Fröhliche Wissenschaft

Der Pate und sein Schatten

Chronologie aller Bände (1 - 38)

Die Reihenfolge beginnt mit dem Buch "Der Liberalismus der Furcht". Wer alle Bücher der Reihe nach lesen möchte, sollte mit diesem Band von Judith N. Shklar beginnen. Der zweite Teil der Reihe "Keine Macht der Moral!" ist am 23.09.2021 erschienen. Mit insgesamt 38 Bänden wurde die Reihe über einen Zeitraum von ungefähr 11 Jahren fortgesetzt. Der neueste Band trägt den Titel "Etwas Besseres als der Optimismus".

  • Anzahl der Bewertungen für die gesamte Reihe: 367
  • Ø Bewertung der Reihe: 2.73
  • Start der Reihe: 01.08.2013
  • Neueste Folge: 31.10.2024

Diese Reihenfolge enthält 33 unterschiedliche Autoren.

Cover: Der Liberalismus der Furcht
  • Autor: Shklar, Judith N.
  • Anzahl Bewertungen: 15
  • Ø Bewertung: 4.4
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 01.08.2013
  • Genre: Politik

Der Liberalismus der Furcht

Im englischsprachigen Raum längst ein Klassiker der politischen Philosophie und ein Schlüsseltext der Liberalismustheorie, ist Judith Shklars ›Liberalismus der Furcht‹ der Entwurf einer Theorie des Liberalismus, dessen oberstes Prinzip die Vermeidung von Grausamkeit und die Minimierung von Furcht ist.

Cover: Petromaskulinität
  • Autor: Daggett, Cara New
  • Anzahl Bewertungen: 4
  • Ø Bewertung: 0.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 02.02.2023
  • Genre: Politik

Petromaskulinität

Während sich der Planet erwärmt, umarmen rechtspopulistische Parteien und Bewegungen im globalen Norden eine Mischung aus Klimaleugnung, Rassismus und Frauenhass. Anstatt die Phänomene getrennt zu betrachten, schlägt Cara Daggett in diesem wegweisenden Text vor, ihren Zusammenhang durch das Konzept der Petromaskulinität zu befragen. Dabei stellt sie die Bedeutung in Rechnung, die die jahrzehntelange Nutzung fossiler Energieträger dabei hatte, die westliche Lebensweise aufrechtzuerhalten, und macht damit zugleich plausibel, inwiefern die Ängste, die der menschengemachte Klimawandel auslöst, sich in dem Wunsch nach Autoritarismus Bahn brechen. Fossile Energieträger sind mehr als eine Industrie, die gigantische Profite generiert und massiven Einfluss ausübt. Ihre Nutzung trägt in der engen Verflochtenheit mit unserer Art zu wirtschaften und zu leben auch zur Ausbildung einer männlichen Identität bei, die angesichts ihrer gegenwärtigen Krise zur kompensatorischen Gewalt gegen Geschlechteremanzipation und Klimagerechtigkeit führen kann.
Cover: Verkehrung ins Gegenteil
  • Autor: Sasse, Sylvia
  • Anzahl Bewertungen: 3
  • Ø Bewertung: 4.2
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 02.03.2023
  • Genre: Politik

Verkehrung ins Gegenteil

Spätestens seitdem ein faschistisch agierendes politisches System einen Krieg mittels »Entnazifizierung« rechtfertigt, ist klar: Die Welt ist aus den Fugen. Das Vertrauen in Institutionen schwindet, Fakten werden als Fiktion gedeutet, selbst dann, wenn man täglich mit ihnen konfrontiert ist, Autokratie wird zur Dissidenz und Kritik zur Zensur. Doch nicht erst mit Putins autokratischem Regime, nicht erst durch Verschwörungstheorien, Corona- und Klimawandelleugnung oder Trumps Versuch, die Spielräume der Demokratie immer weiter für eigene Interessen auszureizen, befinden sich die Wahrnehmung der Wirklichkeit sowie die Fähigkeit von Rezeption und Kritik unter Beschuss. Wie Sylvia Sasse mit berückendem Blick nachweist, ist die Geschichte vielmehr voll von politischen wie medialen Strategien zur Erschaffung verkehrter Welten. Es ist deshalb an der Zeit, die beobachtbaren Verkehrungen zu rekapitulieren, ihre Geschichte(n) zu verstehen und sie als eines der grundlegenden Verfahren von Desinformation zu begreifen. Denn die Verkehrung ins Gegenteil ist keine subversive Strategie »von unten«, sondern ein Mittel zur Festigung und Legitimation von Macht und Terror – und ein direkter Angriff auf die Demokratie.

Cover: Wie uns das Recht der Natur näher bringt
  • Autor: Bourgeois-Gironde, Sacha
  • Anzahl Bewertungen: 1
  • Ø Bewertung: 0.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 30.03.2023
  • Genre: Politik

Wie uns das Recht der Natur näher bringt

Die grundlegende Annahme in diesem überraschenden und politisch-programmatischen Essay ist die Fiktionalität der Konstruktion von Recht – insbesondere die der Rechtspersönlichkeit. Der Philosoph und Ökonom Sacha Bourgeois-Gironde sieht darin die nur scheinbar paradoxe Möglichkeit, uns der Natur näher zu bringen und die Spaltung von Natur und Kultur aufzuheben. Durch die Zuweisung des Status eigenständiger Rechtssubjekte gelänge es uns, die Natur und ihre Belange besser zu identifizieren und letztlich sie und unsere Existenz in ihr zu schützen. Diese Position mag gegen eine Anfechtung des Rechts zugunsten eines idealen und imaginären Naturgesetzes sprechen, das die Menschen auf ihrer Suche nach der Natur und dem Wunsch nach Harmonie mit der Umwelt anstreben. Es wäre ein Weg der endogenen Veränderung und nicht einer, der von innen über Naturrechtsvorstellungen hinausführt. Eine neue juristische Fassung der Beziehung von Mensch und Natur könnte auch indigene Vorstellungen von Natur inkludieren und über eine neue Verfassung anerkennen.
Cover: Menschlichkeit. Vom Plan der Humanisierung der Welt
  • Autor: Goldstein, Jürgen
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 30.03.2023
  • Genre: Ratgeber

Menschlichkeit. Vom Plan der Humanisierung der Welt

»Die Würde des Menschen ist unantastbar.« Diesem vermeintlich selbstverständlich gewordenen Anspruch, der sich dem Humanismus europäischer Prägung verdankt, geht Jürgen Goldstein in dieser prägnanten ideengeschichtlichen Untersuchung auf den Grund. Er zeigt, welche Potenziale Begriffe wie Bildung, Individualität und Leiblichkeit, Freiheit und Selbstbestimmung, Vernunft und Sittlichkeit oder politische Partizipation über Jahrhunderte hinweg gegen viele Widerstände entfalten konnten. Er skizziert damit auch eine Tiefengeschichte der Gegenwart als Aufklärung über unser eingelagertes Selbstverständnis und zeigt dessen Grenzen und Gefährdungen, wenn er mit Verweis auf die Gewalt des Antihumanismus und Ausblicken auf die Utopien des Transhumanismus sowie den kritischen Posthumanismus eine Perspektive für eine humane Welt entwirft.

