Chronologie aller Bände (1 - 46)
Die Reihenfolge beginnt mit dem Buch "Der Liberalismus der Furcht". Wer alle Bücher der Reihe nach lesen möchte, sollte mit diesem Band von Judith N. Shklar beginnen. Der zweite Teil der Reihe "Keine Macht der Moral!" ist am 23.09.2021 erschienen. Mit insgesamt 46 Bänden wurde die Reihe über einen Zeitraum von ungefähr 12 Jahren fortgesetzt. Der neueste Band trägt den Titel "Die Ilias, oder das Gedicht von der Gewalt".
- Anzahl der Bewertungen für die gesamte Reihe: 450
- Ø Bewertung der Reihe: 4.51
- Start der Reihe: 01.08.2013
- Neueste Folge: 28.08.2025
Diese Reihenfolge enthält 40 unterschiedliche Autoren.
- Autor: Shklar, Judith N.
- Anzahl Bewertungen: 15
- Ø Bewertung: 4.4
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 01.08.2013
- Genre: Politik
Der Liberalismus der Furcht
Im englischsprachigen Raum längst ein Klassiker der politischen Philosophie und ein Schlüsseltext der Liberalismustheorie, ist Judith Shklars ›Liberalismus der Furcht‹ der Entwurf einer Theorie des Liberalismus, dessen oberstes Prinzip die Vermeidung von Grausamkeit und die Minimierung von Furcht ist.
- Autor: Baudrillard, Jean
- Anzahl Bewertungen: 5
- Ø Bewertung: 4.8
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 01.09.2013
- Genre: Sonstiges
Das radikale Denken
Idee bleibt. Das Denken muss außergewöhnlich sein, antizipierend und außerhalb – der Schatten, den zukünftige Ereignisse werfen.« Baudrillards im wahrsten Sinne des Wortes radikale Gedanken, in einem Nachwort verortet und ausgelegt von Philipp Schönthaler.
- Autor: Daggett, Cara New
- Anzahl Bewertungen: 7
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 02.02.2023
- Genre: Politik
Petromaskulinität
- Autor: Sasse, Sylvia
- Anzahl Bewertungen: 3
- Ø Bewertung: 4.2
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 02.03.2023
- Genre: Politik
Verkehrung ins Gegenteil
Spätestens seitdem ein faschistisch agierendes politisches System einen Krieg mittels »Entnazifizierung« rechtfertigt, ist klar: Verkehrungen ins Gegenteil sind eine allgegenwärtige Machttechnik. Doch nicht erst mit Putins autokratischem Regime, nicht erst durch Verschwörungstheorien oder Trumps Versuch, Fakten konsequent als Lüge zu deuten, können wir Verkehrungen beobachten. Wie Sylvia Sasse mit berückendem Blick nachweist, ist die Geschichte vielmehr voll von politischen wie medialen Strategien zur Erschaffung verkehrter Welten – und die Verkehrung ins Gegenteil ein direkter Angriff auf Differenz und Demokratie.
- Autor: Bourgeois-Gironde, Sacha
- Anzahl Bewertungen: 1
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 30.03.2023
- Genre: Politik
Wie uns das Recht der Natur näher bringt
Die grundlegende Annahme in diesem überraschenden und politisch-programmatischen Essay ist die Fiktionalität der Konstruktion von Recht – insbesondere die der Rechtspersönlichkeit. Der Philosoph und Ökonom Sacha Bourgeois-Gironde sieht darin die nur scheinbar paradoxe Möglichkeit, uns der Natur näher zu bringen und die Spaltung von Natur und Kultur aufzuheben. Durch die Zuweisung des Status eigenständiger Rechtssubjekte gelänge es uns, die Natur und ihre Belange besser zu identifizieren und letztlich sie und unsere Existenz in ihr zu schützen. Diese Position mag gegen eine Anfechtung des Rechts zugunsten eines idealen und imaginären Naturgesetzes sprechen, das die Menschen auf ihrer Suche nach der Natur und dem Wunsch nach Harmonie mit der Umwelt anstreben. Es wäre ein Weg der endogenen Veränderung und nicht einer, der von innen über Naturrechtsvorstellungen hinausführt. Eine neue juristische Fassung der Beziehung von Mensch und Natur könnte auch indigene Vorstellungen von Natur inkludieren und über eine neue Verfassung anerkennen.
- Autor: Goldstein, Jürgen
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 30.03.2023
- Genre: Ratgeber
Menschlichkeit. Vom Plan der Humanisierung der Welt
»Die Würde des Menschen ist unantastbar.« Diesem vermeintlich selbstverständlich gewordenen Anspruch, der sich dem Humanismus europäischer Prägung verdankt, geht Jürgen Goldstein in dieser prägnanten ideengeschichtlichen Untersuchung auf den Grund. Er zeigt, welche Potenziale Begriffe wie Bildung, Individualität und Leiblichkeit, Freiheit und Selbstbestimmung, Vernunft und Sittlichkeit oder politische Partizipation über Jahrhunderte hinweg gegen viele Widerstände entfalten konnten. Er skizziert damit auch eine Tiefengeschichte der Gegenwart als Aufklärung über unser eingelagertes Selbstverständnis und zeigt dessen Grenzen und Gefährdungen, wenn er mit Verweis auf die Gewalt des Antihumanismus und Ausblicken auf die Utopien des Transhumanismus sowie den kritischen Posthumanismus eine Perspektive für eine humane Welt entwirft.
