Picasso

Allmen und Herr Weynfeldt

03.05.2024 von Edward Poniewaz

Der eine ist reich, der andere tut so.

Die treuen Leserinnen und Leser von Martin Suter wissen, wer gemeint ist. Und so begleiten wir auf rund 215 Seiten zwei Figuren: Herrn Weynfeldt aus dem Roman »Der letzte Weynfeldt« und »Allmen« aus der gleichnamigen Reihe. Es geht, und nichts anderes war zu erwarten, um geraubte Kunst. Als Weynfeldt bemerkt, dass ihm ein Picasso gestohlen wurde, schaltet er den Kunstdetektiv Allmen ein, den er zufällig in einer Bar kennen und schätzen gelernt hat. Damit beginnt eine Handlung, die sich erwartungsgemäß entwickelt. Ebenso das Setting: kulinarische Beschreibungen, Oliven, die in gepflegten Bars aus Martinigläsern gefischt werden. Dialoge, die an Höflichkeit und Einfühlungsvermögen kaum zu überbieten sind, und Lebensweisheiten wie »Sich reich zu fühlen, heißt sich reich zu verhalten.«

Ein generiertes KI-Bild im Stile von Picasso.
Um es mit Karl Marx abschließend zu sagen, »Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.« Schein und Sein und die Kraft, die es kostet, den Schein aufrechtzuerhalten, ist das große Thema, welches sich wie ein roter Faden durch fast alle Romane von Martin Suter zieht. Kaum ein anderer deutschsprachiger Autor versteht es, dieses Thema so elegant zu behandeln.

In seinem neuen Roman »Allmen und Herr Weynfeldt« plätschert jedoch die Handlung so langsam und unaufgeregt dem Ende zu, dass man froh ist, es erreicht zu haben. Schade, denn er kann es besser. Man denke nur an seine großen Romane »Ein perfekter Freund«, »Die dunkle Seite des Mondes«, »Der Teufel von Mailand« und »Small World«, die sprachliche Eleganz mit einer spannenden und originellen Handlung verbinden.

Was würde Adrian Weynfeldt in seiner grenzenlosen Höflichkeit über den neuen Roman von Martin Suter sagen: »Interessant.«


Roman: Allmen und Herr Weynfeldt

Allmen und Herr Weynfeldt

In einer Bar begegnet Allmen einem kultivierten Herrn seines Alters – Adrian Weynfeldt. Der Name ist dem Kunstdetektiv selbstverständlich ein Begriff. Es ist der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft. Als Weynfeldt kurz darauf bemerkt, dass ein Bild in seiner Sammlung fehlt, schaltet er Allmen ein. Weynfeldts bunter Freundeskreis gibt sich zugeknöpft. Nur die Kunstbuchhändlerin will reden. Doch bald schon kann sie das nicht mehr. Allmen steht vor seinem ersten Mordfall.

Kommentare

Thema: Allmen und Herr Weynfeldt

Guido
Guido
05.05.2024 - 09:46 Antworten

Ich kann dem nur zustimmen. Die „Allmen”-Reihe hat in der Tat an Attraktivität verloren.


sherlock holmes
sherlock holmes
06.05.2024 - 09:43 Antworten

Selten so einen spannungslosen Roman gelesen. Das muss man erst einmal können.


grace1987
grace1987
06.05.2024 - 10:30 Antworten

Martin Suter darf sich auch mal einen Ausrutscher erlauben. Für mich ist er trotzdem einer der Besten. Wir verdanken ihm viele gute Romane. Mein Vorschlag wäre: Wir schweigen über diesen Roman.


Maler
Maler
06.05.2024 - 10:37 Antworten

Ein Ausrutscher? Ich sehe eher eine Serie: Die Romane "Einer von euch", "Alle sind so ernst gewesen" und "Allmen und der Koi" waren für mich auf gleich niedrigem Niveau. Wobei ich sagen muss, dass ich weder "Einer von euch" noch "Alle sind so ernst" zu Ende gelesen habe. Ich glaube, hier geht es nur noch ums Geldverdienen. Das war schon immer ein schlechter Ratgeber, wenn man gute Literatur schreiben will. Für Suter gebe ich jedenfalls kein Geld mehr aus!!


Bettleser
Bettleser
06.05.2024 - 16:00 Antworten

Das sehe ich nicht ganz so. Suter hat mich mit "Melodie" nochmals beeindruckt und das Buch hat er in 2023 geschrieben. Ich denke, wir sind selber schuld. Nicht so schnell in der Buchhandlung kaufen, sondern erst einmal kritisch einige Seiten lesen. Auch wenn der Name Suter auf dem Cover steht, darf man nicht blind kaufen. Danke für die Diskussion, ich werde die Allmen Reihe nicht weiterverfolgen.


Edward Poniewaz

Edward Poniewaz

Kolumnist auf lesehits.de
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