Cover: Deutland
  • Autor: Schüttpelz, Erhard
  • Anzahl Bewertungen: 1
  • Ø Bewertung: 0.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 30.03.2023
  • Genre: Politik

Deutland

Von einer »Krise der Hermeneutik« kann keine Rede sein, denn das Interpretieren literarischer Werke hat seit fünfzig Jahren an Prestige und Unfang alle anderen Aufgaben der Philologien überflügelt. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hätte diese Dominanz ungläubiges Staunen hervorgerufen, denn die Hermeneutik galt als Propädeutik der Quellenkritik und Textkritik, und diese als die eigentliche Bewährungsprobe aller historischen und philologischen Forschungen. Durch eine schlaglichtartige Anamnese umreißt Schüttpelz die wichtigsten Etappen dieses Paradigmenwechsels in Schule und Universität. Der erste Teil behandelt den Wandel von der Höheren Kritik als höchstem Wert der Philologie hin zur Hermeneutik als neuem Leitbild der Geisteswissenschaften. Der Zweite Teil charakterisiert die praktischen Voraussetzungen des Literaturinterpretierens und ihre literaturtheoretischen Folgen. Zusammen begründeten sie das Zeitalter der literarischen Hermeneutik, die sich bisher gegenüber jeder »Antihermeneutik« als immun erwiesen hat.
Cover: Lob der Autorität
  • Autor: Kleinschmidt, Sebastian
  • Anzahl Bewertungen: 3
  • Ø Bewertung: 0.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 30.03.2023
  • Genre: Politik

Lob der Autorität

Autorität wird beargwöhnt, sie wird zurückgewiesen und bekämpft, ebenso heftig wird sie gesucht und erkämpft. Seit zweihundertfünfzig Jahren gilt sie der Aufklärung als Zumutung und der Romantik, der politischen Romantik, als hehres Prinzip. Autorität gilt als Faktum der Kultur und ist gerade in westlichen Gesellschaften nicht, wie man annehmen könnte, verschwunden, sondern diffus geworden. Sebastian Kleinschmidt verteidigt in seinem streitbaren Essay das Prinzip der Autorität gegen den verführerischen Zauber ihrer Gegenbegriffe wie Antiautorität, Emanzipation und Mündigkeit. Er zeigt das Potenzial der Autorität, die Max Horkheimer als »bejahte Abhängigkeit« beschrieb, als Voraussetzung für Gerechtigkeit und friedliches Zusammenleben.
Cover: Als Adam grub und Eva spann
  • Autor: Haude, Rüdiger
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 30.03.2023
  • Genre: Politik

Als Adam grub und Eva spann

Organisierte Religion diente zu allen Zeiten der Herrschaftssicherung. Karl Marx erblickte in ihr zugleich den »Seufzer der bedrängten Kreatur«. Dass in der Religion auch eine wütende Anklage stecken kann, ja das über ihre Erzählungen transportierte Wissen sogar einen Schutzschild gegen die Entstehung von Herrschaft bilden kann, ist dagegen ein Wissen, das historische Befreiungsbewegungen zwar immer wieder aktualisiert haben, die Forschung aber zu vergessen droht. Rüdiger Haude rekonstruiert die herrschaftsfeindlichen Traditionen, die sich aus den Überlieferungen des richterzeitlichen Israels in das Korpus des alten Testaments eingeschrieben haben. Belege findet er nicht zuletzt in den berühmten Erzählungen von Jonas Seereise oder dem Turmbau zu Babel. Indem Haude die Erkenntnisse der Ethnologie zu segmentären Gesellschaften, neuere archäologische Funde und die historisch-kritische Analyse der Bibel zusammenführt, kommt er zu einem überraschenden Befund: »Hochkultur« und Anarchie sind durchaus vereinbar – mit radikalen Folgen auch für den Blick auf unsere eigene Zeit.
Cover: Nach dem Genozid
  • Autor: Moses, Dirk
  • Anzahl Bewertungen: 2
  • Ø Bewertung: 0.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 25.04.2023
  • Genre: Politik

Nach dem Genozid

Für Dirk Moses stellt der Völkermord einen doppelten Gewaltakt dar: Einerseits vollzieht er den massenhaften Mord an Menschen und traumatisiert ganze Bevölkerungen für Generationen. Andererseits bringt ein derart grausames Verbrechen eine neue Kategorie des Bösen hervor, das ein Nachleben entwickelt. Als »das Verbrechen aller Verbrechen« stellt der Genozid unweigerlich eine normative und moralische Hierarchie der Gewalt auf. Er wird zum Maßstab für Verbrechen gegen die Menschlichkeit, der es erlaubt, Gewaltgeschichten kategorisch zu unterscheiden. Dagegen entwickelt Moses eine Theorie, die differenzierter und inklusiver ist. Statt unterschiedliche Gewalterfahrungen und Traumata gegeneinander auszuspielen, schlägt er eine Perspektive vor, die Verbindungen befördert und die Solidarität unter den Opfern stärkt.
Moses' origineller Ansatz ist dabei gerade für die deutsche Erinnerungskultur von einzigartiger Bedeutung. Als einer der führenden Forscher zur Geschichte des Völkermords, setzt sich Moses seit Jahrzehnten intensiv mit dem Holocaust und dem deutschen Gedenken auseinander. Moses leistet einen Beitrag, um die unerlässliche Erinnerungskultur zu erneuern und dadurch lebendig zu halten.

Cover: Identitätspolitik
  • Autor: Stegemann, Bernd
  • Anzahl Bewertungen: 14
  • Ø Bewertung: 0.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 03.08.2023
  • Genre: Politik

Identitätspolitik

Identitätspolitik ist ein sperriges Wort und viele aufgeregte Debatten kreisen darum. Keiner vermag es so recht zu erklären, dabei ist der Kern dieses Kampfbegriffs so alt wie die Menschheit. »Wir zuerst!« ist ein Schlachtruf, der zu allen Zeiten ertönt ist. »America first« ist Identitätspolitik, aber auch »Black Lives Matter« nutzt die Schlagkraft, die von dem »Wir zuerst!« ausgeht. Beiden Parolen ist eine rätselhafte Mischung aus Plattitüde und Angriff zu eigen. Natürlich zählen Schwarze Leben. Doch der Ruf wird militant, wo die Aussage »All Lives Matter« nicht mehr akzeptiert wird. Warum sollen »alle Leben« nicht zählen, und warum sollen nur »Schwarze Leben« zählen? Oder geht es darum gar nicht? Mit diesen Fragen, die ins Herz der Identitätspolitik führen, beginnt Bernd Stegemann seinen ideengeschichtlich fundierten Essay, in dem er einen Blick auf die Kipppunkte der Identitätspolitik wie Opfermanagement, Intimkommunikation, Cancel Culture, Critical Race Theory oder Wokeness wirft und die Frage nach der Zukunft des Universalismus stellt.