- Autor: Schüttpelz, Erhard
- Anzahl Bewertungen: 1
- Ø Bewertung: 1.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 30.03.2023
- Genre: Politik
Deutland
- Autor: Kleinschmidt, Sebastian
- Anzahl Bewertungen: 3
- Ø Bewertung: 3.4
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 30.03.2023
- Genre: Politik
Lob der Autorität
- Autor: Haude, Rüdiger
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 30.03.2023
- Genre: Politik
Als Adam grub und Eva spann
- Autor: Moses, Dirk
- Anzahl Bewertungen: 3
- Ø Bewertung: 2.9
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 25.04.2023
- Genre: Politik
Nach dem Genozid
Moses' origineller Ansatz ist dabei gerade für die deutsche Erinnerungskultur von einzigartiger Bedeutung. Als einer der führenden Forscher zur Geschichte des Völkermords, setzt sich Moses seit Jahrzehnten intensiv mit dem Holocaust und dem deutschen Gedenken auseinander. Moses leistet einen Beitrag, um die unerlässliche Erinnerungskultur zu erneuern und dadurch lebendig zu halten.
- Autor: Stegemann, Bernd
- Anzahl Bewertungen: 18
- Ø Bewertung: 4.8
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 03.08.2023
- Genre: Politik
Identitätspolitik
Identitätspolitik ist ein sperriges Wort und viele aufgeregte Debatten kreisen darum. Keiner vermag es so recht zu erklären, dabei ist der Kern dieses Kampfbegriffs so alt wie die Menschheit. »Wir zuerst!« ist ein Schlachtruf, der zu allen Zeiten ertönt ist. »America first« ist Identitätspolitik, aber auch »Black Lives Matter« nutzt die Schlagkraft, die von dem »Wir zuerst!« ausgeht. Beiden Parolen ist eine rätselhafte Mischung aus Plattitüde und Angriff zu eigen. Natürlich zählen Schwarze Leben. Doch der Ruf wird militant, wo die Aussage »All Lives Matter« nicht mehr akzeptiert wird. Warum sollen »alle Leben« nicht zählen, und warum sollen nur »Schwarze Leben« zählen? Oder geht es darum gar nicht? Mit diesen Fragen, die ins Herz der Identitätspolitik führen, beginnt Bernd Stegemann seinen ideengeschichtlich fundierten Essay, in dem er einen Blick auf die Kipppunkte der Identitätspolitik wie Opfermanagement, Intimkommunikation, Cancel Culture, Critical Race Theory oder Wokeness wirft und die Frage nach der Zukunft des Universalismus stellt.
- Autor: Kondylis, Panajotis
- Anzahl Bewertungen: 1
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 31.08.2023
- Genre: Politik
In konkreter Lage
- Autor: Govrin, Jule
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 21.09.2023
- Genre: Politik
Begehrenswert
Begehren und Wert erscheinen auf den ersten Blick als Gegensätze. Während Ersteres auf das Persönliche und Intime abzielt, beschreibt Letzteres die abstrakte Beurteilung. Doch der Gegensatz wird brüchig, sobald wir im Begehren das beständige Auf- und Abwerten anderer entdecken, und im Wert das unablässige, affektgeladene Spiel der Bewertungen. Jule Govrins fulminanter Essay Begehrenswert fragt danach, wie Begehren die wirtschaftlichen Wertordnungen durchdringt und sich ökonomische Bewertungsmuster feinstofflich in soziale Beziehungen und Selbstwahrnehmungen einschreiben – in Semantiken des Selbstwerts, auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen und unique selling points, um sich von anderen abzuheben. Der Streifzug durch die Gegenwart geht mit Abstechern in die Kapitalismus- und Sexualitätsgeschichte einher, um aufzuzeigen, wie sich Begehren an Waren, Menschen und Werte bindet. Im Dreieck von Wert, Begehren und Authentizität ergründet Begehrenswert die Matrix unserer Gegenwart – und weist zugleich im alle verbindenden Begehren nach anders gelagerten, solidarischen Beziehungsweisen den Fluchtpunkt einer emanzipatorischen Perspektive auf.
- Autor: Flahault, François
- Anzahl Bewertungen: 1
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 21.09.2023
- Genre: Politik
Das Robinson-Paradox
- Autor: Reclus, Élisée
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 12.10.2023
- Genre: Politik
Staat, Fortschritt, Anarchie
Im Leben wie im Denken so radikal wie kaum ein zweiter, sind Élisée Reclus' politische, anthropologische und ökologische Schriften aktueller denn je. Nach der Freiheit des Menschen strebend, lehnt er alle Autoritäten außer derjenigen der Vernunft ab und wusste schon vor 150 Jahren, dass die Menschheit auf Gedeih und Verderb ein Ganzes mit dem Planeten bildet. Mitten in der Entstehungsphase der Moderne sieht er ihre ökologische Krise voraus und regt zur Erfindung neuer solidarischer Beziehungsformen an, die über die Menschen hinaus auch die Tiere und Pflanzen einschließen. Während Reclus dabei die ökologischen und sozialen Verheerungen seiner Gegenwart anprangert, feiert er im gleichen Atemzug und allen Widerständen zum Trotz die Fortschritte der Freiheit und die Entstehung neuer Lebens- und Sozialmodelle. Für ihn ist jede Generation die »Letzte Generation«, die aber immer auch die erste einer erlösten Erde sein kann: »Menschen des Wunsches«, wie er sie nannte, Menschen, die daran arbeiten, das Ideal einer anderen Welt und einer anderen Erde zu verwirklichen.
