannte Mumien geht er auch Mythen rund um Tod und Verwesung auf den Grund – gibt es beispielsweise so etwas wie Leichengift? Faszinierendes, Verblüffendes und Unerwartetes aus dem Reich der ewig Lebenden!

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