Sein Großvater war Weichensteller, sein Onkel Fahrdienstleiter und sein Cousin Lokführer. Auch Jaroslav Rudiš liebt Züge. In seinem großformatigen Buch begibt er sich im Takt der Schienen durch Europa und zeigt mit über 160 Fotos, wie ein Eisenbahnmensch lebt und reist: von Berlin bis zum Gotthardtunnel und von Sizilien bis nach Lappland; im Nachtzug durch Polen und die Ukraine sowie im Speisewagen von Hamburg nach Prag. Dabei sammelt er Geschichten: im Speisewagen, Schlafwagen und Großraumwagen; in den Bahnhofskneipen in Böhmen und in den Cafébars italienischer Stationen. Jaroslav Rudiš weiß: Es sind die Bahnstrecken, die Europa zusammenhalten.
Der Mörike-Preis wird alle drei Jahre von der württembergischen Stadt Fellbach verliehen und ist mit 15.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden deutschsprachige Autor:innen, "die durch die Qualität ihres Schaffens würdig erscheinen, im Namen von Eduard Mörike geehrt zu werden". Der Dichter lebte seit 1873 in Fellbach.
Die Preisträger vergeben den mit 3.000 Euro dotierten Förderpreis - diesen können auch fremdsprachige Schriftsteller:innen erhalten. In diesem Jahr wird der Förderpreis von Jaroslav Rudiš an Alice Horáčková verliehen. Die tschechische Autorin veröffentlichte 2014 eine Biografie über die Beatnik-Dichterin Vladimíra Čerepková und verarbeitete 2022 deren Familiengeschichte in dem Roman Rozpůlený dům (dt. "Geteiltes Haus").