- Autor: Weber, Andreas
- Anzahl Bewertungen: 13
- Ø Bewertung: 4.8
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 07.03.2024
- Genre: Politik
Indigenialität
»Wir sind alle Wilde«, sagt Andreas Weber und verdeutlicht, dass unsere Zivilisation nicht nur die Indigenen kolonisiert hat, sondern auch unser eigenes Denken. Wenn wir die Welt wieder zu einem lebensspendenden Ort machen wollen, sollten wir das Indigene in uns selbst entdecken. »Radikale Demokratie«, »Ethik und Moral der Gemeinsamkeit«, »Gerechtigkeit«, »Ökologie der Gabe« und »Nachhaltigkeit« – um diese Begriffe kreist Webers philosophisches Plädoyer für einen offenen Austausch in einer Welt der Gegenseitigkeit, die gerade erst wieder entdeckt wird: Physiker, Biologen und Geisteswissenschaftler beginnen den ganzheitlichen Kosmos angesichts der ökologischen und gesellschaftlichen Krisen neu zu begreifen und alte Gewissheiten abzustreifen. Sich auf diese neue Weltsicht einzulassen, bietet die Chance, lebendiger Teil einer ganzheitlichen Wirklichkeit zu werden und eine ökologische Lebenskunst zu verwirklichen.
- Autor: Balzer, Jens
- Anzahl Bewertungen: 52
- Ø Bewertung: 4.2
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 01.08.2024
- Genre: Politik
After Woke
Angesichts mancher Reaktionen auf das von unfassbarer Grausamkeit gekennzeichnete Massaker der islamofaschistischen Terrorgruppe Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel stellt sich vielerorts die Frage: Ist es an der Zeit, sich von jeder Art von »Wokeness« konsequent zu verabschieden? Oder gilt es nicht vielmehr, wie Jens Balzer mit kenntnisreichem Blick auf die Geschichte dieses umkämpften Begriffs darlegt, sich auf die ursprünglichen Impulse der postkolonialen und queerfeministischen Theorien zu besinnen: auf das kritische Bewusstsein für das grundsätzlich Werdende, Hybride, Mannigfaltige, Ambivalente, das aller Formierung von Identität vorausgeht?
Eindrücklich weist After Woke einen Weg vorbei an erstarrten, essenzialistischen Identitätskonzepten und zeigt: Nur indem Identität allzeit als fiktiv, fragil, fluide begriffen wird, kann sie zu einem dringend benötigten Gegenentwurf werden zu den reaktionären Kräften des identitären Denkens, die sich gerade anschicken, die Herrschaft über die Welt zu übernehmen.
- Autor: Weil, Simone
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 28.08.2025
- Genre: Sonstiges
Die Ilias, oder das Gedicht von der Gewalt
Seit dem Münchner Abkommen im September 1938 steht Europa vor der Drohung eines neuen Weltkriegs. Simone Weil, Philosophin, Gewerkschaftlerin, Aktivistin, sieht sich unter äußerstem Druck: Was kann sie, die radikale Pazifistin, tun, wenn Hitlers Deutschland tatsächlich den Krieg beginnt? In dieser Extremsituation schreibt sie einen ihrer berühmtesten Texte, eine souveräne Darstellung des homerischen Epos, zugleich die minutiöse Analyse dessen, was die kriegerische Gewalt macht aus den Menschen und der Welt. Simone Weil weiß, »dass man die Gewalt niemals bewundern soll, die Feinde nicht hassen und die Unglücklichen nicht verachten«, und erkennt gerade daraus die menschliche Pflicht zum Widerstand. Wolfgang Matz stellt in seinem Essay sodann eine der großen Reflexionen über Krieg und Frieden zur Diskussion: Was leistet Simone Weils Machttheorie gegenüber den heutigen Konflikten? Wo sind die Grenzen ihres pessimistischen Begriffs der Gewalt? Wie aktuell ist ihre Idee einer universalen Moral? Simone Weils Kritik des Pazifismus und ihre dennoch illusionslose Analyse der Realität des Krieges ist die konzentrierte Bilanz des politischen und moralischen Zwiespalts, der im 21. Jahrhundert von Neuem aufbricht.
- Band: 74
- Autor: Schönthaler, Philipp
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 29.08.2016
- Genre: Sonstiges
Portrait des Managers als junger Autor
- Band: 84
- Autor: Martin, Thomas
- Anzahl Bewertungen: 3
- Ø Bewertung: 4.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 11.01.2016
- Genre: Sonstiges
Alles ist erlaubt.
- Band: 140
- Autor: Bodrožić, Marica
- Anzahl Bewertungen: 5
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 05.04.2019
- Genre: Autobiographie
Poetische Vernunft im Zeitalter gusseiserner Begriffe
- Band: 167
- Autor: Malewitsch, Kasimir
- Anzahl Bewertungen: 1
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 03.07.2020
- Genre: Autobiographie
Selbstzeugnisse
- Band: 170
- Autor: Bolz, Norbert
- Anzahl Bewertungen: 111
- Ø Bewertung: 4.7
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 29.10.2020
- Genre: Politik
Die Avantgarde der Angst
Wird ›German Angst‹ zum Exportschlager oder lernen wir vom Rest der Welt Gelassenheit?