Cover: In konkreter Lage
  • Autor: Kondylis, Panajotis
  • Anzahl Bewertungen: 1
  • Ø Bewertung: 0.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 31.08.2023
  • Genre: Politik

In konkreter Lage

Panajotis Kondylis, der griechische Philosoph und Ideentheoretiker, wusste: Nur durch einen totalen existenziellen Einsatz, eine wachsame Beobachtung konkreter, stets geschichtlich bedingter Situationen und lebendiger, um ihre Selbsterhaltung und dabei notgedrungen auch um die Erweiterung ihrer Macht bestrebter Menschen sowie durch eine unaufhaltsame Filtrierung der Beobachtungen mit strenger Reflexion, die vor keinem Vorurteil kapituliert und keinen Konflikt scheut, gelangt der Geist zur Reife und entgeht der normativen Bindung. In den drei in den 1990er-Jahren geführten Interviews präsentiert sich dieses Wissen in praktischer Vollendung und bietet zugleich einen grundlegenden Einstieg in das Denken Kondylis’ – ein Denken, das sich Philosophie, Anthropologie, Ökonomie und Geschichte zunutze macht, ohne sich den Disziplinengrenzen zu beugen. Ein Denken, das die politisch-ideologischen Strömungen und Theorien der Vergangenheit durchleuchtet, um ihre Bedeutung für die Gegenwart und den Einfluss, den sie auf das Heute haben, offenzulegen. Ein Denken, das an kein Ende kommt und sich als ein geradezu planetarisches erweist.

Cover: Begehrenswert
  • Autor: Govrin, Jule
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 21.09.2023
  • Genre: Politik

Begehrenswert

Begehren und Wert erscheinen auf den ersten Blick als Gegensätze. Während Ersteres auf das Persönliche und Intime abzielt, beschreibt Letzteres die abstrakte Beurteilung. Doch der Gegensatz wird brüchig, sobald wir im Begehren das beständige Auf- und Abwerten anderer entdecken, und im Wert das unablässige, affektgeladene Spiel der Bewertungen. Jule Govrins fulminanter Essay Begehrenswert fragt danach, wie Begehren die wirtschaftlichen Wertordnungen durchdringt und sich ökonomische Bewertungsmuster feinstofflich in soziale Beziehungen und Selbstwahrnehmungen einschreiben – in Semantiken des Selbstwerts, auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen und unique selling points, um sich von anderen abzuheben. Der Streifzug durch die Gegenwart geht mit Abstechern in die Kapitalismus- und Sexualitätsgeschichte einher, um aufzuzeigen, wie sich Begehren an Waren, Menschen und Werte bindet. Im Dreieck von Wert, Begehren und Authentizität ergründet Begehrenswert die Matrix unserer Gegenwart – und weist zugleich im alle verbindenden Begehren nach anders gelagerten, solidarischen Beziehungsweisen den Fluchtpunkt einer emanzipatorischen Perspektive auf.

Cover: Das Robinson-Paradox
  • Autor: Flahault, François
  • Anzahl Bewertungen: 1
  • Ø Bewertung: 0.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 21.09.2023
  • Genre: Politik

Das Robinson-Paradox

Nach westlicher Überzeugung geht das Individuum der Gemeinschaft voraus und nutzt Letztere lediglich zum eigenen Vorteil, um jene Güter produzieren zu können, die es benötigt – woraus dann eine progressive Ökonomie entstehe. Die Geschichte des Robinson Crusoe veranschaulicht diese Sichtweise perfekt: Als er allein auf seiner einsamen Insel strandete, baute er aus eigener Kraft mit den vorhandenen Ressourcen eine neue Zivilisation auf, errichtete Gebäude und hielt sich Nutztiere. Zugleich zeigt sich darin aber auch der tote Winkel des westlichen Denkens, ist Robinson doch (nicht nur) als Romanfigur das Produkt einer organisierten Gesellschaft, ohne die er nicht existieren würde. Dieses Paradox nutzt François Flahault für den Schluss, dass das Individuum aus der Gesellschaft hervorgeht, dass »Gesellschaft« die primäre »Natur« des Menschen bildet und dass es folglich an der Zeit ist, auch die Rolle der Ökonomie in der Gesellschaft neu zu denken. In dieser deskriptiven Analyse ergründet er die Ursprünge des modernen Individuums, stellt sich der Frage nach Genese und Existenz von »Kultur« und »Natur« für die Gesellschaft, übt Kritik an Marx' Verständnis von Gemeinschaft und begründet die Erkenntnis, ein neues soziales Denken sei mehr als überfällig.

Cover: Staat, Fortschritt, Anarchie
  • Autor: Reclus, Élisée
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 12.10.2023
  • Genre: Politik

Staat, Fortschritt, Anarchie

Im Leben wie im Denken so radikal wie kaum ein zweiter, sind Élisée Reclus' politische, anthropologische und ökologische Schriften aktueller denn je. Nach der Freiheit des Menschen strebend, lehnt er alle Autoritäten außer derjenigen der Vernunft ab und wusste schon vor 150 Jahren, dass die Menschheit auf Gedeih und Verderb ein Ganzes mit dem Planeten bildet. Mitten in der Entstehungsphase der Moderne sieht er ihre ökologische Krise voraus und regt zur Erfindung neuer solidarischer Beziehungsformen an, die über die Menschen hinaus auch die Tiere und Pflanzen einschließen. Während Reclus dabei die ökologischen und sozialen Verheerungen seiner Gegenwart anprangert, feiert er im gleichen Atemzug und allen Widerständen zum Trotz die Fortschritte der Freiheit und die Entstehung neuer Lebens- und Sozialmodelle. Für ihn ist jede Generation die »Letzte Generation«, die aber immer auch die erste einer erlösten Erde sein kann: »Menschen des Wunsches«, wie er sie nannte, Menschen, die daran arbeiten, das Ideal einer anderen Welt und einer anderen Erde zu verwirklichen.

