Lil Markus Gasser Lesehits

Markus Gasser ist mit »Lil« ein atmosphärisch dichter und spannender Roman gelungen.

Eine berührende und fesselnde Geschichte einer Frau, die den Kampf aufnimmt

13.02.2024 von Edward Poniewaz

Dieser Roman verändert, hinterlässt bleibende Spuren, weil er mehr ist, als nur ein intelligenter, unterhaltsamer Spannungsroman. Er endet mit den Worten „ … wie kostbar alles ist und wie leicht es zerbricht.“ Später mehr dazu.

Die Handlung spielt im New York des ausgehenden 18. Jahrhunderts, einer Zeit, in der die Rolle der Frau in der bürgerlichen Gesellschaft festgelegt war. Sie hatte in erster Linie Ehefrau und Mutter zu sein, ein Vordringen in die männliche Domäne der Geschäftswelt war eine Missachtung der natürlichen, von gottgewollten Geschlechtereigenschaften. Lillian Cutting, auch Lil genannt, erfolgreiche Unternehmerin und Eisenbahnmagnatin, setzte sich gemeinsam mit ihrem Ehemann über alle damaligen Konventionen hinweg und brüskierte damit die bürgerliche Gesellschaft. Nach dem Tod ihres Mannes und einer längeren Trauerphase versucht ihr Sohn Robert sie unter Vormundschaft zu stellen und findet in der New Yorker High Society viele Gleichgesinnte, denn Lils Unabhängigkeit geht vielen zu weit. Mit Hilfe eines Psychiaters gelingt ein perfider Plan und Lil landet in einer geschlossenen Anstalt. Dort erlebt sie eine bittere Zeit, wird in einem kaum vorstellbaren Ausmaß gedemütigt und gibt doch nicht auf.

Erzählt wird die Geschichte von Sarah Cutting, einer krebskranken Urenkelin, die im New York der 1970er Jahre lebt. Ihre Hündin Miss Brontë mischt sich immer wieder in die Erzählung ein und verleiht der Geschichte gelegentlich eine humorvolle und leichte Seite.

Die überzeugende Handlung trifft auf eine handwerklich perfekte Umsetzung. Schon nach wenigen Sätzen ist klar: Diesen Roman wird man zu Ende lesen. Die Netflix-Serien haben verloren, die Nachrichten haben verloren, sie alle müssen sich hinten anstellen. Lil und ihre Geschichte begeistern und bereichern gleichermaßen.

Großes Hollywoodkino entsteht im Kopf, die gesellschaftliche Atmosphäre der damaligen High Society wird lebendig wie auch die Figuren. Dass der Blockbuster im Kopf gelingt, hat aber auch seinen Preis, es ist die überdeutliche Zeichnung von gut und böse, von richtig und falsch. Ja, wir müssen diesen Kompromiss schließen. Aber es ist der einzige.

Markus Gasser ist ein großartiges Buch gelungen, indem es nicht nur Emanzipation geht, sondern auch um Vielfalt, um Toleranz, um Menschlichkeit und Werte, die wir heute als selbstverständlich ansehen. Sie sind es nicht. Um es mit den Worten von Markus Gasser zu sagen, „ … wie kostbar alles ist und wie leicht es zerbricht.“

Es liegt in unseren Händen.


Roman: Lil

Lil

"MUSTER- UND MEISTERHAFT! EIN PAGETURNER, AUF JEDER SEITE IST WAS LOS, UND BEI JEDER SEITE FREUT MAN SICH AUF DIE NÄCHSTE." MICHAEL MAAR

Eine furchtlose Frau nimmt den Kampf auf - gegen eine Gesellschaft, die sie kleinkriegen will. Die brillante Unternehmerin Lillian Cutting ist so erfolgreich und unabhängig, wie es eine Frau um 1880 nur sein kann. Auf ihrem eigensinnigen Weg nach oben hat sie gegen alle gesellschaftlichen Konventionen verstoßen und ganz New York gegen sich aufgebracht. Dort ist man sich einig: Diese Frau muss verschwinden. Ein für alle Mal. Koste es, was es wolle. Dabei hätten alle damit rechnen können, dass Lil ihre Freiheit, ihre Würde und ihr Vermögen niemals opfern würde. Und als es so weit kommt, dass es um ihr nacktes Überleben geht, dreht "Lil the Kill" den Spieß um.