- Band: 176
- Autor: Dath, Dietmar
- Anzahl Bewertungen: 18
- Ø Bewertung: 4.4
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 25.02.2021
- Genre: Politik
Zahlen sind Waffen
Mit Maja Beckers und Thomas Vašek spricht Dietmar Dath über Karl Marx und den Fortschritt, über Fantastik und Sozialismus und darüber, warum man Geschichten erzählen muss, um zu denken. Und Sibylle Berg erläutert, warum es trotz der Dummheit der Welt noch nicht angebracht ist, an ihr zu verzweifeln. Wie Berg und Dath die Gegenwart zerpflücken, regt nicht nur zum Denken an, es ermutigt auch zum Lachen, ein Dialog im besten Sinne: pointiert, literarisch, scharfzüngig, nach dessen Lektüre man sich am liebsten selbst mit jemandem unterhalten will. Genau darüber.
- Band: 184
- Autor: Han, Byung-Chul
- Anzahl Bewertungen: 65
- Ø Bewertung: 4.7
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 10.10.2024
- Genre: Politik
Infokratie
Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran. Wir sind benommen vom Kommunikations- und Informationsrausch. Gleichzeitig spüren wir eine Ohnmacht angesichts des Tsunamis der Information, die deformative, destruktive Kräfte entfaltet. Die Digitalisierung erfasst inzwischen auch den Bereich des Politischen und führt zu massiven Verwerfungen im demokratischen Prozess. Wahlkämpfe als Informationskriege werden mit allen erdenklichen technischen und psychologischen Mitteln geführt. Social Bots, die automatisierten Fake-Accounts in den sozialen Medien, verbreiten Fake News, Hetze und Hass und beeinflussen die politische Meinungsbildung. Troll-Armeen greifen in die Wahlkämpfe ein, indem sie gezielt Desinformation betreiben. Verschwörungstheorien und Propaganda beherrschen die politische Debatte. Mittels digitaler Psychometrie und Psychopolitik wird versucht, das Wahlverhalten unter Umgehung bewusster Entscheidung zu beeinflussen. Byung-Chul Hans neuer Essay beschreibt die heutige Krise der Demokratie, indem er sie auf den digitalen Strukturwandel der Öffentlichkeit zurückführt. Han gibt der Krise einen Namen: Infokratie und verortet sie im Informationsregime als neue Herrschaftsform.
- Band: 187
- Autor: van Loyen, Ulrich
- Anzahl Bewertungen: 3
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 21.10.2021
- Genre: Politik
Der Pate und sein Schatten
in der Vorstellung zu überwinden und Teil einer Geschichte zu werden, deren Fortschreibung eng mit der Literatur über sie verbunden ist.
- Band: 191
- Autor: Zons, Raimar
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 31.03.2022
- Genre: Sonstiges
Die Welt flach legen
Raimar Zonsʼ Essay beschreibt unterschiedliche Verflachungsereignisse: der Tiefe, des Grundes, der Kultur und der Künste, der globalen Welt. Er richtet den Blick nicht auf die offensichtlichen Errungenschaften der künstlichen Flächen, sondern auf unser verändertes Weltverhältnis, unser Inder-Welt-Sein. Denn die Verflachung der Welt ist auch eine Verlustgeschichte, in der unsere Lebendigkeit auf dem Spiel steht.
- Band: 196
- Autor: Bolz, Norbert
- Anzahl Bewertungen: 63
- Ø Bewertung: 4.4
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 23.09.2021
- Genre: Politik
Keine Macht der Moral!
- Band: 202
- Autor: Schmidt-Glintzer, Helwig
- Anzahl Bewertungen: 1
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 03.03.2022
- Genre: Politik
Der Edle und der Ochse
Die Kommunistische Partei Chinas ist heute die einzige verbliebene Kommunistische Partei von Weltrang. Doch die von ihr auf Gedeih und Verderb verfolgte Modernisierung des Landes ist dabei nur als Teil eines chinesischen Elitenkonzeptes zu verstehen. Obwohl das Konzept seine Wurzeln in der Antike hat, formierte sich das Selbstverständnis dieser Edlen, welches seit jeher mit der Einsatzbereitschaft des Ochsen in Zusammenhang gebracht wird, im Zuge der Suche nach einem neuen China vor etwa 100 Jahren neu. Nach Phasen radikaler Abkehr von allen Traditionen gibt es zuletzt eine Neubesinnung auf bewährte Muster und vertraute Umgangsformen. Trotz etlicher Irrwege haben die Partei und die sie tragenden Eliten eine beispiellose wirtschaftliche Entwicklung vorangetrieben und China zur Weltmacht gemacht. In seinem fulminanten Essay lotet Helwig Schmidt-Glintzer aus, auf welchem moralischen Fundament und mit welchem Wertekompass die Partei dieses Vielvölkerreichs in eine Moderne ohne Vorbild führt. Die Lösung unserer globalen Krisen wird nicht zuletzt mithilfe Chinas erfolgen müssen. Der Edle und der Ochse ist eine unverzichtbare Lektüre für unser Verständnis des chinesischen Modernitätsmodell.