Cover: Indigenialität
  • Autor: Weber, Andreas
  • Anzahl Bewertungen: 3
  • Ø Bewertung: 4.6
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 07.03.2024
  • Genre: Politik

Indigenialität

»Wir sind alle Wilde«, sagt Andreas Weber und verdeutlicht, dass unsere Zivilisation nicht nur die Indigenen kolonisiert hat, sondern auch unser eigenes Denken. Wenn wir die Welt wieder zu einem lebensspendenden Ort machen wollen, sollten wir das Indigene in uns selbst entdecken. »Radikale Demokratie«, »Ethik und Moral der Gemeinsamkeit«, »Gerechtigkeit«, »Ökologie der Gabe« und »Nachhaltigkeit« – um diese Begriffe kreist Webers philosophisches Plädoyer für einen offenen Austausch in einer Welt der Gegenseitigkeit, die gerade erst wieder entdeckt wird: Physiker, Biologen und Geisteswissenschaftler beginnen den ganzheitlichen Kosmos angesichts der ökologischen und gesellschaftlichen Krisen neu zu begreifen und alte Gewissheiten abzustreifen. Sich auf diese neue Weltsicht einzulassen, bietet die Chance, lebendiger Teil einer ganzheitlichen Wirklichkeit zu werden und eine ökologische Lebenskunst zu verwirklichen.
Cover: After Woke
  • Autor: Balzer, Jens
  • Anzahl Bewertungen: 12
  • Ø Bewertung: 4.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 01.08.2024
  • Genre: Politik

After Woke

Angesichts mancher Reaktionen auf das von unfassbarer Grausamkeit gekennzeichnete Massaker der islamofaschistischen Terrorgruppe Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel stellt sich vielerorts die Frage: Ist es an der Zeit, sich von jeder Art von »Wokeness« konsequent zu verabschieden? Oder gilt es nicht vielmehr, wie Jens Balzer mit kenntnisreichem Blick auf die Geschichte dieses umkämpften Begriffs darlegt, sich auf die ursprünglichen Impulse der postkolonialen und queerfeministischen Theorien zu besinnen: auf das kritische Bewusstsein für das grundsätzlich Werdende, Hybride, Mannigfaltige, Ambivalente, das aller Formierung von Identität vorausgeht?
Eindrücklich weist After Woke einen Weg vorbei an erstarrten, essenzialistischen Identitätskonzepten und zeigt: Nur indem Identität allzeit als fiktiv, fragil, fluide begriffen wird, kann sie zu einem dringend benötigten Gegenentwurf werden zu den reaktionären Kräften des identitären Denkens, die sich gerade anschicken, die Herrschaft über die Welt zu übernehmen.
Cover: Poetische Vernunft im Zeitalter gusseiserner Begriffe
  • Band: 140
  • Autor: Bodrožić, Marica
  • Anzahl Bewertungen: 5
  • Ø Bewertung: 5.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 05.04.2019
  • Genre: Autobiographie

Poetische Vernunft im Zeitalter gusseiserner Begriffe

Die gusseisernen Begriffe unserer Zeit, die sich so sehr auf der Seite des Guten wähnen, aber gar nicht mehr empfunden werden, zerstören das Gleichgewicht der Wahrheit und schicken Frequenzen der Störung aus, die sich etwa dann zeigen, wenn beispielsweise immerfort von Gleichberechtigung oder Solidarität gesprochen wird, ohne dass diese je eingelöst würden. Das entleerte Wort wird mit jeder Wiederholung nur noch leerer ins Gedächtnis eingepflanzt, bis es gänzlich in die Lüge kippt. Wer sich dieser gusseisernen Gesinnung der Leere hingibt, ohne selbst zu denken, stützt die Sprache der Lüge. Er sieht nicht mehr nach echter Sprache suchend in sich selbst hinein, sondern ertaubt mit der Zeit an der entleerten Wiederholung. Die Integrität der eigenen Wahrnehmung kann ihn dann auch nicht mehr stützen. Von einer solchen Verfasstheit regelrecht im Innen eingezäunt, ist keinerlei Aufbegehren mehr möglich - auch in sich selbst nicht.

Cover: Selbstzeugnisse
  • Band: 167
  • Autor: Malewitsch, Kasimir
  • Anzahl Bewertungen: 1
  • Ø Bewertung: 5.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 03.07.2020
  • Genre: Autobiographie

Selbstzeugnisse

Die beiden hier erstmals veröffentlichten autobiografischen Texte des durch sein wegweisendes Bild »Das Schwarze Quadrat« weltberühmten Malers Malewitsch machen überraschend klar, wie ausschlaggebend seine Kindheit in einem ukrainischen Dorf und die von ihm grenzenlos empfundene Freiheit eines Lebens in der Natur für seine Kunst waren. Noch bevor der spätere Avantgardekünstler überhaupt mit dem Wort »Kunst« in Berührung kam, erkannte er in der farbenfrohen Bauerntracht und -kunst eine Tiefe und Dichte von Emotionalität, die er später in der Abstraktion mit der »reinen« malerischen Qualität auszudrücken versuchte. Indem er auch die Ikone frei von ihrer spezifischen Ästhetik, ihrer Religiosität und Geschichte allein nach seiner individuellen Wahrnehmung bewertet, entdeckt er in ihr dieselbe Emotionalität, versteht sie daher überraschend ebenfalls als eine bäuerliche Kunst. Die Symbiose von Folklore und Ikone, deren Spiritualität und höchste Emotionalität, führten zu der seine Kunst prägenden Einsicht, dass Inhalte in der Kunst nur vorübergehend, die Kunst als solche aber zeitlos sei. Auf der Grundlage dieser Texte werden die unterschiedlichen Phasen des künstlerischen Schaffens nun neu zu bewerten sein.
Cover: Die Avantgarde der Angst
  • Band: 170
  • Autor: Bolz, Norbert
  • Anzahl Bewertungen: 110
  • Ø Bewertung: 0.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 29.10.2020
  • Genre: Politik

Die Avantgarde der Angst

Die Sorge um die Umwelt, die Panik vor der Klimakatastrophe und die Mobilisierung dagegen sind zum neuen deutschen Common Sense des 21. Jahrhunderts geworden. Doch dort, wo Einschätzungen und angemessene Reaktionsweisen überhaupt nicht mehr zur Diskussion stehen, verlässt das politische Handeln bald seine rationale Basis und schielt auf emotionale Erregungszustände, die in der entzauberten Welt sonst kaum mehr zu haben sind. In seiner philosophisch-massenpsychologischen Untersuchung analysiert Norbert Bolz das Umschlagen des ökologischen Problembewusstseins in eine kollektive Angstreligion, die die Furcht vor dem Herrn durch die Furcht vor dem Menschen und seinem Handeln ersetzt hat. Die daraus entstehende Protestbewegung unserer Tage ist nicht nur von einer fatalen Risiko und Technikfeindschaft geprägt, sie zelebriert auch einen längst vergessen geglaubten Kultus kindlicher Überlegenheit in Bezug auf Wahrheit und Moral. Vor diesem Hintergrund stellt sich einmal mehr die Frage:
Wird ›German Angst‹ zum Exportschlager oder lernen wir vom Rest der Welt Gelassenheit?
Cover: Zahlen sind Waffen
  • Band: 176
  • Autor: Dath, Dietmar
  • Anzahl Bewertungen: 18
  • Ø Bewertung: 0.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 25.02.2021
  • Genre: Politik

Zahlen sind Waffen

Vier Menschen treffen sich in einem Besprechungszimmer: »Können wir noch das Licht dimmen?« – »Das ist Licht wie bei einem Verhör.« – »Gleich implodiere ich. Komm, frag mich irgendwas.« – Jens Balzer und Lars Weisbrod stellen also Fragen, und Sibylle Berg und Dietmar Dath geben Antworten. Infrage stellen sie dabei nicht nur die Dystopie als Begriff, der letztendlich nur davon zeugt, dass man weder über die Zukunft nachdenken will, noch über die Gesellschaftsordnung. Und den Literaturbetrieb. Und die Literaturhausliteratur. Die Befindlichkeit usw. Zwei Einzelgespräche vertiefen anschließend die Themen und weiten den Horizont.

