Leider fällt die Geschichte mit zunehmender Länge ab. So unterhaltsam die ersten Seiten auch sind, so gelungen auch das Spiel mit den Erwartungen des Lesers, am Ende fehlt die Steigerung. Im Verlauf sind die geschilderten Vorkommnisse zu ähnlich und der Witz zu gleichförmig. Neues fehlt, und es fehlt an überraschenden Wendungen. Im Mikrokosmos des beschaulichen Friedhofs reichen die teilweise brillanten Wortspiele auf Dauer nicht aus, um Spannung und Humor aufrechtzuerhalten.
Eine Alternative wäre gewesen, die Handlung in die Zukunft zu verlegen: Eine KI-gestützte Trauer- und Beerdigungsbegleitung und heutige Politiker, die ihre Debatten auf dem Friedhof fortsetzen, hätten genügend Stoff für einen satirischen Roman geboten. Als Autor hätte man dann aus dem Vollen schöpfen können. Aus meiner Sicht hätten konkrete Bezüge zur Tagespolitik, die Satire bereichert. Eine verpasste Chance für dieses gute Setting.
Natürlich ist der Geschmack für Humor subjektiv, und dies gilt sicherlich auch für Formulierungen und Inhalte. Die Satire „Gottesacker“ ist kein Stoff für jedermann, aber wer Satire mag, kann hier auf seine Kosten kommen. Der Romananfang hätte fünf von fünf Knochen verdient. Für die gesamte Satire vergebe ich, dreieinhalb von fünf Knochen - natürlich schimmelfrei und ohne Knochenfraß, um im Kontext der Satire zu bleiben.
Hier gebe ich konstruktives Feedback zu Neuerscheinungen, zum Buchmarkt und zu gesellschaftlichen Themen.