- Band: 203
- Autor: Mehring, Reinhard
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 21.07.2022
- Genre: Politik
Aus der Elendsgeschichte des deutschen Privatdozenten: Prosastücke zum denkwürdigen Schicksal des Friedrich Eduard Beneke
- Band: 205
- Autor: Mühlfried, Florian
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 27.10.2022
- Genre: Politik
Unherrschaft und Gegenherrschaft
Herrschaftsmisstrauen ist in Zeiten von Corona suspekt geworden. Wo Schamaninnen neben Reichsbürgern demonstrieren, wird Querdenken zum Albtraum. Dabei gerät schnell das politische Potenzial von Misstrauen aus den Augen. Als internalisierte Gegenherrschaft trägt es wesentlich zur demokratischen Kontrolle bei. Und als Praxis der Unherrschaft wirkt es der Verhärtung von Herrschaft entgegen. Während Gegenherrschaft zum Repertoire des Liberalismus gehört, ist Unherrschaft eine unideologische Form des Anarchismus. Auf der Grundlage von Fallmaterial aus dem Kaukasus werden Wege skizziert, Misstrauen in politisches Engagement zu überführen. Florian Mühlfried erweitert in diesem engagierten Essay Denkhorizonte und lädt ein, politische Formen jenseits der aktuellen Ordnungen neu zu denken. Es geht dabei um Alternativen zur politischen Ordnung, ohne die Ordnung der Anderen zum Leitfaden zu nehmen, sondern die Wirkmächte alternativer Praxen zu begreifen. Damit wirkt er auch einer Monopolisierung der »Alternative« zur aktuellen politischen Ordnung durch rechtsnationale Parteien entgegen.
- Band: 206
- Autor: Govrin, Jule
- Anzahl Bewertungen: 2
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 26.05.2022
- Genre: Politik
Politische Körper
Wie verwundbar unsere Körper sind, verdrängen wir im Alltag, wo wir nur können. Doch die Pandemie hat uns diesen Umstand schmerzhaft ins Gedächtnis gerufen: Wird schon das Ein- und Ausatmen zur Gefahr, erscheint jedes Miteinander bedrohlich. Zugleich wird sicht- und mehr noch spürbar, wie sehr wir auf Begegnungen und Berührungen angewiesen sind. So tritt eine Ambivalenz zutage, die zum philosophischen Ausgangspunkt für Jule Govrins Nachdenken über Körper und Politik wird: Verletzbar zu sein vereint alle Körper, in unserer Körperlichkeit scheint damit ein Moment radikaler Gleichheit auf. Doch Gegenwart und Geschichte sind von Mechanismen bestimmt, die darauf abzielen, Körper ungleich zu machen. Govrins aufwühlender Essay lenkt die Aufmerksamkeit darauf, wie politische Bilder und ökonomische Praktiken Körper formen. Zugleich eröffnet dieser Blick Aussichten auf einen Universalismus von unten, wie er sich in aktuellen feministischen Protestbewegungen abzeichnet. Ausgehend von der Erkenntnis, dass unsere Körper durch einander verwundbar und voneinander abhängig sind, wird die Sorge um sie zum Dreh- und Angelpunkt globaler Solidarität.
- Band: 207
- Autor: Balzer, Jens
- Anzahl Bewertungen: 31
- Ø Bewertung: 4.4
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 18.08.2022
- Genre: Politik
Ethik der Appropriation
Die Rede von kultureller Aneignung ist allgegenwärtig. Infrage steht mit ihr gerade für eine progressive politische Position die Legitimität kultureller Produktion, die sich an den Beständen anderer, ihr »fremder« Traditionen bedient. Während viele diese als eine Form des Diebstahls an marginalisierten Gruppen kritisieren, weisen andere den Vorwurf zurück: Er drücke eine Vorstellung von Identität aus, die Berührungspunkte mit der völkischen Rechten aufweise. Tatsächlich, so zeigt Jens Balzer, beruht jede Kultur auf Aneignung. Die Frage ist daher nicht, ob Appropriation berechtigt ist, sondern wie man richtig appropriiert. Kenntnisreich skizziert Balzer im Rückgriff auf die Entstehung des Hip Hop wie auf die erstaunliche Beliebtheit des Wunsches, »Indianer« zu sein, in der bundesdeutschen Nachkriegszeit eine Ethik der Appropriation. In ihr stellt er einer schlechten, weil naturalisierenden und festlegenden, eine gute, ihre eigene Gemachtheit bewusst einsetzende Aneignung entgegen. Ausgehend von dem Denken des Kreolischen Édouard Glissants und Paul Gilroys »Schwarzem Atlantik« sowie der Queer Theory Judith Butlers wird eine solche Aneignungsethik auch zur Grundlage eines aufgeklärten Verhältnisses zur eigenen Identität.
- Band: 207
- Autor: Meier, Luise
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 26.01.2023
- Genre: Politik
Proletkult vs Neoliberale Denkpanzer
Nach Inbetriebnahme der MRX Maschine mobilisiert Luise Meier in ihrem rasanten, neuen Essay den Proletkult für den Ausbruch aus dem Denkpanzer des Neoliberalismus. Denn dieser erlaubt uns den kühnen Gedanken, dass es möglich ist, unser soziales Leben durch eine kollektive, experimentelle Praxis des verknüpften Denkens, Lernens, Kunstmachens und Arbeitens bewusst zu formen.