Mit Maja Beckers und Thomas Vašek spricht Dietmar Dath über Karl Marx und den Fortschritt, über Fantastik und Sozialismus und darüber, warum man Geschichten erzählen muss, um zu denken. Und Sibylle Berg erläutert, warum es trotz der Dummheit der Welt noch nicht angebracht ist, an ihr zu verzweifeln. Wie Berg und Dath die Gegenwart zerpflücken, regt nicht nur zum Denken an, es ermutigt auch zum Lachen, ein Dialog im besten Sinne: pointiert, literarisch, scharfzüngig, nach dessen Lektüre man sich am liebsten selbst mit jemandem unterhalten will. Genau darüber.
Cover: Infokratie
  • Band: 184
  • Autor: Han, Byung-Chul
  • Anzahl Bewertungen: 58
  • Ø Bewertung: 4.7
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 10.10.2024
  • Genre: Politik

Infokratie

Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran. Wir sind benommen vom Kommunikations- und Informationsrausch. Gleichzeitig spüren wir eine Ohnmacht angesichts des Tsunamis der Information, die deformative, destruktive Kräfte entfaltet. Die Digitalisierung erfasst inzwischen auch den Bereich des Politischen und führt zu massiven Verwerfungen im demokratischen Prozess. Wahlkämpfe als Informationskriege werden mit allen erdenklichen technischen und psychologischen Mitteln geführt. Social Bots, die automatisierten Fake-Accounts in den sozialen Medien, verbreiten Fake News, Hetze und Hass und beeinflussen die politische Meinungsbildung. Troll-Armeen greifen in die Wahlkämpfe ein, indem sie gezielt Desinformation betreiben. Verschwörungstheorien und Propaganda beherrschen die politische Debatte. Mittels digitaler Psychometrie und Psychopolitik wird versucht, das Wahlverhalten unter Umgehung bewusster Entscheidung zu beeinflussen. Byung-Chul Hans neuer Essay beschreibt die heutige Krise der Demokratie, indem er sie auf den digitalen Strukturwandel der Öffentlichkeit zurückführt. Han gibt der Krise einen Namen: Infokratie und verortet sie im Informationsregime als neue Herrschaftsform.

Cover: Der Pate und sein Schatten
  • Band: 187
  • Autor: van Loyen, Ulrich
  • Anzahl Bewertungen: 3
  • Ø Bewertung: 5.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 21.10.2021
  • Genre: Politik

Der Pate und sein Schatten

Weit bekannt ist die Anekdote, dass die Mafiadarsteller aus den Hollywoodfilmen ihre realen Vorbilder dahingehend beeinflusst haben, die Waffen schräg und nicht gerade zu halten. Und der Erfolg von Roberto Savianos Büchern über die Gomorrha und die Kinderclans zeugt von einem weit über Italien hinausreichenden Interesse der bürgerlichen Gesellschaft an der Struktur und den Geschichten des organisierten Verbrechens. Aber wie viel Mafia erzählt die Literatur und wie viel Literatur steckt in der Mafia? Diese auf ethnologischer Feldarbeit und literarurwissenschaftlicher Theorie gründende Reflexion liest die Werke der Briganten-Literatur, erzählt von den Paten, die ihre eigene Geschichte in Versform verfassen. Mafiakultur ist ein Sammelbegriff, der von einem Zusammenschluss außerhalb des Staates und abseits der Wohlhabenden handelt, von einer revolutionären Kraft, die auf konservativen Werten fußt: Familie, Liebe, Ehre und Rache, wo sie eben geboten ist. Es ist die Möglichkeit, die eigenen Verhältnisse zumindest
in der Vorstellung zu überwinden und Teil einer Geschichte zu werden, deren Fortschreibung eng mit der Literatur über sie verbunden ist.
Cover: Die Welt flach legen
  • Band: 191
  • Autor: Zons, Raimar
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 31.03.2022
  • Genre: Sonstiges

Die Welt flach legen

Wir kartografieren, vermessen, rechnen, programmieren und wir schreiben – auf künstlichen Flächen. Wir verdanken ihnen unsere primären Kulturtechniken: Bild, Schrift, Ziffer. Sie ermöglichen es uns, die Welt von außen zu sehen, ein ungeheures Werkzeug, das es uns zu erlauben scheint, sie durch und durch zu beherrschen. Aber machen wir nicht mehr und mehr die Erfahrung, dass wir es sind, die von unseren Berechnungen und Algorithmen beherrscht werden?

Raimar Zonsʼ Essay beschreibt unterschiedliche Verflachungsereignisse: der Tiefe, des Grundes, der Kultur und der Künste, der globalen Welt. Er richtet den Blick nicht auf die offensichtlichen Errungenschaften der künstlichen Flächen, sondern auf unser verändertes Weltverhältnis, unser Inder-Welt-Sein. Denn die Verflachung der Welt ist auch eine Verlustgeschichte, in der unsere Lebendigkeit auf dem Spiel steht.
Cover: Keine Macht der Moral!
  • Band: 196
  • Autor: Bolz, Norbert
  • Anzahl Bewertungen: 63
  • Ø Bewertung: 4.4
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 23.09.2021
  • Genre: Politik

Keine Macht der Moral!