Sie ist eine Ausnahmeerscheinung im New York um 1880, nicht nur unter den herrschenden Familien der Stadt, den Belmorals und Vandermeers: Lange Zeit hat die Eisenbahnmagnatin Lillian Cutting, an der Seite ihres loyalen Mannes Chev, mit ihrem exzentrischen Führungsstil noch die kühnsten Spekulanten überflügelt. Und sich mächtige Feinde gemacht. So scheint es ihrem Sohn Robert nach Chevs Tod ein Leichtes, Lillian mit Hilfe eines sendungsbewussten Psychiaters zu entmündigen und in eine geschlossene Anstalt wegsperren zu lassen. Aber Lil nimmt den Kampf auf - gegen eine Gesellschaft, die Eigensinn als Krankheit denunziert.
Rasant, komisch und unerschrocken schildert Markus Gasser, wie eine furchtlose Frau an ihren hochmütigen Peinigern fantasievoll Rache nimmt. «Lil» ist eine universelle Geschichte voller Zorn und Trost über die Jagd nach dem großen Geld, listige Söhne und unversöhnliche Töchter, das Recht auf den eigenen Lebensentwurf und über Machtkämpfe, wie wir sie heute noch führen - erzählt von Lils Nachfahrin Sarah, die mit den verfänglichen Methoden der Psychiatrie noch eine ganz persönliche Rechnung offen hat.

  • "Ein großartiger, erzählerischer Wurf, eine ganz und gar gestaltete Geschichte. Es ist ein fantastisches Buch." Daniel Kehlmann über "Die Verschwörung der Krähen"
  • Die furiose Geschichte einer erfolgreichen Frau, die sich mächtige Feinde gemacht hat
  • Mitreißend, ergreifend und zeitlos – die brillante Unternehmerin Lillian Cutting und ihr fantasievoller Feldzug gegen ihre Entrechtung
  • Hoch unterhaltsam und schmissig – der neue Roman von Markus Gasser

Kommentare

Thema: Markus Gasser hat mit »Lil« einen atmosphärisch dichten und packenden Roman geschrieben. Wir können nur staunen.

grace1987
grace1987
14.02.2024 - 11:46 Antworten

Es ist sein bisher bestes Buch. Markus Gasser hat sich selbst übertroffen. Eine klare Leseempfehlung von mir.


DramaQueen
DramaQueen
14.02.2024 - 16:36 Antworten

Eine spannende und packende Geschichte mit überraschenden Wendungen, farbenfroh und witzig erzählt, in eloquenter Sprache, mit liebenswerten Details. Ich habe drei Tage gebraucht und musste mich abends zwingen, das Buch aus der Hand zu legen. Da jedes Kapitel mit einem Cliffhanger endete, fiel es mir etwas schwer, mit dem Lesen aufzuhören.
Tolle atmosphärische Beschreibungen, rasante Dialoge und Charaktere, die man schon nach wenigen Seiten zu kennen glaubt.


Rosi
Rosi
14.02.2024 - 18:36 Antworten

Jetzt bin ich neugierig geworden und habe es bestellt. Wehe, wenn das eine Enttäuschung wird.


Bettleser
Bettleser
15.02.2024 - 15:33 Antworten

Die Bücher von ihm kenne ich noch nicht, aber sein YouTube-Kanal ist erste Sahne - Literatur ist alles! Mein Tipp für EUCH


sherlock holmes
sherlock holmes
20.02.2024 - 14:11 Antworten

Mir ging es ähnlich. Eine spannende Geschichte, die man nicht so leicht aus der Hand legen kann.


Brillenleser
Brillenleser
24.02.2024 - 15:26 Antworten

Sein vorletztes Buch "Die Verschwörung der Krähen" habe ich nicht zu Ende gelesen. Und diese Leseerfahrung hatte mich zunächst abgehalten, den neuen Roman zu erwerben. Jetzt bin ich froh, dass ich über meinen Schatten gesprungen bin. Er ist deutlich besser und die Spannung bleibt bis zur letzten Seite. P.S. Danke für die gute Kolumne.


Edward Poniewaz

Edward Poniewaz

Kolumnist auf lesehits.de
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