- Band: 210
- Autor: Vossler, Karl
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 13.10.2022
- Genre: Politik
Sprachwandel und Kulturwandel
Der prominente Romanist Karl Vossler streitet sich 1916 mit seinem jüngeren Kollegen Leo Spitzer über diese grundsätzlichen Fragen der Sprachwissenschaft und gemeinsam legen sie mit den beiden vorliegenden Texten einen Grundstein für das aktuelle Nachdenken über Sprache, Macht und ihre politischen Dimensionen.
Im Rückgriff auf Vossler und Spitzer zeigt der Romanist und Literaturtheoretiker Gerhard Poppenberg, wie die lauten Rufe nach geschlechtergerechter Sprache und der mindestens genauso heftige Widerstand dagegen im Kontext dieser Grundfragen zu verstehen sind. Indem er uns so die Kraft der Sprache und den Einfluss, den die Gemeinschaft der Sprechenden seit jeher auf Kultur- und Sprachwandel hat, vor Augen führt, plädiert er für etwas mehr Gelassenheit in den gegenwärtigen Debatten.
- Band: 212
- Autor: Böhringer, Hannes
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 02.02.2023
- Genre: Ratgeber
Lücken im Verhau
Was fehlt? Was ist unter den Tisch gefallen und liegt nun unbeachtet am Boden? Hannes Böhringer geht in den hier versammelten Essays dieser Frage nach und folgt damit dem unermüdlich umherziehenden und fragenden Sokrates, der am Ende seiner Unterhaltungen aufhebt, was unverstanden übrig geblieben ist, damit es nicht wieder zu Boden fällt und dort vergessen wird. Den Boden im Blick zu behalten und unter sich zu spüren führt zu einer Philosophie des Alltäglichen und Gewöhnlichen. Es geht um Türschwellen, die man sich nicht zu überschreiten oder -denken traut, oder um Schuhe und Jacken: Ist die Philosophie selbst ein alter Schuh, das Christentum eine abgetragene Jacke? Sitzen sie vielleicht nicht mehr richtig? In seinen Essays verbindet Böhringer die Phänomenologie des Alltags und seiner Dinge mit Reflexionen auf deren Sinnbildlichkeit in einer lebendigen und zugänglichen Sprache. »Scherzhaft-ernsthaft« – so charakterisierte Platon seinen Sokrates. Wie dieser macht Hannes Böhringers Kunst der Einfachheit vor den großen Fragen nur scheinbar halt, sein Denken führt an die Wiege der Philosophie zurück und schenkt dem Leser keine Antworten, sondern Fragen.
- Band: 234
- Autor: Schönthaler, Philipp
- Anzahl Bewertungen: 1
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 31.05.2024
- Genre: Roman
Wie rationale Maschinen romantisch wurden
Ausgehend von Daniel Kehlmanns Reise ins Silicon Valley und seinem Versuch, mithilfe einer KI eine Erzählung zu schreiben, zeigt Philipp Schönthaler, wie die Romantik als kulturelles Deutungsschema selbst dort noch ihre Wirkmacht entfaltet, wo die Technik am fortschrittlichsten erscheinen will: in Visionen einer Singularität und Superintelligenz. Standen noch in den Sechzigerjahren der in die Gesellschaft Einzug haltende Computer als Agent von Objektivität, Transparenz und Verlässlichkeit und die »Geburt der Poesie aus dem Geist der Maschine« programmatisch für ein antiromantisches Schreiben, gelten die digitalen Techniken heute zunehmend als opak, voreingenommen, vor allem aber als kreativ. Denn längst hat sich der Gegensatz verschliffen zwischen einer natürlichen Poesie, die den Schreibakt in einem lebensweltlich verankerten Ich beginnen lässt, und einer künstlichen Poesie, die ihn in einer radikalen Abkehr davon an das Funktionsprinzip einer regelgeleiteten und rational operierenden Maschine bindet. Wie aber konnte es dazu kommen, dass die seinerzeit noch raumfüllenden Apparate der Spitzentechnologie, die wenig mit der Kultur der schönen Künste zu tun hatten, zur Blaupause des Schreibens wurden? Und was bedeutet es, dass Computer mittlerweile weniger über ihre logisch-mathematischen Funktionsweisen als über ein populärromantisches Muster rezipiert werden?
- Band: 238
- Autor: Metz, Christian
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 19.09.2024
- Genre: Politik
Augenmaß
Seien es der Ausstieg aus der Atomkraft oder die Maßnahmen während der Coronapandemie: Alles soll mit Augenmaß beschlossen und durchgesetzt werden. Wer das Augenmaß hat, macht angemessene Politik, so die Behauptung, die Helmut Schmidt, Angela Merkel und Robert Habeck überraschend als Verbündete im Geiste erscheinen lässt. Christian Metz geht der Praxis und Ästhetik des Augenmaßes in einer luziden Genealogie nach. Statt der Sprachformeln der politischen Extremen, die sonst im Fokus der Forschung stehen, rückt er die Rhetorik der Mäßigung und Ausgewogenheit in den Mittelpunkt. Auch sie birgt ihr eigene Gefahren, denn wer die Entscheidung mit Augenmaß in den Blick bekommt, erkennt, warum man mancher politischen Maßnahme zustimmt, obwohl sie noch so vage, zukunftsoffen oder abwegig erscheinen mag. Das Augenmaß schafft Vertrauen, nicht immer zu Recht.