Ist Politik moralisch? Keinesfalls, meint Norbert Bolz. Sie ist vielleicht ideologisch, Kampfplatz widerstreitender Interessen – aber gut und schlecht sind hier keine Tatsachen, sondern bestenfalls Verhandlungssache. In seinem neuen Essay fordert der streitbare Philosoph und Medienwissenschaftler daher die Emanzipation der Politik von der Moral und stellt sich damit in die Tradition der Staatsräson von Machiavelli bis Max Weber. Bolz kritisiert die Rhetorik von Protestbewegungen und NGOs, deren Waffe die Emotionalisierung und Moralisierung politischer Fragestellungen ist und deren Verachtung der Realpolitik gilt. Die Politisierung aller Lebensbereiche und die damit einhergehende Moralisierung aller Politik führt zur Entdifferenzierung unserer gesellschaftlichen Verhältnisse. Mit Blick auf die (Theorie-)Geschichte unserer westlichen Demokratien von Aristoteles über Machiavelli und Hobbes bis Rousseau und Schmitt zeichnet Bolz die Entwicklung des Verhältnisses von Politik und Moral nach. Der Autor knüpft damit an seinen Essay »Die Avantgarde der Angst« an und gibt seinen dortigen Überlegungen einen theoretischen Überbau.
Cover: Der Edle und der Ochse
  • Band: 202
  • Autor: Schmidt-Glintzer, Helwig
  • Anzahl Bewertungen: 1
  • Ø Bewertung: 5.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 03.03.2022
  • Genre: Politik

Der Edle und der Ochse

Die Kommunistische Partei Chinas ist heute die einzige verbliebene Kommunistische Partei von Weltrang. Doch die von ihr auf Gedeih und Verderb verfolgte Modernisierung des Landes ist dabei nur als Teil eines chinesischen Elitenkonzeptes zu verstehen. Obwohl das Konzept seine Wurzeln in der Antike hat, formierte sich das Selbstverständnis dieser Edlen, welches seit jeher mit der Einsatzbereitschaft des Ochsen in Zusammenhang gebracht wird, im Zuge der Suche nach einem neuen China vor etwa 100 Jahren neu. Nach Phasen radikaler Abkehr von allen Traditionen gibt es zuletzt eine Neubesinnung auf bewährte Muster und vertraute Umgangsformen. Trotz etlicher Irrwege haben die Partei und die sie tragenden Eliten eine beispiellose wirtschaftliche Entwicklung vorangetrieben und China zur Weltmacht gemacht.
In seinem fulminanten Essay lotet Helwig Schmidt-Glintzer aus, auf welchem moralischen Fundament und mit welchem Wertekompass die Partei dieses Vielvölkerreichs in eine Moderne ohne Vorbild führt. Die Lösung unserer globalen Krisen wird nicht zuletzt mithilfe Chinas erfolgen müssen. Der Edle und der Ochse ist eine unverzichtbare Lektüre für unser Verständnis des chinesischen Modernitätsmodell.
Cover: Aus der Elendsgeschichte des deutschen Privatdozenten: Prosastücke zum denkwürdigen Schicksal des Friedrich Eduard Beneke
  • Band: 203
  • Autor: Mehring, Reinhard
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 21.07.2022
  • Genre: Politik

Aus der Elendsgeschichte des deutschen Privatdozenten: Prosastücke zum denkwürdigen Schicksal des Friedrich Eduard Beneke

Friedrich Eduard Beneke (1798–1854) ist eine historisch bezeugte Gestalt der Berliner Universitäts- und Philosophiegeschichte. Als Hegel-Opfer blieb er zeitlebens unbesoldet. Dabei hätte er ein besseres Schicksal verdient als ein Ende im Landwehrkanal. Die Elendsgeschichte, die Reinhard Mehring kongenial erzählt, rettet die Bruchstücke unseres biografischen Wissens in die Poesie. Sie skizziert dafür das Programm einer satirischen Umwertung des gängigen Kanons und erzählt im Anschluss in Prosaminiaturen von Benekes erbarmungswürdigem Leben im vormärzlichen Berlin, seinem tragischen Tod und der abgebrochenen Wirkungsgeschichte, die nicht die Netzwerke und Institutionen fand, die andere geschickter bedienten. Mehrings Rekonstruktion führt uns bis in die 1990er-Jahre der Humboldt-Universität zu Berlin. So arbeitet der Text an einer multiperspektivischen Betrachtung der Philosophiegeschichte, in der nicht der Zwang des Arguments zählt, sondern die Kontingenz der Umstände.
Cover: Unherrschaft und Gegenherrschaft
  • Band: 205
  • Autor: Mühlfried, Florian
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 27.10.2022
  • Genre: Politik

Unherrschaft und Gegenherrschaft

Herrschaftsmisstrauen ist in Zeiten von Corona suspekt geworden. Wo Schamaninnen neben Reichsbürgern demonstrieren, wird Querdenken zum Albtraum. Dabei gerät schnell das politische Potenzial von Misstrauen aus den Augen. Als internalisierte Gegenherrschaft trägt es wesentlich zur demokratischen Kontrolle bei. Und als Praxis der Unherrschaft wirkt es der Verhärtung von Herrschaft entgegen. Während Gegenherrschaft zum Repertoire des Liberalismus gehört, ist Unherrschaft eine unideologische Form des Anarchismus. Auf der Grundlage von Fallmaterial aus dem Kaukasus werden Wege skizziert, Misstrauen in politisches Engagement zu überführen.

Florian Mühlfried erweitert in diesem engagierten Essay Denkhorizonte und lädt ein, politische Formen jenseits der aktuellen Ordnungen neu zu denken. Es geht dabei um Alternativen zur politischen Ordnung, ohne die Ordnung der Anderen zum Leitfaden zu nehmen, sondern die Wirkmächte alternativer Praxen zu begreifen. Damit wirkt er auch einer Monopolisierung der »Alternative« zur aktuellen politischen Ordnung durch rechtsnationale Parteien entgegen.
Cover: Politische Körper
  • Band: 206
  • Autor: Govrin, Jule
  • Anzahl Bewertungen: 2
  • Ø Bewertung: 5.0
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 26.05.2022
  • Genre: Politik

Politische Körper

Wie verwundbar unsere Körper sind, verdrängen wir im Alltag, wo wir nur können. Doch die Pandemie hat uns diesen Umstand schmerzhaft ins Gedächtnis gerufen: Wird schon das Ein- und Ausatmen zur Gefahr, erscheint jedes Miteinander bedrohlich. Zugleich wird sicht- und mehr noch spürbar, wie sehr wir auf Begegnungen und Berührungen angewiesen sind. So tritt eine Ambivalenz zutage, die zum philosophischen Ausgangspunkt für Jule Govrins Nachdenken über Körper und Politik wird: Verletzbar zu sein vereint alle Körper, in unserer Körperlichkeit scheint damit ein Moment radikaler Gleichheit auf. Doch Gegenwart und Geschichte sind von Mechanismen bestimmt, die darauf abzielen, Körper ungleich zu machen. Govrins aufwühlender Essay lenkt die Aufmerksamkeit darauf, wie politische Bilder und ökonomische Praktiken Körper formen. Zugleich eröffnet dieser Blick Aussichten auf einen Universalismus von unten, wie er sich in aktuellen feministischen Protestbewegungen abzeichnet. Ausgehend von der Erkenntnis, dass unsere Körper durch einander verwundbar und voneinander abhängig sind, wird die Sorge um sie zum Dreh- und Angelpunkt globaler Solidarität.
Cover: Ethik der Appropriation
  • Band: 207
  • Autor: Balzer, Jens
  • Anzahl Bewertungen: 30
  • Ø Bewertung: 4.4
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 18.08.2022
  • Genre: Politik

