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Gehört Cosplaying zur Literatur?
Auf der Leipziger Buchmesse 2024 waren sie nicht zu übersehen. Und sie blieben nicht in ihren Manga-Hallen, sondern verteilten sich über das gesamte Messegelände. Zahlreiche Figuren aus Mangas, Videospielen, Romanen und Filmen wurden möglichst originalgetreu nachgeahmt. Sie nennen sich Cosplayer (zusammengesetzt aus den englischen Begriffen „Costume“ und „Play“, was so viel wie „Kostümspiel“ bedeutet). Um die Jahrhundertwende entwickelte sich Cosplay zu einem weltweit verbreiteten Hobby, dessen Ursprünge in Japan und den USA liegen. Für Deutschland schwanken die Angaben zwischen 10.000 und 20.000 aktiven Cosplayern, wobei die Fangemeinde um ein Vielfaches größer sein dürfte. In der Szene ist es verpönt, Kostüme von der Stange zu kaufen. Wer anerkannt werden will, schneidert selbst, sucht wochenlang nach passenden Accessoires, um schließlich in einem originellen und einzigartigen Outfit aufzutreten. Die Leipziger Buchmesse ist ein solcher Ort des Auftritts geworden.
Zählt das noch zur Literatur, diskutierte eine kleine Gruppe auf dem Gang, in der Schlange stehend und sichtlich genervt.
Die Antwort dazu ist ein klares ja: Im weitesten Sinne bezeichnet Literatur geschriebenes, das schriftliche Erzählen von Geschichten. Das Mangas Geschichten erzählen, darüber besteht Einigkeit, auch wenn das Bild dominiert. Die Striche stehen für Emotionen, für das, was passiert, und so wird der Text zu einem Konzentrat. Und wie sind die Cosplayer einzuordnen? Sind sie nur Fans, die ihrer Leidenschaft und Begeisterung für ihre Lieblingsfigur nachgehen? Haben sie nur Spaß, sich zu verkleiden und schlüpfen sie in Rollen hinein, um den Alltag zu verlassen? Ja, das ist alles richtig, aber es ist auch mehr: Es ist die visuelle Weiterentwicklung der Charaktere, im besten Fall die Fortsetzung der Geschichte im Kopf. Und genau das ist es, was wir erleben wollen, wenn wir gute Romane lesen.
Die Manga-Comic-Con feierte auf der Messe ihr 10-jähriges Jubiläum und dazu kann, nein muss man gratulieren! Sie bereichert die Literaturszene und macht den Messebesuch zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Kommentare
Thema: Gehört Cosplaying zur Literatur?
![PeterFox](/benutzer/peterfox_58363.webp)
Cosplaying ist Performancekunst, die sich auf literarische Werke bezieht. Nicht mehr. Es ist eine Möglichkeit für Menschen, sich kreativ mit den Charakteren und Geschichten, die sie lieben, auseinanderzusetzen. Dennoch ist das keine Weiterentwicklung der literarischen Ausdrucksformen.
![Brillenleser](/benutzer/brillenleser_64147.webp)
Ich halte Cosplaying für eine kreative Blume der Literatur.
![sherlock holmes](/benutzer/sherlock-holmes_49125.webp)
Meine Tochter ist auch eine Costplayerin. Kaum zu glauben, wie ernsthaft sie das betreibt, um einen authentischen Eindruck der Figur zu vermitteln. Die Stunden am Spiegel will ich gar nicht erst erwähnen. Na ja, für mich ist das eher Karneval auf hohem Verkleidungsniveau.
![Libero](/benutzer/libero_62524.webp)
Ich finde, die Diskussion ist sehr akademisch. Die Leute haben Spaß! Lass sie doch. Auf einer Messe würde mich das überhaupt nicht stören. Im Gegenteil, es ist schön anzusehen. Und bringt Abwechslung.
![Edward Poniewaz](/benutzer/edward-poniewaz_3.webp)
Edward Poniewaz
Kolumnist auf lesehits.deHier gebe ich konstruktives Feedback zu Neuerscheinungen, zum Buchmarkt und zu gesellschaftlichen Themen.