- Band: 239
- Autor: Shklar, Judith N.
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 19.09.2024
- Genre: Politik
Wählen und Verdienen
Judith N. Shklars Wählen und Verdienen beschreibt Staatsbürgerschaft als dynamischen Prozess, in dem marginalisierte Gruppen sich das Recht, vollgültige Bürger zu sein, immer wieder erkämpfen müssen. In den USA geschah dieser Kampf stets vor dem Hintergrund der Sklaverei, die, anders als in Europa, gerade keine bloße Metapher war, sondern als Symbol drohender Entrechtung über allen politischen Auseinandersetzungen schwebte. Dabei ist für Shklar das Wahlrecht nur ein Aspekt von Staatsbürgerschaft. In einer Arbeitsgesellschaft hat allein derjenige eine soziale Stellung, der auch für ein Einkommen sorgen kann. Das Recht auf Arbeit bildet somit eine Voraussetzung zu politischer Teilhabe.
Prägnant und äußerst aufschlussreich führt uns Judith N. Shklar vor Augen, dass Wählen und Verdienen Merkmale von moderner Staatsbürgerschaft sind. Das eine setzt das andere voraus: Nur wer verdient, gilt als vollwertiger Bürger.
- Band: 241
- Autor: Sahlins, Marshall
- Anzahl Bewertungen: 2
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 26.09.2024
- Genre: Politik
Die ursprüngliche Wohlstandsgesellschaft
Mit diesem kurzen Text, der in den 1970er-Jahren als erstes Kapitel eines ganzen Bandes zu den Stone Age Economics erschien und erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt, bricht Marshall Sahlins mit dem vorherrschenden ökonomischen Paradigma, dass mehr Arbeit auch mehr Wohlstand bringt. Denn bis heute wird es weltweit täglich Lügen gestraft, was der Annahme von der ursprünglichen Wohlstandgesellschaft die Brisanz verleiht, die sie noch immer hat: Was wäre, wenn wir immer schon reich gewesen sind? Und was verschiebt sich, wenn wir Armut nicht als eine geringe Menge an Gütern im Besitz Einzelner begreifen, sondern als ein Verhältnis zwischen den Menschen? Was der weltberühmte Anthropologe anhand empirischer Beispiele entwirft, stellt einen radikalen theoretischen Bruch mit dem Höher-Schneller-Weiter dar, das die westliche Konsumgesellschaft vorantreibt.
Wenn es neben der Befriedigung von Bedürfnissen durch immer größere Produktion noch einen anderen Weg gibt, dann sollten wir ihn gerade angesichts der Vernutzung unseres Planeten und der Ungleichheit in der Verteilung von Teilhabe wieder in Betracht ziehen: dass Reichtum auch darin bestehen kann, weniger zu begehren.
- Band: 242
- Autor: Albers, Irene
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 01.08.2024
- Genre: Politik
Kanaga Berlin
Eine seltsame Kreatur krabbelt über die Buchrücken von Matthes & Seitz: Seit 1977 verwendet der Verlag die Zeichnung einer Maske der Dogon (im heutigen Mali) vom Typ »Kanaga« als Signet. In der gleichen Zeit wurde das Zeichen zu einem, wenn nicht sogar dem Symbol eines dekolonisierten afrikanischen Selbstbewusstseins.
Dieser von Irene Albers herausgegebene Band versammelt Text- und Bilddokumente zur Provenienz und Bedeutungsvielfalt des Kanaga-Zeichens. Fasziniert von den Masken der Dogon pausten Marcel Griaule und Michel Leiris 1931 die farbigen Wandzeichen in verschiedenen Höhlen in der Nähe von Bandiagara ab und versuchten, sie zu dechiffrieren. Die Graffiti fanden sich dann in einer der Mission Dakar-Djibouti gewidmeten Ausgabe der Zeitschrift Minotaure, der Axel Matthes später sein Verlagssignet entnahm. Auch andere wussten die emblematische Kraft des Zeichens zu nutzen: 1947 wählte Alioune Diop aus der gleichen Zeitschrift ein ähnliches Graffiti als Logo für den Verlag Présence africaine. Sylvie Kandé und Éric Jolly geben Einblicke in die globale Zirkulation des Zeichens, während der Künstler Mansour Ciss Kanakassy (Berlin/Dakar) sich den Berliner Kanagas widmet.
- Band: 242
- Autor: Schmidt-Glintzer, Helwig
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 19.09.2024
- Genre: Politik
Ironie und Wahrheit
»Der Westen hält sich selbst für nüchtern und rational, beruft sich auf das Erbe der europäischen Aufklärung, sieht sie verwirklicht in Freiheitsbewegungen und demokratischen Institutionen – und wundert sich darüber, dass die so realisiert geglaubten Werte nun nicht in aller Welt Anklang finden.« Dass der Westen und mit ihm sein Universalitätsanspruch seine Grenzen haben, zeigt sich vielleicht nirgends so deutlich wie in der Auseinandersetzung mit China. Helwig Schmidt-Glintzer deutet auf einen Ausweg aus der keineswegs unvermeidlichen Konfrontation. Der Schlüssel zur Überwindung des Trennenden, so argumentiert er, liegt in Ironie und Distanznahme – und hierzu ist China durch seine Schriftkultur besonders disponiert. Ironie und Wahrheit plädiert für eine Neukonzeption eines wirklich globalen Universalismus.