Ethik der Appropriation

Die Rede von kultureller Aneignung ist allgegenwärtig. Infrage steht mit ihr gerade für eine progressive politische Position die Legitimität kultureller Produktion, die sich an den Beständen anderer, ihr »fremder« Traditionen bedient. Während viele diese als eine Form des Diebstahls an marginalisierten Gruppen kritisieren, weisen andere den Vorwurf zurück: Er drücke eine Vorstellung von Identität aus, die Berührungspunkte mit der völkischen Rechten aufweise. Tatsächlich, so zeigt Jens Balzer, beruht jede Kultur auf Aneignung. Die Frage ist daher nicht, ob Appropriation berechtigt ist, sondern wie man richtig appropriiert. Kenntnisreich skizziert Balzer im Rückgriff auf die Entstehung des Hip Hop wie auf die erstaunliche Beliebtheit des Wunsches, »Indianer« zu sein, in der bundesdeutschen Nachkriegszeit eine Ethik der Appropriation. In ihr stellt er einer schlechten, weil naturalisierenden und festlegenden, eine gute, ihre eigene Gemachtheit bewusst einsetzende Aneignung entgegen. Ausgehend von dem Denken des Kreolischen Édouard Glissants und Paul Gilroys »Schwarzem Atlantik« sowie der Queer Theory Judith Butlers wird eine solche Aneignungsethik auch zur Grundlage eines aufgeklärten Verhältnisses zur eigenen Identität.
Cover: Proletkult vs Neoliberale Denkpanzer
  • Band: 207
  • Autor: Meier, Luise
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 26.01.2023
  • Genre: Politik

Proletkult vs Neoliberale Denkpanzer

Das erste Prinzip, das der Neoliberalismus zu seiner Verteidigung aufrichtet, ist, dass wir nur beschreiben, nicht aber eingreifen können. Luise Meiers Gegengift gegen die Ideologie der Passivität ist eine Denkform der kollektiven Demontage. Der Proletkult verwehrt sich einem Verständnis der Menschen als isolierte, auf Konsum reduzierte Individuen und sprengt damit gleichermaßen den Denkpanzer, den die neoliberale Ideologie uns beharrlich anlegt. Erst die entschiedene Taktlosigkeit gegenüber Behauptungen von Rationalität und Alternativlosigkeit überkommener Hierarchien, Lebens- und Beziehungsformen öffnet einen Raum für das revolutionäre Wagnis: die bewusste Aneignung menschlicher Formen des Zusammenlebens, Zusammenarbeitens – auch mit der Natur.
Nach Inbetriebnahme der MRX Maschine mobilisiert Luise Meier in ihrem rasanten, neuen Essay den Proletkult für den Ausbruch aus dem Denkpanzer des Neoliberalismus. Denn dieser erlaubt uns den kühnen Gedanken, dass es möglich ist, unser soziales Leben durch eine kollektive, experimentelle Praxis des verknüpften Denkens, Lernens, Kunstmachens und Arbeitens bewusst zu formen.
Cover: Sprachwandel und Kulturwandel
  • Band: 210
  • Autor: Vossler, Karl
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 13.10.2022
  • Genre: Politik

Sprachwandel und Kulturwandel

Was ist Sprache und was ihr Verhältnis zu Wahrheit? Ist Sprache unser Zugang zu Wahrheit oder das Hindernis, das es zu überwinden gilt?
Der prominente Romanist Karl Vossler streitet sich 1916 mit seinem jüngeren Kollegen Leo Spitzer über diese grundsätzlichen Fragen der Sprachwissenschaft und gemeinsam legen sie mit den beiden vorliegenden Texten einen Grundstein für das aktuelle Nachdenken über Sprache, Macht und ihre politischen Dimensionen.
Im Rückgriff auf Vossler und Spitzer zeigt der Romanist und Literaturtheoretiker Gerhard Poppenberg, wie die lauten Rufe nach geschlechtergerechter Sprache und der mindestens genauso heftige Widerstand dagegen im Kontext dieser Grundfragen zu verstehen sind. Indem er uns so die Kraft der Sprache und den Einfluss, den die Gemeinschaft der Sprechenden seit jeher auf Kultur- und Sprachwandel hat, vor Augen führt, plädiert er für etwas mehr Gelassenheit in den gegenwärtigen Debatten.
Cover: Lücken im Verhau
  • Band: 212
  • Autor: Böhringer, Hannes
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 02.02.2023
  • Genre: Ratgeber

Lücken im Verhau

Was fehlt? Was ist unter den Tisch gefallen und liegt nun unbeachtet am Boden? Hannes Böhringer geht in den hier versammelten Essays dieser Frage nach und folgt damit dem unermüdlich umherziehenden und fragenden Sokrates, der am Ende seiner Unterhaltungen aufhebt, was unverstanden übrig geblieben ist, damit es nicht wieder zu Boden fällt und dort vergessen wird. Den Boden im Blick zu behalten und unter sich zu spüren führt zu einer Philosophie des Alltäglichen und Gewöhnlichen. Es geht um Türschwellen, die man sich nicht zu überschreiten oder -denken traut, oder um Schuhe und Jacken: Ist die Philosophie selbst ein alter Schuh, das Christentum eine abgetragene Jacke? Sitzen sie vielleicht nicht mehr richtig?
In seinen Essays verbindet Böhringer die Phänomenologie des Alltags und seiner Dinge mit Reflexionen auf deren Sinnbildlichkeit in einer lebendigen und zugänglichen Sprache. »Scherzhaft-ernsthaft« – so charakterisierte Platon seinen Sokrates. Wie dieser macht Hannes Böhringers Kunst der Einfachheit vor den großen Fragen nur scheinbar halt, sein Denken führt an die Wiege der Philosophie zurück und schenkt dem Leser keine Antworten, sondern Fragen.
Cover: Augenmaß
  • Band: 238
  • Autor: Metz, Christian
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 19.09.2024
  • Genre: Politik

Augenmaß

Seien es der Ausstieg aus der Atomkraft oder die Maßnahmen während der Coronapandemie: Alles soll mit Augenmaß beschlossen und durchgesetzt werden. Wer das Augenmaß hat, macht angemessene Politik, so die Behauptung, die Helmut Schmidt, Angela Merkel und Robert Habeck überraschend als Verbündete im Geiste erscheinen lässt. Christian Metz geht der Praxis und Ästhetik des Augenmaßes in einer luziden Genealogie nach. Statt der Sprachformeln der politischen Extremen, die sonst im Fokus der Forschung stehen, rückt er die Rhetorik der Mäßigung und Ausgewogenheit in den Mittelpunkt. Auch sie birgt ihr eigene Gefahren, denn wer die Entscheidung mit Augenmaß in den Blick bekommt, erkennt, warum man mancher politischen Maßnahme zustimmt, obwohl sie noch so vage, zukunftsoffen oder abwegig erscheinen mag. Das Augenmaß schafft Vertrauen, nicht immer zu Recht.

Cover: Wählen und Verdienen
  • Band: 239
  • Autor: Shklar, Judith N.
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 19.09.2024
  • Genre: Politik

Wählen und Verdienen

Judith N. Shklars Wählen und Verdienen beschreibt Staatsbürgerschaft als dynamischen Prozess, in dem marginalisierte Gruppen sich das Recht, vollgültige Bürger zu sein, immer wieder erkämpfen müssen. In den USA geschah dieser Kampf stets vor dem Hintergrund der Sklaverei, die, anders als in Europa, gerade keine bloße Metapher war, sondern als Symbol drohender Entrechtung über allen politischen Auseinandersetzungen schwebte. Dabei ist für Shklar das Wahlrecht nur ein Aspekt von Staatsbürgerschaft. In einer Arbeitsgesellschaft hat allein derjenige eine soziale Stellung, der auch für ein Einkommen sorgen kann. Das Recht auf Arbeit bildet somit eine Voraussetzung zu politischer Teilhabe. 


Prägnant und äußerst aufschlussreich führt uns Judith N. Shklar vor Augen, dass Wählen und Verdienen Merkmale von moderner Staatsbürgerschaft sind. Das eine setzt das andere voraus: Nur wer verdient, gilt als vollwertiger Bürger.

Cover: Die ursprüngliche Wohlstandsgesellschaft
  • Band: 241
  • Autor: Sahlins, Marshall
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 26.09.2024
  • Genre: Politik

Die ursprüngliche Wohlstandsgesellschaft

Mit diesem kurzen Text, der in den 1970er-Jahren als erstes Kapitel eines ganzen Bandes zu den Stone Age Economics erschien und erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt, bricht Marshall Sahlins mit dem vorherrschenden ökonomischen Paradigma, dass mehr Arbeit auch mehr Wohlstand bringt. Denn bis heute wird es weltweit täglich Lügen gestraft, was der Annahme von der ursprünglichen Wohlstandgesellschaft die Brisanz verleiht, die sie noch immer hat: Was wäre, wenn wir immer schon reich gewesen sind? Und was verschiebt sich, wenn wir Armut nicht als eine geringe Menge an Gütern im Besitz Einzelner begreifen, sondern als ein Verhältnis zwischen den Menschen? Was der weltberühmte Anthropologe anhand empirischer Beispiele entwirft, stellt einen radikalen theoretischen Bruch mit dem Höher-Schneller-Weiter dar, das die westliche Konsumgesellschaft vorantreibt.

Wenn es neben der Befriedigung von Bedürfnissen durch immer größere Produktion noch einen anderen Weg gibt, dann sollten wir ihn gerade angesichts der Vernutzung unseres Planeten und der Ungleichheit in der Verteilung von Teilhabe wieder in Betracht ziehen: dass Reichtum auch darin bestehen kann, weniger zu begehren.

Cover: Kanaga Berlin
  • Band: 242
  • Autor: Albers, Irene
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 01.08.2024
  • Genre: Politik

Kanaga Berlin

Eine seltsame Kreatur krabbelt über die Buchrücken von Matthes & Seitz: Seit 1977 verwendet der Verlag die Zeichnung einer Maske der Dogon (im heutigen Mali) vom Typ »Kanaga« als Signet. In der gleichen Zeit wurde das Zeichen zu einem, wenn nicht sogar  dem Symbol eines dekolonisierten afrikanischen Selbstbewusstseins.

Dieser von Irene Albers herausgegebene Band versammelt Text- und Bilddokumente zur Provenienz und Bedeutungsvielfalt des Kanaga-Zeichens. Fasziniert von den Masken der Dogon pausten Marcel Griaule und Michel Leiris 1931 die farbigen Wandzeichen in verschiedenen Höhlen in der Nähe von Bandiagara ab und versuchten, sie zu dechiffrieren. Die Graffiti fanden sich dann in einer der Mission Dakar-Djibouti gewidmeten Ausgabe der Zeitschrift  Minotaure , der Axel Matthes später sein Verlagssignet entnahm. Auch andere wussten die emblematische Kraft des Zeichens zu nutzen: 1947 wählte Alioune Diop aus der gleichen Zeitschrift ein ähnliches Graffiti als Logo für den Verlag Présence africaine. Sylvie Kandé und Éric Jolly geben Einblicke in die globale Zirkulation des Zeichens, während der Künstler Mansour Ciss Kanakassy (Berlin/Dakar) sich den Berliner Kanagas widmet.

Cover: Ironie und Wahrheit
  • Band: 242
  • Autor: Schmidt-Glintzer, Helwig
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 19.09.2024
  • Genre: Politik

Ironie und Wahrheit

»Der Westen hält sich selbst für nüchtern und rational, beruft sich auf das Erbe der europäischen Aufklärung, sieht sie verwirklicht in Freiheitsbewegungen und demokratischen Institutionen – und wundert sich darüber, dass die so realisiert geglaubten Werte nun nicht in aller Welt Anklang finden.« Dass der Westen und mit ihm sein Universalitätsanspruch seine Grenzen haben, zeigt sich vielleicht nirgends so deutlich wie in der Auseinandersetzung mit China. Helwig Schmidt-Glintzer deutet auf einen Ausweg aus der keineswegs unvermeidlichen Konfrontation. Der Schlüssel zur Überwindung des Trennenden, so argumentiert er, liegt in Ironie und Distanznahme – und hierzu ist China durch seine Schriftkultur besonders disponiert. Ironie und Wahrheit plädiert für eine Neukonzeption eines wirklich globalen Universalismus.
Cover: Etwas Besseres als der Optimismus
  • Band: 244
  • Autor: Paoli, Guillaume
  • Anzahl Bewertungen: 0
  • Ø Bewertung:
  • Medium: Buch
  • Veröffentlicht: 31.10.2024
  • Genre: Politik

Etwas Besseres als der Optimismus

Kritisches Denken ist unwillkommen. Vom Dauerfluss der schlechten Nachrichten klinken sich immer mehr Menschen aus, während in allen Tonarten die Aufforderung wiederholt wird: »Optimismus ist Pflicht« – eine unverhohlene Drohung gegen alle, die als Pessimisten gelesen werden. Stimmungsmache hat vor Meinungsbestimmung Vorrang. Doch werden mit der Prädominanz der Gefühle implizite Ansichten geschmuggelt, die es bloßzulegen gilt. Der Optimismus ist nicht nur Gemüt oder Haltung, sondern ein Begriff, der auf die Leibnizsche Theodizee zurückführt und fatalistische Akzeptanz des Bestehenden verlangt. Gegen den Optimismus vorzugehen, heißt nicht sich dem Pessimismus zu ergeben, sondern sich von dieser plumpen Alternative freizumachen.

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