- Band: 244
- Autor: Paoli, Guillaume
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 31.10.2024
- Genre: Politik
Etwas Besseres als der Optimismus
Kritisches Denken ist unwillkommen. Vom Dauerfluss der schlechten Nachrichten klinken sich immer mehr Menschen aus, während in allen Tonarten die Aufforderung wiederholt wird: »Optimismus ist Pflicht« – eine unverhohlene Drohung gegen alle, die als Pessimisten gelesen werden. Stimmungsmache hat vor Meinungsbestimmung Vorrang. Doch werden mit der Prädominanz der Gefühle implizite Ansichten geschmuggelt, die es bloßzulegen gilt. Der Optimismus ist nicht nur Gemüt oder Haltung, sondern ein Begriff, der auf die Leibnizsche Theodizee zurückführt und fatalistische Akzeptanz des Bestehenden verlangt. Gegen den Optimismus vorzugehen, heißt nicht sich dem Pessimismus zu ergeben, sondern sich von dieser plumpen Alternative freizumachen.
- Band: 249
- Autor: Weinelt, Nora
- Anzahl Bewertungen: 5
- Ø Bewertung: 4.8
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 27.02.2025
- Genre: Ratgeber
Versagen
Jemanden einen Versager zu nennen, ist die größtmögliche Beleidigung, wurzelt darin doch das Urteil, dass sich im Versagen der angesprochenen Person etwas Bahn gebrochen hat, das ohnehin nicht zu vermeiden war: Wer versagt hat, hat das eigene Leben verfehlt, wer versagt hat, ist unfähig, das zu leisten, was allen anderen Menschen scheinbar mühelos gelingt. Neben dem sozialen Urteil, das andere über einen fällen, existiert jedoch auch die Selbstbezichtigung: Ich habe versagt. Doch ab wann man von Versagen spricht, dafür gibt es keine genauen Kriterien.
Nora Weinelt zeichnet die Wege nach, über die der aus der Mechanik stammende Begriff des Versagens Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch findet, und zeigt, dass er erst in unserer postmodernen Gesellschaft, in der noch jedes Scheitern nachträglich als Etappe zum Erfolg beschrieben werden muss, seine ganz und gar vernichtende Schlagkraft voll entfaltet.
- Band: 252
- Autor: Welzbacher, Christian
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 17.04.2025
- Genre: Politik
Mauern, Lager, Slums
Wo immer man hinblickt – kein anderes Thema hat die politischen Auseinandersetzungen des globalen Nordens in den letzten Jahrzehnten so beherrscht wie Flucht und Migration. Doch anstatt schlüssige Gesetze und Verordnungen zu erlassen und umzusetzen, anstatt sich auf die Würde des Menschen auch über Staatsgrenzen hinweg zu besinnen, werden radikale Forderungen nach Verschärfung des Asylrechts, nach Abschiebung und Abschottung laut, werden stark normierte Strategien der Exklusion, Selektion und »Lagerung« implementiert. Welchen Kalkülen aber folgen Camps, Mauern, Flüchtlingsunterkünfte und Grenzsicherungsanlagen? Wer schlägt Profit daraus? Und vor allem: Wer schafft die Strukturen und Rahmenbedingungen, die den Profit aus dem Umgang mit Geflüchteten ermöglichen? Christian Welzbacher nähert sich mit detektivischem Gespür den Infrastrukturen der Abschreckung, die mit nüchterner Kosten-Nutzen-Rechnung noch die letzten Werte einer kritischen demokratischen Gesellschaft untergraben.
- Band: 255
- Autor: Birnbaum, Antonia
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 22.05.2025
- Genre: Politik
Mut ohne Heldentum
Seit der Zeit, als Don Quijote tapfer gegen die Mühlen anritt, hat sich der Mut vom Heldentum gelöst. Unsere Ära ist eine postheroische; schon lange opfern wir unser Leben nicht mehr einem höheren Ideal. Heutige Aufrufe, eine vermeintlich homogene Gesellschaft wiederherzustellen, entstammen immer nur dem unaufhörlichen Gemurmel der globalen Gerüchtemaschinen. Den Mut in der Moderne umzudenken erfordert, dessen Bestimmung als Überwindung der Angst angesichts des Todes aufzubrechen. Die Frage lautet nicht mehr: »Wofür ist ein Mensch bereit zu sterben?«, sondern »Auf welches Begehren weigert er sich zu verzichten?«. Diese Fragestellung verzweigt sich in den Betrachtungen zu Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Friedrich Hölderlin, Heinrich von Kleist und Jacques Lacan. Was uns in diesen divergierenden Überlegungen leitet, ist die Verknüpfung von Mut mit der Bereitschaft zum Wagnis. Nicht mehr die Konfrontation mit dem Tod macht diesen Mut aus, sondern die Negation seiner Allmacht zugunsten einer Unberechenbarkeit, die der Bezug zur Wahrheit ermöglicht.













































